Hallensport Tote Hose in den Hallen

SAARLOUIS · Teilweise haben sie gerade mal ein Spiel innerhalb eines Jahres absolviert, manchmal sogar überhaupt keines: Die Hallensportarten sind von der Corona-Krise besonders betroffen. Und die Clubs fragen sich, ob die Spieler am Ball bleiben.

 So trist wie hier in der Saarlouiser Stadtgartenhalle sah es in der abgelaufenen Saison in allen Sporthallen aus. Nun steht die Sommerpause an. Für die Spieler bedeutet das, dass es ein Jahr lang so gut wie kein Training und keine Spiele gab.  Foto: rup

So trist wie hier in der Saarlouiser Stadtgartenhalle sah es in der abgelaufenen Saison in allen Sporthallen aus. Nun steht die Sommerpause an. Für die Spieler bedeutet das, dass es ein Jahr lang so gut wie kein Training und keine Spiele gab. Foto: rup

Foto: Ruppenthal

Handball-, Volleyball- und Basketballfreunde – sie alle gehören zu den von Corona besonders hart Gebeutelten. Mit den gesperrten Hallen verloren sie ihre sportliche Heimat – und ins Freie auszuweichen ist nahezu unmöglich. Der Meisterschaftsbetrieb ruht teilweise seit März 2020, das Training findet unter erschwerten Bedingungen statt – wenn überhaupt. Die SZ hat sich daher bei den Vereinen im Kreis Saarlouis umgehört.

Vor vier Jahren begann der BBC Bous mit dem Neuaufbau seiner Jugendarbeit. Doch Corona setzte dem Aufschwung ein jähes Ende. Andreas Walgenbach, 2. Vorsitzender des Basketball-Clubs, hadert: „Die Jugend hatte in dieser Saison nur ein einziges Spiel.“ Überhaupt befinde sich der Verein in einer schwierigen Lage: „Die Hallen sind gesperrt. Und im Winter kann man nicht rausgehen.“ Um die Kinder für den Basketball zurückzugewinnen oder neu zu begeistern, beteiligt sich der BBC im nächsten Monat an der Aktion „Back on Court“ (Zurück aufs Feld) des Deutschen Basketball Bundes (DBB). Immerhin haben die Mitglieder dem Verein die Treue gehalten. Zudem seien im Zuge der Pandemie lediglich zwei Spieler abgesprungen.

Philipp Haselwanger, 1. Vorsitzender des TuS Ensdorf, hat da andere Erfahrungen gemacht. Der Club habe seit dem Ausbruch der Pandemie zehn Prozent seiner Mitglieder eingebüßt – darunter auch Jugendspieler, sagt Haselwanger. „Die haben wir verloren. Ob die wieder kommen, weiß ich nicht.“ Ein Grund für die Abmeldungen sind die eingeschränkten Trainingsmöglichkeiten: „Menschen, die sich bei uns fit halten, können gar nichts machen.“ Da helfen laut Haselwanger auch keine Zoom-Meetings: „Je jünger die Kinder sind, desto geringer ist das Interesse.“ Was bleibt, sei eine bedrückende Stimmung im Verein: „Das Vereinsleben liegt seit einem Jahr brach. Das ist sehr schade.“

Bei der Volleyball-Abteilung des TV Lebach herrscht Thomas Schwinn zufolge ebenfalls weitgehend „tote Hose“. Der Abteilungsleiter berichtet, dass die städtischen Hallen nicht zur Verfügung stünden. Zwar habe der Verein eine Zeit lang alternative Trainingsmethoden wie zum Beispiel Mobilisationsübungen per Videoschalte angeboten, doch auch das nutze sich irgendwann ab. Obwohl das letzte gemeinsame Mannschaftstraining in der Halle schon sieben Monate zurückliege, habe es aber keine Abmeldungen gegeben. „Die Frage ist jedoch: Stehen die im Oktober auch wieder in der Halle?“, gibt Schwinn gleichzeitig zu bedenken. Und er warnt vor dauerhaften Abgängen: „Wer nicht mehr kommt, den kann ich nicht mit dem Lasso einfangen.“

Bei den Volleyballerinnen des TV Rehlingen sind die Folgen der Pandemie längst angekommen. So berichtet die Spielerin Jana Ligensa, dass in der ersten Frauenmannschaft von zehn Spielerinnen nur noch vier weitermachen möchten. In der zweiten Mannschaft sehe es nicht besser aus: „Wir haben nicht mehr genug Leute.“ Also wurden nach dem Motto „Aus zwei macht eins“ die beiden Teams zusammengelegt. Die verbliebenen Spielerinnen hätten in den vergangenen Monaten hauptsächlich individuelles Training wie zum Beispiel Kräftigungsübungen absolviert. Wobei Ligensa einräumt: „Das allein ist nicht unbedingt das Optimale, was man als Volleyballspielerin machen sollte.“ Nach mehr als einem Jahr ohne Ligaspiel brenne die neuformierte Mannschaft auf die Wiederaufnahme des Spielbetriebs: „Wir sind Sportlerinnen und wollen unser Hobby ausüben.“

Beim SV Bous wird derweil Zusammenhalt auch in Corona-Zeiten groß geschrieben. Vorstand Nicole Klein, in deren Zuständigkeitsbereich die Handball-Abteilung fällt, stellt den familiären Charakter des Vereins heraus. Innerhalb der aktiven Mannschaften bestehe ein enger Kontakt. Als Beispiel nennt sie ein gemeinsames Online-Workout. Die Stimmung im Verein sei daher „trotz der Situation noch als durchaus positiv zu beschreiben“. Obwohl auch hier der Ball schon lange ruhte. Sowohl das letzte Training als auch das letzte Spiel waren im Oktober vergangenen Jahres. Die sinkenden Inzidenzwerte wecken nun zumindest einmal Hoffnung auf einen eingeschränkten Trainingsbetrieb. Der Verein arbeite zudem an einem neuen Hygienekonzept. Eine spürbare Zunahme von Abmeldungen konnte Klein eigenen Angaben zufolge nicht beobachten. Wie die Realität aussehe, zeige allerdings erst der Trainingsstart.

 Die Handbälle bleiben in der Kiste: Bei der HSG Fraulautern-Überherrn fand das letzte Jugendtraining im März 2020 statt.  Und nicht nur bei der HSG.  Foto: dpa

Die Handbälle bleiben in der Kiste: Bei der HSG Fraulautern-Überherrn fand das letzte Jugendtraining im März 2020 statt.  Und nicht nur bei der HSG. Foto: dpa

Foto: dpa/Sven Hoppe

Bei der HSG Fraulautern-Überherrn, die vom HSV Fraulautern und dem HC Überherrn gebildet wird, machen sich die Verantwortlichen ähnliche Gedanken. Stefan Hawner, 1. Vorsitzender des HSV Fraulautern, kann zwar ebenfalls eine geringe Abmeldequote vermelden. Doch auch er stellt sich die Frage, wie viele Spieler tatsächlich noch dabei sein werden, wenn der Trainingsbetrieb im Handball wieder an Fahrt aufnimmt. Michael Ostien, 1. Vorsitzender des HC Überherrn, fügt hinzu, dass es seit März 2020 bei den Jugendlichen weder einen Spiel- noch Trainingsbetrieb gegeben habe. Vorstandskollege Hawner hofft jedenfalls auf einen Trainingsstart in der Halle ab Juli, denn „Handball lebt vom Kontakt“.

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