Jazzwochen Eintauchen in raffiniert verflochtene Melodien

Saarwellingen · Das „Trevor Anderies European Ensemble“ spielte anlässlich der 15. Saarwellinger Jazzwochen im Alten Rathaus.

 Das Trevor Anderies European Ensemble (von links): Pierre-Alain Goualch, Gautier Laurent, Johannes Müller und Trevor Anderies.

Das Trevor Anderies European Ensemble (von links): Pierre-Alain Goualch, Gautier Laurent, Johannes Müller und Trevor Anderies.

Foto: Johannes A. Bodwing

Etwa drei Dutzend Zuhörer waren es, die trotz vereister Straßen den Weg zum zweiten Konzert der 15. Saarwellinger Jazzwochen ins Alte Rathaus gefunden hatten. Den Start in die Veranstaltungsreihe machte am 23. Februar das „Broersen-Weindorf Quartett“. Dem folgte am 25. Februar das „Pascal Klewer Trio“. Nun stand ein Ensemble an, das sich allein schon durch das ausgefeilte Schlagzeugspiel abhob. Das „Trevor Anderies European Ensemble“ kombinierte Kontrabass (Gautier Laurent), Klavier (Pierre-Alain Goualch), Schlagzeug (Trevor Anderies) und Saxophon (Johannes Müller). In dieser Kombo zeigte nicht nur jeder Musiker seine Virtuosität am Instrument. In immer neuen Variationen schufen sie Atmosphären und Stimmungen, denen Schlagzeuger Anderies unverwechselbare Nuancen verlieh. Mal schuf er mit Besen sanfte Klänge am Becken, mal setzte er mit Schlägeln kräftige Paukenschläge oder fügte mit Drumsticks harte dominante Akzente bei. Das exzellente Spiel des in Los Angeles lebenden Musikers basiert auf einer stilistischen Palette, die von Avantgarde-Jazz bis Klassik und Soul reicht. Dazu kommen musikalische Einflüsse aus Indien und Ghana sowie die Spiritualität des Buddhismus.

In Hemd und Krawatte saß Anderies aufrecht am Schlagzeug, wie ein Sachverwalter ausgefeilter Drumtechnik. Den Kontrabass umarmt stand Laurent ein wenig im Hintergrund. Seine melodiös arrangierte Spielweise stimmte er immer wieder mittels Blickkontakten mit Pianist Goualch ab. Der war meist über die Tasten seines elektronischen Klaviers gebeugt und fügte dem Konzert ausgefallene Akkorde und rasende Tonfolgen bei sowie fein abgestimmte Melodien.

In dieses ausgewogene Trio passte Johannes Müller gekonnt sein Saxophon ein. Je nach Stimmung ließ er es winseln und flüstern oder trieb es zu hohen fast aggressiven Tönen. Nach solchen Passagen zog er sich häufig aus dem Scheinwerferlicht zurück und verfolgte von außen, wie das verbliebene Trio die variantenreichen Klangwelten fortsetzte.

„Das ist ein komplexes Programm“, umschrieb Johannes Müller die Musik. Und die erforderte es von den Zuhörern, in raffiniert verflochtene Melodien einzutauchen. Die einzelnen Titel stammten vom neuen Album des Schlagzeugers mit dem Titel „Samsara“. Dazu gehörte das temporeiche „Romaine‘s Hang“, das mit einem beeindruckenden Basssolo eröffnete „Socolastica“ und das swingende „Loss of a Tooth“. Letzteres ist eine Komposition von Johannes Müller, die er zu einem gezogenen Zahn geschrieben hat. Weitere Termine der 15. Saarwellinger Jazzwochen sind „The Dizzy Krisch Vibraphon Quartet“ am Freitag, 9. März, 20 Uhr, Eintritt zehn und acht Euro, sowie „Crimson Moments“ am Sonntag, 11. März, 11 Uhr, Eintritt frei.

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