Lockdown-Tagebuch Gehirn einschalten statt „querdenken“

Ich mag es, wenn Politiker so richtig aufs Korn genommen werden. Derblecken nennen die Bayern das, was Schauspieler Walter Sedlmayr oder Kabarettist Bruno Jonas einst zur Perfektion führten: Als Fastenredner auf dem Nockherberg der Politprominenz so richtig die Leviten lesen.

Warum Margit Stark nicht mit Angela Merkel tauschen möchte
Foto: SZ/Robby Lorenz

Ich mag gut gemachtes politisches Kabarett, das so richtig vom Leder zieht und den Herrschaften, die es verdienen – gleich welcher Couleur – die Meinung geigt. Doch im Moment kann ich unsere Politiker nur bedauern – allen voran Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Regierungschefs der Länder. Nicht, dass ich milder geworden wäre. Mitnichten. Was mich in Zeiten der Pandemie nervt, sind die Besserwissereien von angeblichen Fachleuten, denen nichts recht zu machen ist. Den einen ist der Lockdown nicht hart genug, den anderen geht er zu weit. Schulen schließen? Nein, doch offen lassen. Noch mehr Kontaktverbote? Nein, lockerer werden. Und so weiter. Vor allem die vielen selbst ernannten Virologen, die sich vorzugsweise im Internet mit irgendwelchen Halbwahrheiten in Szene setzen, sind mir völlig zuwider. Statt „querzudenken“, sollten die erst mal ihr Gehirn einschalten.