Kunstausstellungen „Würdiger Nachfolger von Haus Ludwig“

Saarlouis · In der Kaserne VI in der Altstadt von Saarlouis eröffnete am Sonntag die Ludwig Galerie. Sie ersetzt das bisherige Haus Ludwig für Kunstausstellungen.

 Die Eröffnung der Ludwig Galerie Saarlouis am Sonntag zog ein großes Publikum in den lang gestreckten Saal. Das bisherige Haus Ludwig hunndert Meter weiter genoss viel Sympathie unter den Kunstfreunden.

Die Eröffnung der Ludwig Galerie Saarlouis am Sonntag zog ein großes Publikum in den lang gestreckten Saal. Das bisherige Haus Ludwig hunndert Meter weiter genoss viel Sympathie unter den Kunstfreunden.

Foto: Thomas Seeber

So ein bisschen schauten die Akteure am Sonntag, die das Erdgeschoss der Altstadt-Kaserne VI zur „Ludwig Galerie Saarlouis“ umgebaut hatten, auf Brigitte Franzen. Würde sie die Ausstattung des langen Raumes als Ort für Ausstellungen in Kooperation mit der Peter und Irene Ludwig-Stiftung gut heißen? Franzen, geschäftsführender Vorstand der Peter und Irene Ludwig Stiftung Aachen, erzählte beim Festakt: Als absehbar wurde, dass die Stadt das Gebäude des Hauses Ludwig verkaufen werde, habe sie sich nicht vorstellen können, wo in Saarlouis sonst diese Ausstellungen stattfinden könnten. „Sie haben es aber wunderbar geschafft, diesen nicht einfachen, sehr langgestreckten Raum“ zu einem „würdigen Nachfolger des Museums Haus Ludwig zu machen“, sagte Franzen den Vertretern der Stadt. „Die Ludwig Stiftung steht sehr gern an der Seite dieses Hauses.“ Der Name des bisherigen Hauses Ludwig für Kunstausstellungen wurde jetzt in „Galerie Ludwig Saarlouis“ geändert.

Die Aufgabe, aus dem lang gestreckten, durch Integration des früheren Zeitungsarchivs noch längeren Raum in einen Ausstellungsraum zu verwandeln, war tatsächlich nicht einfach. Gelöst wurde sie, indem große weiße Wandteile in dem dreischiffigen Raum Kojen abtrennen. Der Raum erscheint nun plastisch, wenn auch mit einem Viertel weniger Ausstellungsfläche als zuvor im Haus Ludwig.

Bürgermeisterin Marion Jost  sagte vor dem Hintergrund der laufenden Haushaltsberatungen, die Stadt müsse sich fragen, wie viel Kultur sie sich leisten wolle. Unter Applaus des Publikums versicherte sie: „Das sind keine Kosten, sondern Investitionen.“ Kulturpolitik verstehe sie als „Teil von BIldungs- und Sozialpolitik“. Seit 1989 hätten rund 300 000 Besucher ingesamt 81 Ausstellungen gesehen. Jost - wiederum unter Applaus - erinnerte daran, dass die Einrichtung der Ludwig Galerie zu den „tiefsten Wünschen“ von OB Roland Henz gehört habe, der wegen schwerer Krankheit jedoch nicht an dem Festakt teilnehmen konnte.

Jost hob weiter die Beiträge der Fachämter zum Umbau hervor, nannte unter anderem Stadtplaner Jürgen Baus und seinen Stellvertreter Ralf Hoffmann sowie Museumsleiterin Claudia Wiotte-Franz.

Wiotte-Franz betonte, die erste Ausstellung am Ort, „Caricatures, Spott und Humor in Frankreich von 1700 bis in die Gegenwart“ solle den Widerstand in der Karikatur bewusst machen, als Äußerung einer aufgeklärten, zum Dialog bereiten Gesellschaft.

In derselben Kaserne VI befindet sich auch das Städtische Museum. Leiter Benedikt Loew eröffnete ebenfalls gestern eine Sonderausstellung zum 90-jährigen Bestehen dieser Sammlung. In einem Vortrag warf der neue Leiter des Historischen Museums Saar, Simon Matzerath, einen Blick von außen auf das Museum und seine Perspektiven. Das war ziemlich eindeutig: Das Städtische Museum erinnere an ein Heimatmuseum, wie es im Grunde nicht zur Bedeutung von Saarlouis passe. Mehr noch, nach den Maßstäben von Museums-Verbänden sei es eigentlich gar kein Museum. Denn zum Museum gehöre ein Depot. Dort werden Exponate gelagert und gepflegt. Saarlouis hat keins und muss infolgedessen alles, was es besitzt immer in der Ausstellung zeigen.

In Saarlouis setze sich dies zu einem Sammelsurium zusammen. Matzerath empfahl, das Museum bei der anstehenden Neukonzeption zu spezialisieren. Das könne etwa Vauban und die Kultur des Festungsbaus sein, arrangiert in der Mitte der Museumsräume. An den Wänden könnten die für Saarlouis typischen Exponate gezeigt werden, durchaus als „Schaudepot“, also Objekt eng an Objekt.

Dennoch brauche es zusätzlichen Depotraum - schon um das Vertrauen der Stifter nicht zu vergraulen. Denn die fragten sich: Was wird aus meiner Stiftung, wenn das Museum voll ist? Das, sagte Matzerath, sei ja jetzt schon so. Die Folge: Stagnation. Die Aufgabe: Die Stagnation überwinden.

Museumsleiter Benedikt Loew erläuterte, das Museum sei 1927 eröffnet worden mit einem Bestand, den der damalige Verein für Heimatkunde gesammelt habe. 1944 sei viel davon im Bombenhagel untergegangen, ebenso beim Hochwasser 1947/48. Die Bestände seien danach immer wieder ergänzt worden.

 Weiße Flächen  kontrastieren den Sandstein in der neuen Ludwig Galerie im Erdgeschoss der Kaserne VI.

Weiße Flächen  kontrastieren den Sandstein in der neuen Ludwig Galerie im Erdgeschoss der Kaserne VI.

Foto: Thomas Seeber

Loew erinnerte an seine Vorgänger, an Johann Orth (ab 1927), Karl Balzer ab 1980, Erich Pohl, ab 1994. Was Matzerath als Grundgedanken skizziert habe, entspreche im Kern auch den eigenen, noch „in der Schublade liegenden“ Ideen für die geplante Neugestaltung.

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