Kirche St. Pius in Saarwellingen Kirche St. Pius wird verkauft und abgerissen

Saarwellingen · Die Lebenshilfe kauft die Filialkirche in Saarwellingen und baut stattdessen einen neuen Kindergarten. Noch in dieser Woche sollen die Verträge unterschrieben werden.

 Die Filialkirche St. Pius in Saarwellingen mit eigenständigem Glockenturm wird an die Lebenshilfe verkauft und abgerissen.

Die Filialkirche St. Pius in Saarwellingen mit eigenständigem Glockenturm wird an die Lebenshilfe verkauft und abgerissen.

Foto: Johannes A. Bodwing

Als „eine Abstimmung mit den Füßen“ bezeichnete Pfarrer Bernd Seibel die Entwicklung von Pfarrei und Kirche St. Pius in Saarwellingen. Am Sonntagmittag informierte er im Gotteshaus zusammen mit Verwaltungs- und Pfarrgemeinderat sowie Lebenshilfe Kreis Saarlouis über das bevorstehende Ende für die zweite Kirche im Ort Saarwellingen. Bereits am 13. Oktober werde Weihbischof Robert Brahm in einem letzten Gottesdienst die Profanierung durchführen, kündigte Seibel in der mit rund 40 Personen besetzten Pfarrversammlung an. Durch die Profanierung wird die Kirchenweihe von St. Pius rückgängig gemacht. Sie wird somit zu einem weltlichen Gebäude.

Erst vor 60 Jahren war der Grundstein der Kirche gelegt worden. Ihre Entstehung geht zurück auf das in der Nachkriegszeit in Richtung Primstal entstandene Wohnviertel. Dessen Bewohner gründeten 1957 einen Kirchenbauverein. Zum Patron der Kirche wurde Papst Pius X. 1992 erfolgte eine grundlegende Restaurierung des Innenraumes, 2002 wurde er erneut umgestaltet. Das Bistum Trier hatte die Pfarrei und Kirchengemeinde St. Pius zum 1. September 2007 aufgelöst. St. Pius gehört seither zur neu gebildeten Pfarrei und Kirchengemeinde St. Blasius und Martinus. Dies ist Teil der bistumsweiten Umstrukturierungen. An deren Ende soll es im Jahr 2022 nur noch 35 große Pfarreien geben.

„Wir trennen uns nicht von irgendwas“, fasste Seibel die Grundstimmung zusammen, „sondern von einer Kirche, mit der Menschen eine Heimat verbinden.“ Schon seit Jahren hätten sich die Pfarrräte mit der Frage beschäftigt, wie lange in Saarwellingen zwei Kirchen zu halten seien. Zu den Problemen gehöre sowohl die finanzielle Seite als auch das Fehlen von Priestern. Andererseits besuchten nur noch wenige Menschen die Gottesdienste. In St. Pius waren es laut Seibel in den letzten Wochen vier bis zehn Besucher in den Werktags-Gottesdiensten. „Aber auch in den Sonntagsmessen lassen sich zurückgehende Besucherzahlen feststellen.“

Schon 2014/15 ging es in Sitzungen von Verwaltungsrat und Pfarrgemeinderat um eine Schließung. Doch am liebsten erst dann, wenn ein Käufer für die Kirche vorhanden sei. Dieser Glücksfall ergab sich mit den Plänen der Lebenshilfe im Landkreis Saarlouis. Die will Pfarrhaus, Kirche und Gelände von St. Pius kaufen. Im Pfarrhaus plant die Lebenshilfe eine integrative Kinderkrippe für 32 Kinder zwischen acht Monaten und drei Jahren. Das Gebäude sei in keinem guten Zustand, sagte der Vorsitzende der Lebenshilfe, Roland Steinmetz. „Und nicht behindertengerecht.“ Deshalb werde es entkernt und im Inneren neu aufgebaut. Nach Fertigstellung kommen vier Gruppen in der integrativen Krippe unter. Die Baukosten dafür gab Steinmetz mit rund 2,4 Millionen Euro an.

Die Kirche selbst wird komplett abgerissen. Dort entsteht ein moderner Kindergarten der Lebenshilfe im Kreis Saarlouis. Doch die Größe sei noch nicht geklärt, sagte Steinmetz. Auch zum Kaufpreis gebe es noch keine konkreten Zahlen. Als ungefährer Rahmen wurden am Sonntag „wenige hunderttausend Euro“ genannt. Ende dieser Woche sollen die Verträge unterschrieben werden. Danach geht es in die Detailplanung. Erst dann können seriöse Zahlen ermittelt werden.

Rund 7800 Quadratmeter umfasst das gesamte Gelände. Davon wird die Gemeinde Saarwellingen noch ein Stück aufkaufen für den benachbarten Kindergarten St. Pius. Der bleibe erhalten, versicherte Bürgermeister Manfred Schwinn auf Nachfrage eines Zuhörers. Das sei nötig wegen steigender Geburtenzahlen.

Es werde versucht, sagte der Vorsitzende des Pfarrgemeinderates, Gerhard Maiworm, „möglichst alle beweglichen Gegenstände einer neuen Nutzung zuzuführen“. Die große Statue von St. Pius rechts des Altars werde in St. Blasius aufgestellt, als „Zeichen der Verbundenheit“. Nicht veräußerlich seien beispielsweise liturgische Objekte für die Gottesdienste. Dagegen hätten die Lebenshilfe und die Zivilgemeinde bereits die Verwendung von Glocken aus dem einzeln stehenden Glockenturm angemeldet. Die sechs großen Glasfenster seien wohl nicht als Ganzes zu erhalten, bedauerte Maiworm. Doch einzelne Motive ließen sich individuell heraustrennen und neu einfassen.

 Bei der Pfarrversammlung in St. Pius Saarwellingen erfuhren die Gemeindemitglieder am Sonntag Einzelheiten über den Verkauf der Kirche.

Bei der Pfarrversammlung in St. Pius Saarwellingen erfuhren die Gemeindemitglieder am Sonntag Einzelheiten über den Verkauf der Kirche.

Foto: Johannes A. Bodwing

Wer Objekte aus St. Pius erwerben möchte, kann dies am 28. August tun. Nach dem Gottesdienst zum Patronatsfest gibt es Gelegenheiten zum Kauf.

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