Wochenmarkt in Saarlouis „Es ist mehr geworden seit Dienstag“

Saarlouis · Eindrücke vom Wochenmarkt in Corona-Zeiten: Immer mehr Marktbesucher schützen sich mit Mundschutz und Co.

Viel Betrieb am Marktstand der Gemüse-Manufaktur Denis

Viel Betrieb am Marktstand der Gemüse-Manufaktur Denis

Foto: Joshua Schwinn

„Und bleiben Sie gesund“, hallt es an diesem Freitagmittag im Minutentakt über den Großen Markt. Die Standbetreiber packen die Einkaufstüten der Kunden mit frischen Lebensmitteln zusammen, übergeben sie aus sicherer Entfernung und wünschen für die nächsten Wochen vor allem eines: Gesundheit.

Es ist Markt-Zeit in Saarlouis. Das Coronavirus leert momentan zwar die Hygiene-Abteilungen der Supermärkte – nicht aber die Gässchen zwischen den Marktständen. Hinter den Theken der Gemüse-Manufaktur Denis arbeiten sechs Mitarbeiter auf Hochtouren. Davor steht eine Schlange an Kunden. Sie halten Abstand zueinander. Viele tragen dicke Winterhandschuhe oder Einweghandschuhe, manche verdecken mit Gesichtsmasken ihre Atemwege. Selbstschutz – auch zum Schutz anderer.

„Das ist mehr geworden seit Dienstag“, findet Elisabeth Meyer, Inhaberin des gleichnamigen Obst- und Gemüsebetriebes mit Blick auf die Schutzmaßnahmen der Passanten. Vor ihrer Auslage steht ein großes Schild, auf dem sie um die Einhaltung von zwei Metern Sicherheitsabstand bittet. „Da hält sich aber nicht jeder dran. Die Kunden sollen auch nicht die Ware anfassen. Manche machen es trotzdem.“ Nicht jeder lässt sich von einem Virus und strikten Anweisungen in seinen Gewohnheiten einschränken.

Helmut Ditzler, Mitarbeiter des Geflügelhofes der Familie Presser, sieht diese Schwierigkeiten nicht: „Wir haben kaum Probleme. Die Kunden reagieren sogar selbst eher zurückhaltend.“ Zurückhaltung ist in diesen Zeiten durchaus angemessen.

Die Marktbetreiber sind sich am Freitag einig: Weniger ist bei ihnen nicht los. Viele verzeichnen sogar einen erhöhten Andrang. „Wir haben auf dem Wochenmarkt mehr Kunden als sonst. Es kommen auch mehr jüngere Leute“, erzählt Jaqueline Becker. Ihr Ehemann ist Inhaber des Familienbetriebes Blumen F. Becker.

„Es sind morgens mehr Leute da. Aber die Laufkundschaft bleibt aus“, urteilt Thomas Weiler. Wohl eine Folge der Ausgangsbeschränkung. Auch die Grenzkontrollen und Einreiseverbote für Saisonarbeiter wirken sich bei den Standbetreibern aus. „Die Preise im Einkauf steigen sehr stark. Die Bauern haben keine Leute auf ihren Feldern. Die LKW werden an den Grenzen kontrolliert. Das treibt den Preis nach oben.“ Weiler erzählt, dass ein Lieferservice angeboten wird: „Wir liefern Obst und Gemüse an Leute in Quarantäne und Menschen, die zu den Risiko-Gruppen gehören.“

Einen Vorteil, den der Wochenmarkt gegenüber den Supermarkt-Ketten hat: Hier sind keine Hamsterkäufer unterwegs. „Das Kaufverhalten hat sich nicht geändert“, meint Hardy Balge vor seinem Obst- und Gemüsestand. „Der ein oder andere kauft mal sechs Äpfel statt vier. Aber das ist alles.“

Die Krisen-Situation im benachbarten Grand-Est zeigt auch hier Auswirkungen. „Es ist nicht nur die Laufkundschaft, die wegfällt. Auch die französische Kundschaft ist weg“, sagt Balge. Er verzeichnet an seinem Stand „nicht mehr, aber auch nicht weniger Kundschaft“.

Und warum ist das so? „Die Leute bleiben wohl lieber an der frischen Luft“, mutmaßt Balge. Elisabeth Meyer vermutet ebenfalls, dass „die Leute sich hier sicherer fühlen als in den Einkaufsläden“.

 Der Stand von Obst und Gemüse Hardy Balge am Freitag auf dem Saarlouiser Wochenmarkt

Der Stand von Obst und Gemüse Hardy Balge am Freitag auf dem Saarlouiser Wochenmarkt

Foto: Joshua Schwinn

Helmut Ditzler weiß: „Die Lokale sind zu. Die Leute sind gezwungen, selbst zu kochen.“ Er glaubt daher, dass „der Lebensmittelhandel positive Zahlen schreiben wird. Aber ich würde die nicht als Gewinner bezeichnen.“

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