Kulturpreis Von der Poetik der Stille bis zum Urknall

Fraulautern · „KommKultur“ und Stadt Saarlouis haben am Freitagabend in Fraulautern ihren Kulturpreis verliehen.

 Jomi bedankt sich beim Publikum für den Kulturpreis.

Jomi bedankt sich beim Publikum für den Kulturpreis.

Foto: Johannes Bodwing

Vom kupfernen Feigenblatt einer Kriegerfigur über die „Poetik der Stille“ bis zu den ersten Sekunden nach dem Urknall – mit beeindruckenden Themen überzeugte der 25. „Saarlouiser Kulturpreis“ am Freitagabend im Vereinshaus Fraulautern etwa 280 Zuschauer. „Es gibt keine Rangfolge, kein Erster, Zweiter, Dritter“, betonte Moderator Stefan Neuhäuser. Er ist Geschäftsführer von „KommKultur“, das den Kulturpreis ins Leben gerufen hat und ihn gemeinsam mit der Stadt verleiht.

Einen Preis wert war das Institut für aktuelle Kunst. „Dass diese Leistung noch nicht im Bewusstsein aller Saarlouiser angekommen ist“, bedauerte als erster Laudator des Abends Karl-Hermann Kallenborn, Kulturkenner der Pieper-Buchhandlung. Ein Filmbeitrag informierte über die Einrichtung, die Jo Enzweiler vor 25 Jahren auf den Weg brachte.

Das Archiv für Nachlässe saarländischer Künstler sammelt Material vielfach schon während Lebzeiten der betreffenden Personen. „Wir können zu dem kulturellen Bild der Stadt wesentliche Beiträge leisten“, sagte Enzweiler. Die große Herausforderung sei es, die wachsenden Bestände zu digitalisieren, und „dass das Institut endgültig für die Zukunft gesichert wird“.

Sterne am Himmel über Indonesien und Sonnenfinsternisse in der Wüste – das erleben Gernot Meiser aus Lisdorf und seine Partnerin Pascale Demy. Und davon machen sie fantastische Bilder und Filme, von denen Ausschnitte gezeigt wurden. „Die Begegnung mit Menschen gehört zum Reisekonzept dazu“, erklärte Meiser. Der Himmel kenne keine Grenzen, „unter diesem Dach leben alle Menschen auf dem Globus gemeinsam“. „Es handelt sich bei beiden um Reisende der Astronomie“, sagte Laudatorin und Schauspielerin Elisabeth Brück. „Sie bringen die Faszination des Sternenhimmels einem großen Publikum näher.“

Mit der „Poesie der Stille“ faszinierte Josef Michael Kreutzer, besser bekannt als Jomi. Der Pantomime aus Bous wurde durch eine Erkrankung gehörlos. Pantomime lernte Jomi bei seinem großen Vorbild Marcel Marceau in Paris. 2017 feierte er ein großes Jubiläum: 40 Jahre auf der Bühne. „Er war der Botschafter der Pantomime weltweit“, sagte Ex-Kultusminister Diether Breitenbach als Laudator. „Viele Künstler und Schauspieler haben dir sehr viel zu verdanken.“

Inzwischen unterrichte Jomi an Grundschulen, wo auch nichtbehinderte Kinder mit Begeisterung die Gebärdensprache lernten. Ein Film zeigte den Werdegang. 1999 bekam er das Bundesverdienstkreuz. „Es ist mir eine große Ehre“, bedankte sich Jomi in seiner warmherzigen Art.

„Man fragt sich schon, was in die Köpfe einiger Leute gefahren ist, wenn sie mit der angeblichen Lösung eines Problems ein solches erst setzen“, wunderte sich Michael Mansion vom „KommKultur“. Ihn ärgerte die Planung für den Autobahnanschluss bei Beaumarais. Wäre die umgesetzt worden, hätte es das Alte Pfarrheim „in den Rang einer Autobahnraststätte“ erhoben und zahllose alte Alleebäume gekostet. Die Planung des Landesbetriebes für Straßenbau erhielt daher die „Kulturzitrone“ 2017.

 Auch Gernot Meiser und Pascale Demy wurden ausgezeichnet.

Auch Gernot Meiser und Pascale Demy wurden ausgezeichnet.

Foto: Joahnnes Bodwing/Johannes Bodwing

Ein handgroßes Stück Kupferblech ist das neue Saarlouiser Kulturerbe. Die Geschichte dazu erzählte Volker Felten. Ein Denkmal für Gefallene des Ersten Weltkrieges wurde 1936 vor der alten Kommandantur abgebaut und vor dem Landratsamt aufgestellt. Nach dem nächsten Krieg sollte es erneuert werden, die Figur dazu wurde der Öffentlichkeit im Rathaus präsentiert. Doch der Jüngling war nackt, was prüde Gemüter zu Protesten veranlasste. Das bedeckende Kupferblech wurde mit drei Lötpunkten festgemacht. „In der Hoffnung, dass es mit der Zeit abfällt“, erklärte Felten. Aber es hielt und wurde vor einigen Jahren bei Sanierungsarbeiten entfernt.

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