Vor der eigenen Tür kehren

Kreis Saarlouis · 100 Tage ist der Ingenieur für Versorgungstechnik Ralf Rupp jetzt Klimaschutzmanager des Landkreises Saarlouis. Anlass für ihn selbst und Landrat Patrik Lauer eine Zwischenbilanz zu ziehen.

 KlimaschutzmanagerRalf Rupp

KlimaschutzmanagerRalf Rupp

Klimaschutz - wenn die großen internationalen Konferenzen sind, gibt es regelmäßig Schlagzeilen. Aber alltags? Alltag ist das kommunale Thema Klimaschutz im Landkreis Saarlouis seit 2011. Damals noch zu Zeiten von Landrätin Monika Bachmann brachte der Kreistag die Erarbeitung eines Klimaschutzkonzepts auf den Weg. Das lag 2013 vor, und vieles wurde seither angepackt und umgesetzt.

Einen weiteren Schub sollte das Thema mit Beginn dieses Jahres erhalten: Die Stelle eines Klimaschutzmanagers in der Kreisverwaltung in Saarlouis wurde geschaffen. Die Aufgabe hat der Diplom-Ingenieur für Versorgungstechnik Ralf Rupp übernommen. Kein Unbekannter beim Kreis und schon gar kein Neuling. Der 49-Jährige ist seit 2009 beim Kreisbauamt und hat von dort aus schon bisher an der Umsetzung des Klimaschutzkonzepts mitgearbeitet.

Seit Jahresbeginn - das bedeutet ziemlich genau 100 Tage. Dieses Datum nahm Landrat Patrik Lauer zum Anlass, eine Zwischenbilanz zu ziehen. Die präsentierten Lauer und Rupp jetzt der Öffentlichkeit.

"Klima schützen und Kosten senken" ist der Leitsatz. Eigentlich, so sagt es der Landrat, müsste das erste der beiden Ziele ja schon wichtig genug sein. "Das ist das Thema", sagt er mit doppelter Betonung des zweiten "das". Er weiß aber, dass "ein so hehres ethisches Ziel" nur erreichbar ist, wenn es bezahlbar ist. Also wollen Lauer und Rupp etwas über das gute Gefühl, etwas fürs Klima zu tun, hinaus erreichen: Regionale Wirtschaftlichkeit.

Die Messlatte wird dabei recht hoch gelegt. 40 Prozent Einsparung von CO{-2}-Ausstoß bis 2020 im Vergleich zu 1990, klimaneutrale Bilanz bis 2050 sind Ziele, die beide "ambitioniert" nennen. Gut 15 der 40 angestrebten CO{-2}-Einsparungen sind erreicht. Die Schwerindustrie ist allerdings außen vor gelassen.

Der Klimaschutzmanager muss mehrere Felder beackern. Zunächst muss die Verwaltung vor der eigenen Tür kehren, sprich: Maßnahmen zum Klimaschutz an und in eigenen Gebäuden umsetzen sowie konsequent den Energieverbrauch kontrollieren. Außerdem betreibt Rupp Netzwerk-Arbeit, steht Gemeinden und Städten als Ansprechpartner zur Verfügung und will über Öffentlichkeitsarbeit auch die privaten Haushalte und die Firmen erreichen. Schließlich gilt es, wo immer möglich, Zuschüsse und Fördergelder einzuwerben.

Rupp präsentiert eine Reihe von Maßnahmen. Die haben sich bei etwa zwei Millionen Euro Investitionen auf eine Einsparung von mehr als 800 Tonnen CO{-2} in den vergangenen zwei Jahren addiert und bringen jährlich über 280 000 Euro Einsparungen. Rupp hat dabei immer die Amortisation im Blick zu haben, also die Frage, wie schnell sich eine Investition rechnet. Wärmeverteilung und Umwälzpumpen, LED-Steuerungen in Sporthallen oder Schulgebäuden, Fotovoltaikanlagen und anderes mehr: Die Investitionen sind in zwei bis acht Jahren wieder reingeholt, die Einsparungen laufen danach weiter.

Die Listen sind lang, sowohl die der erledigten Projekte als auch die der geplanten. Klimaschutz soll beim Kreis alltägliches Thema bleiben.

Weitere Informationen zu den Klimaschutz-Aktivitäten des Landkreises Saarlouis gibt es auf dessen Internetseite: www.kreis-saarlouis.de , Register links: "Klimaschutz ".

Meinung:

Modelle sind gefragt

 Auch Solaranlagen auf der grünen Wiese helfen beim Klimaschutz, der auf erneuerbare Energien setzt. Fotos: Landkreis

Auch Solaranlagen auf der grünen Wiese helfen beim Klimaschutz, der auf erneuerbare Energien setzt. Fotos: Landkreis

Von SZ-Redakteur Mathias Winters

Strompreis sinkt erstmals seit 15 Jahren. Öl so billig wie seit ewig nicht. Gute Nachrichten für uns Verbraucher. Das lässt sogar verschmerzen, dass wir doch alle zurzeit so kräftig über die Erneuerbare-Energien-Abgabe mitbezahlen müssen, dass Deutschland im Alleingang versucht, die Welt zu retten. Als würde das was bringen, wenn wir hier CO{-2} einsparen, während die USA und stündlich wachsend China und Indien das Zeug ungebremst rausblasen … 800 Tonnen CO{-2}-Einsparung bei rund 1,4 Millionen Tonnen Jahresausstoß, noch kein ein Promille - darf der Landkreis das als Erfolg verkaufen? Soll uns der Spruch "Kleinvieh macht auch Mist" überzeugen?

Ja, der Landkreis darf, und ja, kleine Schritte bringen auch voran. Was in einer Sporthalle des Kreises funktioniert, wird im Grundschul-Gebäude oder der Kita der Kommune ebenfalls klappen und schließlich dem Unternehmer, der Wohnungsbaugenossenschaft und dem Eigenheimbesitzer auch zum Vorbild dienen können.

Entscheidend bleibt trotzdem - naiv, wer das bestreiten will - dass es sich rechnen muss. Gerade dafür brauchen wir Modelle. Wenn Klimaschutzkonzept und -manager des Landkreises die liefern, lohnt sich das doppelt und dreifach.

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