Zeit für Spiele und gute Gespräche

Roden · Die Menschen werden immer älter, doch wie das Leben im Alter meistern, wie zufrieden alt werden? Dabei spielt das Thema Pflege eine zentrale Rolle. Wie kann sie aussehen, wie gehen Angehörige mit der Belastung um? In unserer Serie widmet sich SZ-Redakteurin Laura Blatter Menschen und Geschichten rund um dieses Thema. Heute: Seniorenbesuchsdienst.

 Immer wieder montags: Spielt das Wetter nicht mit, verbringen Therese Leinenbach und Christine Bévot die gemeinsame Zeit mit Brettspielen und guten Gesprächen. Foto: Thomas Seeber

Immer wieder montags: Spielt das Wetter nicht mit, verbringen Therese Leinenbach und Christine Bévot die gemeinsame Zeit mit Brettspielen und guten Gesprächen. Foto: Thomas Seeber

Foto: Thomas Seeber

"Bei schönem Wetter wären wir schon längst auf Tour", sagt Therese Leinenbach und blickt durchs Fenster nach draußen. Dicke Regentropfen prasseln gegen die Scheibe. Doch auch bei miesem Wetter wissen die 72-Jährige und Christine Bévot etwas mit sich anzufangen. Bei Kaffee und Kuchen spielen die beiden Solitaire , ein Geduldsspiel.

Jeden Montag besucht Bévot die rüstige Rentnerin zu Hause für zwei bis drei Stunden - das ist ihr Job. Die 30-Jährige arbeitet im Seniorenbesuchsdienst des Projektes Miteinander der Generationen in Steinrausch. "Als mein Sohn Noah in den Kindergarten ging, wollte ich wieder arbeiten. Aber nicht mehr im Büro, sondern etwas mit Menschen", erklärt die junge Frau, die eigentlich Rechtsanwaltsfachangestellte ist. Über diverse Fortbildungen und Kurse machte sie sich fit für die Seniorenarbeit.

Seit April besucht sie neben einer weiteren Seniorin und einem Senior Therese Leinenbach - und ist glücklich. "Das macht einfach Spaß", sagt sie. "Wir haben uns gleich von Anfang an gut verstanden. Und mit der Zeit sind da auch echtes Vertrauen und Freundschaft entstanden", fügt die Seniorin aus Roden an und drückt Bévots Hand.

Die gemeinsame Zeit gestalten die beiden so, wie es ihnen gerade passt. "Meistens sind wir draußen unterwegs, gehen spazieren oder irgendwohin Kaffee trinken. Letztens haben wir die Kirche in Roden besichtigt", erzählt Leinenbach. Die Rentnerin freut sich über die wöchentlichen Besuche und die Abwechslung, die sie mit sich bringen, denn auf den Rollator angewiesen, geht die 72-Jährige alleine nicht gerne vor die Tür. "Ich bin immer froh, wenn sie kommt und wir ein bisschen ‚sprochen' können. Sonst wäre ich den ganzen Tag alleine, bis mein Sohn von der Arbeit kommt und mich besucht", sagt Leinenbach.

Zum Seniorenbesuchsdienst ist die Rodenerin über den Seniorenkaffee, der ein Mal im Monat im Mehrgenerationenhaus in Steinrausch stattfindet, gekommen. Sie glaubt, dass es für viele sicherlich Überwindung koste, solche Angebote in Anspruch zu nehmen. "Das ist wie mit dem Rollator. Aber an den habe ich mich auch gewöhnt. Es ist einfach wichtig, dass man sich im Alter nicht zurückzieht", will Leinenbach auch anderen Senioren Mut machen.

Für die kalte Jahreszeit haben Leinenbach und Bévot schon Pläne gemacht. Demnächst steht eine Nikolausfeier auf dem Programm. Dann soll Bévot auch ihren vierjährigen Sohn mitbringen, von dem die Seniorin schon so viel gehört hat. Und auch ein Bummel über den Saarlouiser Weihnachtsmarkt ist geplant.

"Ach, und soll ich Ihnen mal Schach beibringen?", fragt Bévot. "Oh ja, das machen wir", antwortet Leinenbach mit einem freudigen Lächeln.

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HintergrundDer Seniorenbesuchsdienst ist ein kostenloses Angebot, das sich im Rahmen des Projektes "Miteinander der Generationen", Mehrgenerationenhaus, Konrad-Adenauer-Allee 138, Steinrausch, an Senioren im Stadtgebiet Saarlouis richtet. Träger sind die Stadt Saarlouis , die evangelische Kirchengemeinde und der Verein Miteinander der Generationen. Zurzeit besuchen drei Mitarbeiterinnen zwölf Seniorinnen und Senioren. Wie oft die Besuche stattfinden und was unternommen wird - Spazierengehen, Veranstaltungen besuchen, spielen oder einfach nur reden - entscheiden die Senioren selbst. Kontakt: Carina Schweitzer, Telefonnummer (0 68 31) 9 86 50 12. bla

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