Zehn Jahre Café Vergissmeinnicht feiert Geburtstag

Saarwellingen · Längst ist das Projekt für Demenzkranke in Saarwellingen eine Einrichtung, die sich bestens bewährt hat und erfolgreich ist.

 Bei den Treffen in Saarwellingen nimmt immer auch die Musik einen wichtigen Platz ein.

Bei den Treffen in Saarwellingen nimmt immer auch die Musik einen wichtigen Platz ein.

Foto: Merkel Carolin/Carolin Merkel

Wenn das Café Vergissmeinnicht Saarwellingen, eine Einrichtung des DRK-Kreisverbands Saarlouis, am Samstag, 1. September, ab 11.30 Uhr seinen zehnten Geburtstag mit einem Fest für geladene Gäste, Besucher, Angehörige und ehrenamtliche Helfer feiert, dann werden auch Helga und Otmar Thiery mit dabei sein. Das Ehepaar hat sich von der ersten Stunde an für das Café in Saarwellingen eingesetzt und hat es, wie Helga Thiery betont, nicht einen Augenblick bereut.

„Die passenden Menschen am richtigen Fleck“, nennt es Anke Even, Leiterin des Demenzprojekts. Sie kommt immer gern nach Saarwellingen, gerade auch, weil sich das Ehepaar Thiery, aber auch das daraus entstandene Team aus ehrenamtlichen Demenzbegleitern harmonisch und engagiert um die Besucher und Angehörigen kümmern – und das seit einem Jahrzehnt. „Beim ersten Treffen hatten wir drei Besucher und waren fünf Betreuer“, erinnert sich Thiery an das erste Café im Oktober 2008.

Vorbereitet hatten sich die Helfer in einem Kurs für Demenzbegleiter. Das Angebot in Saarwellingen ging bereits recht bald nach der Eröffnung der ersten Café-Einrichtung in Saarbrücken an den Start. Aufmerksam geworden ist Helga Thiery auf die Schaffung des Angebots durch einen Zeitungsbericht, hier wurden helfende Hände gesucht. „Ich komme aus dem Bereich Altenpflege, wollte mich ehrenamtlich engagieren, was hätte da besser gepasst“, sagt sie. Dass sie auch ihren Mann von Anfang an begeistern konnte, betont sie, war und ist von großem Vorteil.

Aktuell zählt das Café in Saarwellingen 14 Teilnehmer, ebenso viele Demenzbegleiter stehen den Thierys zur Verfügung. „Uns ist es ganz wichtig, dass alle Betreuer eine Ausbildung zum Demenzbegleiter haben. Das gibt uns, aber vor allem den Angehörigen, Sicherheit“, sagt sie. Manche Gäste kommen nur eine kurze Zeit, weil sie anschließend stationär untergebracht sind, andere sind viele Jahre zu Gast in den Räumen des DRK in der Anhofenstraße. Freundschaften inklusive.

So wie bei Maria Spanier, die vor wenigen Wochen im Alter von 97 Jahren verstarb. „Für meine Mutter, aber auch für mich, war das Café eine wunderbare Einrichtung“, erklärt Tochter Zita Bahr. Anfangs kam sie mit ihrer Mutter, um sich ein wenig Freiraum zu verschaffen, gelockt, sagt sie, hat sie ihre Mutter mit dem musikalischen Angebot. „Ich musste mich anfangs wegstehlen, meine Mutter dort eingewöhnen. Schließlich ist sie gerne hergekommen“, berichtet Bahr. War ihre Mutter anfangs noch recht beschwerdefrei, so stellte sich bei ihr mit der Zeit eine Demenz ein; die frühe Eingewöhnung in die Gruppe war hier ein echter Gewinn, wie sie sagt.

Für Zita Bahr war das Angebot, zweimal in der Woche die Mutter gut versorgt zu wissen, eine echte Erleichterung, gerade auch, weil sich gesundheitliche Probleme bei ihr eingestellt hatten.

Noch immer, verschweigt Helga Thiery nicht, tun sich die Angehörigen schwer, ihre dementen Eltern oder Partner ins Café zu bringen. Die Sorge, was Nachbarn oder Bekannte denken, spiele eine Rolle bei der Entscheidung für das Betreuungsangebot. „Es ist sehr schade, dass die Demenz auch nach zehn Jahren unserer Arbeit in der Gesellschaft immer noch ein Tabuthema ist“, sagt sie. Sie wirbt dafür, offener damit umzugehen und die Angebote anzunehmen. Das Angebot in Saarwellingen ist gut ausgelastet, doch es gibt noch Kapazität. Zum ersten runden Geburtstag wünscht sich Anke Even, dass ihr die Tatkraft von Helga Thiery, „der guten Seele des Cafés“, noch lange erhalten bleibt.

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