Umfrage am Samstag in der Innenstadt Die Ampel steht auch in Saarlouis kurz vor rot

Saarlouis · Die Ampel steht im Saarland kurz vor rot. Wir haben uns in Saarlouis in den Geschäften und unter den Passanten umgehört, wie die Meinungen zur aktuellen Lage sind.

 Noch heißt es im Saarland Alarmstufe Gelb: Laut den Vorgaben des Saarlandmodells dürfen Kunden – wie hier in Saarlouis – nur noch mit negativem Coronatest in Geschäfte des Einzelhandels.

Noch heißt es im Saarland Alarmstufe Gelb: Laut den Vorgaben des Saarlandmodells dürfen Kunden – wie hier in Saarlouis – nur noch mit negativem Coronatest in Geschäfte des Einzelhandels.

Foto: BeckerBredel

„Wir sind auf eine erneute Schließung vorbereitet“, sagt Sabine Schirr, Angestellte im Modegeschäft „tredy“. Falls die Ampel auf Rot gestellt wird, soll in ihrem Laden wieder auf Click&Collect zurückgegriffen werden. „Wir bieten beispielsweise Videocalls an, in denen wir den Kunden die neuen Kleidungsstücke präsentieren. Wenn ihnen etwas gefällt, können sie sich die Kleider zur Seite legen lassen und bei uns im Geschäft abholen kommen“, erzählt die 57-Jährige. Dieses „Live-Online-Shopping“ sei bisher gut angenommen worden, sodass sich die Verkäuferin aus Saarlouis sicher ist, dass sie die Krise ganz gut meistern werden. Eine erneute Schließung hält sie jedoch für wenig sinnvoll: „Ich finde es nicht richtig, wenn der Einzelhandel wieder schließen muss. Große Geschäfte wie Globus dürfen geöffnet bleiben ohne Einschränkungen, aber kleine Läden dürfen nicht öffnen.“ Das Saarlandmodell sieht die Verkäuferin noch nicht als gescheitert an und ist hoffnungsvoll, dass es weiterhin funktionieren wird.

Ira Fixemer sieht das hingegen anders. Sie findet das Saarlandmodell wird so nicht weiterlaufen können, eine komplette Schließung fände sie jedoch auch nicht angebracht. „Es ist schade, dass man aktuell nichts mehr spontan unternehmen kann und alles planen muss“, erzählt die 41-Jährige aus Mettlach. Sie hat ihren Corona-Test bereits genutzt, war im Baumarkt und hat einen Kaffee getrunken. Vom Saarlandmodell begeistert ist wiederum Gerhard Dreesmann: „Ich fand die Idee von unserem ‚Hänschen‘ sehr gut. Es ist wichtig, wieder ein bisschen Normalität zu erreichen, besonders für die Kinder und die jüngeren Generationen“, erklärt der 75-jährige Rentner. Für ihn selbst hätte eine erneute Schließung keine Auswirkungen: „Ich muss nicht in die Eisdiele oder ins Café. Bei mir bleibt es bei dem Gang zur Apotheke und zum Bäcker, aber die jungen Leute brauchen doch ihre Freiheit und ihre Kontakte, deswegen halte ich von der drohenden Schließung gar nichts“, erklärt der Saarlouiser.

Ebenfalls wenig begeistert von einem erneuten Lockdown sind Dominique und Karl-Ludwig Schäfer. Vater und Tochter sind sich jedoch einig, dass es nicht zu vermeiden ist, wenn die Zahlen weiter steigen. „Eine komplette Schließung wäre heftig. Meiner Meinung nach sollte mit den Tests und den Maßnahmen der Straßenverkauf durchaus funktionieren. Man müsste eben einen Mittelweg finden“, erklärt die 33-Jährige aus Völklingen. Man müsse jetzt eben alles planen, aber die Regelungen machen laut Karl-Ludwig Schäfer durchaus Sinn. Er, seine Tochter und deren Neffe Louis genießen also das schöne Wetter in Saarlouis und bummeln durch die Stadt.

Eine erneute Schließung sieht auch Frederic Hirtz, Inhaber des Lokals Aramis, kritisch. „Jetzt haben wir mit der Öffnung endlich wieder eine Perspektive gehabt, um wieder etwas Geld zu verdienen und jetzt soll alles wieder schließen, das ist natürlich nicht gut“, erklärt der 26-Jährige. Die zwei Wochen, in denen er jetzt die Terrasse öffnen konnte, haben sich zwar gelohnt und auch die Existenz sei noch nicht bedroht, aber eine Schließung halte er trotzdem nicht für richtig. „Wie soll die Wirtschaft das noch schaffen? Der Virus ist da und wir müssen jetzt mit ihm leben, aber diese ewigen Lockdowns machen die Wirtschaft noch kaputt“, sagt Hirtz. Er halte deshalb das Saarlandmodell für durchaus sinnvoll und ist überzeugt, dass wir daran festhalten können, jedoch müsse man abwarten, was Merkel weiterhin beschließen wird. „Bei einer Schließung würden wir wieder auf die To-Go-Variante zurückgreifen, aber meiner Meinung nach müsste man auch die Innenräume für Gäste öffnen, denn die Außengastronomie läuft bei der Wetterlage nicht ganz so rund“, erklärt der Gastronom aus Schwalbach.

Katrin Lukas-Schuh, Inhaberin des Modegeschäfts „Madelaine“ findet vor allem das ständige Hin und Her schrecklich: „Es blickt doch aktuell keiner mehr durch. Nicht nur die Tests, die geplant werden müssen, sondern auch die ganzen unterschiedlichen Öffnungszeiten machen es den Kunden schwer, noch einen Überblick zu behalten“, erklärt die 59-Jährige aus dem Kreis Merzig-Wadern. Falls eine erneute Schließung in Kraft treten sollte, würden sie hier wieder zum Tür-Verkauf übergehen, denn das sei besser als nichts. „Uns ist es wichtig mit den Kunden in Kontakt zu bleiben und Präsenz zu zeigen. Zwar ist es ohne Anprobieren und ohne das Umschauen vor Ort schwierig, aber unsere Kundschaft ist hilfsbereit und unterstützt uns fleißig“, erzählt die Inhaberin. Grundsätzlich sei sie noch positiv gestimmt und mit der Hilfe, die sie vom Staat bekommen haben, würden sie auch noch eine Zeit lang durchhalten.

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