Vorerst Ruhe nach dem Sturm in der Landesaufnahmestelle

Lebach · Die Zahl der Asylsuchenden im Saarland ist so niedrig wie seit Jahrzehnten nicht mehr. In der Erstaufnahmestelle in Lebach werden Hallen dichtgemacht und Dienste heruntergefahren. Doch der Schein des Stillstands trügt.

 In die Landesaufnahmestelle in Lebach ist Ruhe eingekehrt.

In die Landesaufnahmestelle in Lebach ist Ruhe eingekehrt.

Foto: B&B

Stillgelegte Unterkunftshallen, ein leerer Wartecontainer und nur zwei junge Männer, die sich im Registrierzentrum darüber beschweren, dass sie das Saarland womöglich bald wieder verlassen müssen. In der Landesaufnahmestelle für Flüchtlinge in Lebach ist in den letzten Wochen spürbar Ruhe eingekehrt. "Die Flüchtlingszahlen sind rapide zurückgegangen", sagte Christof Hoffmann, Leiter des Lebacher Landesverwaltungsamtes (LaVA), bei der gestrigen Pressekonferenz in der Erstaufnahmeeinrichtung. Mit 700 Menschen, die derzeit dort registriert seien, sei ein historischer Tiefstwert erreicht. Zum Vergleich: In der Hochphase im vergangenen Herbst mussten in der Lebach noch 4000 Menschen versorgt werden. Waren es im vergangenen November noch 160 Asylsuchende, die täglich in der Erstaufnahmestelle ankamen, seien es derzeit nur noch zwölf am Tag. Seit Januar diesen Jahres wurden 4500 Flüchtlinge in Lebach erfasst. 2500 davon seien im Saarland geblieben, sagt Hoffmann. Von Januar bis März seien 98 Prozent der Asylbewerber Syrer gewesen. Durchschnittsalter: 22 Jahre. 60 Prozent männlich, 40 Prozent weiblich, und "viele Kinder". Insgesamt registrierte die Landesaufnahmestelle im Jahr 2015 26 000 Menschen. Die aktuellen Zahlen: vom Vorjahresniveau weit entfernt.

"Das heißt aber nicht, dass jetzt alle Mitarbeiter die Füße hochlegen und Urlaub machen", sagte Katrin Thomas, Pressesprecherin des Saar-Innenministeriums. Vielmehr werde die "Atempause" genutzt, um notwendige Renovierungsarbeiten vorzunehmen, Container abzubauen und die Ausstellung von Papieren voranzutreiben. Bisher seien zwölf Container und eine winterfeste Halle mit einer Kapazität für 500 Personen abgebaut worden. Die vier restlichen Unterkunftshallen in Lebach seien vorerst stillgelegt. "Sie können sich gar nicht vorstellen, wie viel wir hier allein an Heizkosten sparen", sagte Hoffmann beim Betreten einer "auf Standby" gesetzten Unterkunftshalle mit vielen aneinandergereihten Schlafpritschen.

Die medizinische Versorgungshalle des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) werde derzeit nicht mehr in Anspruch genommen. Die DRK-Kleiderkammer sei hingegen noch aktiv. Bundeswehrsoldaten , die in Krisenzeiten in Lebach mitangepackt haben, sucht man zum jetzigen Zeitpunkt vergeblich. Sie seien abgezogen worden, sagte Hoffmann.

Doch was bedeutet die Ruhe nach dem Sturm für die Mitarbeiter? Im Jahr 2015 seien 50 Arbeitskräfte auf zwei Jahre befristet eingestellt worden. Niemand müsse um seinen Arbeitsplatz fürchten, die Mitarbeiter würden anderweitig beschäftigt, versicherte der LaVA-Leiter.

Jetzt würden auch Wohnungen renoviert, Zelte und Einrichtungen desinfiziert. Dort wo einst eine große Unterkunftshalle stand, soll in den nächsten Wochen ein neues Aufenthaltsgebäude für 120 Menschen entstehen. Bis Ende des Jahres soll der Bau abgeschlossen sein. Die neue Unterkunft könnte in Zukunft als Ausweichquartier genutzt werden, wenn beispielsweise Renovierungen in anderen Unterkünften anfielen. Auch für Integration bleibe nun mehr Raum: Computergestütztes Lernen soll bald Einzug in die Sprachkurse halten.

Bis Juni sollen in der Erstaufnahmestelle in Lebach alle anhängigen Asylanträge bearbeitet sein. Doch ob die Lage so überschaubar bleibt, ist ungewiss. "Wir haben keine Glaskugel", sagt Hoffmann. Er geht davon aus, dass die Zahlen wieder steigen werden. Deshalb wolle man für alle Fälle gewappnet sein.

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