Baumfällarbeiten „Eine gute Ausbildung ist das A und O“

Saarlouis · Schwere Unfälle bei Baumarbeiten nehmen zu – Experten raten zur Vorsicht.

 So geht’s richtig: Mit dem so genannten Hubsteiger arbeitet eine Homburger Fachfirma an der Eisenhütter Straße in Saarlouis.

So geht’s richtig: Mit dem so genannten Hubsteiger arbeitet eine Homburger Fachfirma an der Eisenhütter Straße in Saarlouis.

Foto: Axel Künkeler

Gleich drei schwere Unfälle bei Baumarbeiten sind am vergangenen Wochenende im Kreis Saarlouis passiert, einer davon mit tödlichem Ausgang (wir berichteten). Es mag eine tragische Häufung in wenigen Tagen in einer Region sein, aber die Ereignisse stehen für eine dramatische Entwicklung. Bundesweit und auch im Saarland nehmen die Unfallzahlen schon seit einigen Jahren zu.

Mit dem Brennholz-Boom habe es deutlich mehr Unfälle gegeben, berichtet Christof Kiefer, der Leiter der Waldarbeitsschule in Eppelborn, die zum Saar Forst Landesbetrieb gehört. Er warnt davor, die Einzelfälle zu vergleichen, „die sind extrem verschieden“. Meist seien aber fehlende Fachkunde und Selbstüberschätzung die Ursache. Da der Laie die Gefahren nicht erkennen könne, lautet der Appell von Kiefer: „Eine vernünftige Ausbildung ist das A und O.“

Die Waldarbeitsschule bietet hierzu Schulungen an, die auch für Privatpersonen offen sind. Dazu gehören ein Grundkurs zum Umgang mit der Motorsäge sowie ein Aufbaulehrgang zum Baumfällen. Die Kosten für die zwei- und dreitägigen Kurse seien mit 120 beziehungsweise 300 Euro moderat. Ohne die Ausbildung dürfe im saarländischen Staatsforst „niemand sein Brennholz machen“. Generell rät Kiefer: „Ohne Ausbildung, lass es bleiben.“

Unfälle durch Baumarbeiten im privaten Bereich „wären zu vermeiden, wenn Fachfirmen beauftragt würden“, sagt auch Philipp Kiefer, der Gründer der Firma „Baumhelden“ in Fraulautern. Das Fällen von Bäumen sei eine schwierige, komplexe Aufgabe, die man „nur von Profis ausführen lassen“ sollte. Mit Ratschlägen für Private hält er sich zurück, das sei „eher kontraproduktiv“ und verführe vielleicht doch zu gefährlichen Arbeiten.

Bei der Pflege der oft kleineren Obstbäume sieht er es ein wenig anders. Erfahrene Hobby-Gärtner mit ausreichenden Kenntnissen, die zudem von den Obst- und Gartenbauvereinen vermittelt werden, könnten dies durchaus machen, meint er. Aber auch dabei seien einige Hinweise zu beachten. Kiefer nennt vor allem die Stabilität und Standsicherheit von Leitern, die möglichst noch von einer zweiten Person gesichert werden sollte, den richtigen Einsatz des Arbeitsgeräts sowie eine Eigensicherung im Baum. Aber auch sein Credo lautet: „Um vielleicht 1000 Euro zu sparen, sollte man nicht das eigene Leben riskieren.“

Diese Tipps einer Fachfirma bestätigt Günter Heinrich aus Sicht der Obst- und Gartenbauvereine. Heinrich ist Vizepräsident des Landesverbandes und in Siersburg selbst Besitzer von Streuobstwiesen. Vor allem auf den außerhalb gelegenen Wiesen sei es wichtig, zu zweit zu arbeiten, damit im Notfall einer den Rettungsdienst alarmieren kann. Wichtig sei zudem der regelmäßige Baumschnitt, damit nicht irgendwann allein das übergroße Gestrüpp der Äste eine zusätzliche Gefahr darstelle. Im Verbandsmagazin und in Veranstaltungen der Vereine wird den Mitgliedern empfohlen, sich für die Baumarbeiten zu schulen. Eine Schulung zum Baumschutzwart bietet der Landesverband selbst an, auch die Kreis- und Ortsvereine bieten Kurse zum richtigen Baumschnitt unter Einbeziehung der Sicherheitsmaßnahmen an.

Selbst die Feuerwehr übernimmt Baumarbeiten nur dann, „wenn Gefahr im Verzuge ist“, betont der Kreisbrand-Inspektor Bernd Paul. In der Regel bediene man sich aber Forstarbeitern („das ist eine Sache für den Forst“) und vereinzelt auch privater Firmen. Trotzdem würden auch die Feuerwehrleute im Umgang mit Kettensägen und für Arbeiten im Drehkorb geschult. Bernd Paul stellt die Frage: „Warum lernt ein Fachmann dieses Handwerk, ein Hobby-Mann sollte ja auch nicht an der Elektrik oder der Gasleitung arbeiten.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort