Bis zu der letzten Schicht dabei

Ensdorf/Falscheid · Wenn im Juni die Kohle-Ära im Saarland endet, blickt ein gebürtiger Pfälzer auf 29 Jahre Tätigkeit im Bergbau zurück. Volker Hagelstein, der letzte Werksmarkscheider im Saarrevier, hat noch bis ins nächste Jahr hinein zu tun.

Ensdorf/Falscheid. Als Volker Hagelstein im Rahmen seines Studiums des Markscheidewesens im Jahre 1976 ein Praktikum vom Ney-Schacht aus im Kohleabbaugebiet Dilsburgfeld leistete, ahnte er nicht, dass seine Karriere 36 Jahre später im gleichen Bereich enden würde. Der in Speyer geborene Werksmarkscheider des Bergwerks Saar wechselte 1981 endgültig ins Saarland, um nach erfolgreichem Studium an der Technischen Universität Clausthal-Zellerfeld ein zweijähriges Referendariat beim Oberbergamt zu absolvieren. Diese Tätigkeit war eine weitere Voraussetzung für die staatliche Anerkennung als Markscheider. 1983 trat er in die Dienste der damaligen Saarbergwerke.Wie kam der Mann aus Speyer, der ursprünglich im Vermessungswesen seine berufliche Zukunft sah, in den saarländischen Bergbau?

Die Antwort von Hagelstein ist kurz, aber einleuchtend: "Die Renaissance der Kohle infolge der Ölkrise in den 1970er Jahren veranlasste mich zum Bergbaustudium. Meine 200 Praktikumsschichten im Neyschacht haben zudem mein Interesse am Kohleabbau noch gestärkt." Wie sich der 55-Jährige erinnert, begann sein Praktikum keineswegs vielversprechend. "Meine erste Schicht unter Tage hat mich so sehr geschlaucht, dass ich am zweiten Tag zu spät kam und gleich eine Zigarre vom Obersteiger erhielt."

Karriere im Saarland

Dennoch: Der Mann vom Rhein machte im saarländischen Bergbau Karriere. Er stieg vom zweiten Werksmarkscheider im Bergwerk Warndt zum Werksmarkscheider auf und erhielt 1993 noch die Verantwortlichkeit für Luisenthal dazu, ehe er 2004 zum Werksmarkscheider im Bergwerk Saar berufen wurde. Im Laufe seines Berufslebens hat Hagelstein den Nachkriegshöhepunkt des Kohleabbaus an der Saar und den Niedergang hautnah miterlebt. Als Markscheider musste er sich unter anderem auch mit den Auswirkungen der Bergbauaktivitäten auf die Tagesoberfläche befassen.

Ein schlimmes Ereignis

Das verheerende Grubenbeben von 2008 im Raum Saarwellingen, das letztlich zum Ende der Steinkohleförderung führte, war für den Mann, der vom und für den Bergbau lebt, ein schlimmes Ereignis, wie er im Rückblick bekennt: "Die Erderschütterungen haben mir viel Kummer bereitet. Die RAG versuchte in jenen Februartagen mit allen technischen Möglichkeiten die Beben abzumildern, leider aber vergeblich - wir steckten in einem tiefen Dilemma. Einerseits mussten die Arbeitsplätze unserer Mitarbeiter und die in der Zulieferindustrie erhalten und andererseits die Belange der Bergbaubetroffenen berücksichtigt werden. Der Ausstieg war richtig."

Hagelstein wird seine Tätigkeit noch bis 2013 weiterführen, ehe er in den Vorruhestand geht. Er glaubt, dass er nicht der letzte seines Standes im Saarland sein wird, da das Wissen der Markscheider bei der Gewinnung erneuerbarer Energien wie zum Beispiel von Methangas auch weiterhin gefragt sein wird.

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