Saarlouis Aktiv und intensiv mit der NS-Zeit auseinandersetzen

Saarlouis · Das Max-Planck-Gymnasium Saarlouis lädt zum Zeitzeugengespräch mit Henri Juda mit Ausstellungseröffnung „Gurs 1940“ ein.

 Der Luxemburger Henri Juda ist zu Gast am Max-Planck-Gymnasium für ein Zeitzeugengespräch über die NS-Zeit und das Schicksal seiner Familie.  Juda engagiert sich auch als Mitglied des Vorstandes des Comité Auschwitz international.

Der Luxemburger Henri Juda ist zu Gast am Max-Planck-Gymnasium für ein Zeitzeugengespräch über die NS-Zeit und das Schicksal seiner Familie. Juda engagiert sich auch als Mitglied des Vorstandes des Comité Auschwitz international.

Foto: Privates Archiv Henri Juda

 Das Max-Planck-Gymnasium Saarlouis (MPG) greift seine vor Corona begonnene Initiative auf und hat den luxemburgischen Zeitzeugen der zweiten Generation, Henri Juda, für Dienstag, 31. Mai ans MPG eingeladen. Er wird dort in den ersten vier Unterrichtsstunden mit allen 10. Klassen über die Geschichte seiner Familie sprechen. Die Schülerinnen und Schüler werden sich, pädagogisch vorbereitet, intensiv damit auseinandersetzen. Gleichzeitig wird in der ersten großen Pause in der Schule – um 9.20 Uhr – eine überregionale Wanderausstellung „Gurs 1940“ eröffnet und für drei Wochen auch für die Öffentlichkeit zu sehen sein.

Henri Juda wird nach seinem Besuch am MPG von der Stadt Saarlouis im Gobelin-Saal empfangen und sich ins Goldene Buch der Stadt eintragen. „Die Begegnung mit Zeitzeugen des Holocaust konfrontiert Schülerinnen und Schüler immer wieder von Neuem mit deren konkreten menschlichen Schicksalen, gebrochenen Lebenswegen, zeigt aber auch, dass Menschen wie der Luxemburger Henri Juda, Jahrgang 1947, daran gewachsen sind“, erläutert Vinzenz Haab, Lehrer für Musik und Geschichte in seiner Ankündigung. Juda wird bei der Begegnung mit den Schülern aus seinem und dem Leben seiner Familie berichten, damit sich die Schülerinnen und Schüler aktiv und intensiv mit dieser Zeit, aber auch mit dem konkreten Schicksal seiner Familie auseinandersetzen können.

Henri Juda habe die Traumata seiner Familie als Kind intuitiv gespürt, aber erst viel später angefangen und gelernt, sich damit auseinanderzusetzen – zu stark war die psychische Last, so Haab weiter.

„Gleichzeitig erlebte er aber auch schmerzhaft, dass seine persönlichen Erfahrungen und offizielle Darstellungen oft weit auseinanderklafften.“ Deswegen engagiert sich der Träger des Bundesverdienstkreuzes für die Aufarbeitung der Vergangenheit, sowohl in seiner Heimat als auch darüber hinaus – denn seine Mutter wurde in Völklingen geboren, ihre Familie stammt aus dem luxemburgischen Ettelbrück. Keine Frage, dass Luxembourg auch Heimat war … bis die Nationalsozialisten einmarschierten, die jüdischen Mitbürger deportiert und in NS-Konzentrationslagern umgebracht wurden. Diese Erfahrungen seiner Mutter und vieler naher Verwandter prägen das Engagement von Henri Juda. Er hält Vorträge, engagiert sich in der von ihm ins Leben gerufenen Luxemburger Vereinigung „MemoShoah“ und geht immer wieder auch in Schulen, um die Erinnerung an die Schicksale der jüdischen Bevölkerung, nicht nur in Luxembourg, wachzuhalten und sich für die kritische Aufarbeitung einzusetzen.

Die überregionale Wanderausstellung „Gurs 1940“, die sich die Deportation von 6500 Jüdinnen und Juden aus Baden, der Pfalz und dem Saarland thematisiert, ist für etwa drei Wochen in der Schule zu sehen. Sie wurde konzipiert von der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz in Berlin und ist in Kooperation mit Partnern in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Frankreich sowie dem Auswärtigen Amt entstanden.

Nach Voranmeldung am MPG unter Telefon (0 68 31) 9 45 90 können auch Klassen benachbarter weiterführender Schulen und interessierte Einzelpersonen die Ausstellung gerne besuchen.
Weitere Infos zur Ausstellung gibt es auch im Netz auf www.saarland.de/lpb/DE/Erinnern/Gurs/gurs-ausstellung/gurs-ausstellung_node.html  und
 sowie www.gurs1940.de.

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