Vierbeiner machen Urlaub

Dillingen. Das Schauermärchen kennt jeder: Sommerferien, die ganze Familie sitzt im Auto - und setzt den kleinen Bello noch schnell an der Autobahnraststätte aus. Dass Tiere ausgesetzt werden, habe heute jedoch nichts mehr mit Urlaubszeiten zu tun, sagt Peter Kaiser, Vorsitzender des Tierschutzvereines Untere Saar, der das Dillinger Tierheim im Bruchweg 55 betreibt

 Ein ausgesetzter Hund am Wegesrand. Tiere werden allerdings leider das ganze Jahr über ausgesetzt. Foto: dpa

Ein ausgesetzter Hund am Wegesrand. Tiere werden allerdings leider das ganze Jahr über ausgesetzt. Foto: dpa

Dillingen. Das Schauermärchen kennt jeder: Sommerferien, die ganze Familie sitzt im Auto - und setzt den kleinen Bello noch schnell an der Autobahnraststätte aus. Dass Tiere ausgesetzt werden, habe heute jedoch nichts mehr mit Urlaubszeiten zu tun, sagt Peter Kaiser, Vorsitzender des Tierschutzvereines Untere Saar, der das Dillinger Tierheim im Bruchweg 55 betreibt. Das Heim verzeichne das ganze Jahr über Findeltiere, es gebe kein Hoch im Sommer.Das war nicht immer so. "Noch vor vier, fünf Jahren haben wir allein während der Sommerferien bis zu 40 Prozent mehr Tiere aufgenommen als sonst", sagt Kaiser. Heute erlauben immer mehr Reiseveranstalter den Reisegästen, ihren Hund mitzunehmen. "Urlaub mit Hund hieß vor ein paar Jahren noch Urlaub im Schwarzwald oder auf dem Bauernhof", sagt Kaiser. "Heute gibt es auch Fünf-Sterne-Hotels, die Hunde akzeptieren, ja sogar Strände speziell für Menschen mit Hund."

Das Tierheim in Dillingen nimmt Hunde, Katzen und Kleintiere als Urlauber auf, für ein paar Tage oder bis zu drei Wochen. Für einen Hund kostet die Unterkunft zehn Euro pro Tag. Einmal täglich wird er von einem Mitarbeiter ausgeführt, etwa 45 Minuten lang. Eine Katze hat Auslauf im Freigehege und kostet im Tierheim fünf Euro jeden Tag.

Sollte während der Zeit ein Besuch beim Tierarzt notwendig werden, übernimmt das Heim das. "Wir sind schließlich ein Tierschutzverein", sagt Kaiser. Die Kosten werden vorher mit den Tierhaltern besprochen. Kleintiere sind in einem extra Wohnhaus untergebracht. "Aber die werden nur selten gebracht", sagt Kaiser, "da findet sich meist jemand aus dem Familien- oder Bekanntenkreis, der das Tier während des Urlaubes füttert."

15 bis 20 Urlauber hat das Tierheim jeden Sommer, "wir mussten schon häufiger Tiere ablehnen, weil wir keinen Platz mehr für sie hatten", sagt Kaiser. Maximal kann das Tierheim 100 Katzen und 50 Hunde gleichzeitig beherbergen.

Wie viele Urlauber Platz haben, hängt vom jeweiligen Bestand ab. "Die meisten Leute, die ihr Tier im Urlaub zu uns bringen, haben es auch von hier", sagt Kaiser.

Um die deutschen Tierheime zu entlasten, hat sich der Deutsche Tierschutzbund vor 18 Jahren die Aktion "Nimmst du mein Tier, nehm ich dein Tier" ausgedacht. Auch das Tierheim Dillingen beteiligt sich an dieser Maßnahme zur Vermittlung von Haustieren, deren Halter in Urlaub fahren und keine Tiere mitnehmen können oder wollen.

Wer ohne sein Tier verreisen will, meldet sich einfach im Heim, gibt an, für wann die Reise geplant ist, welche Tiere er selbst hält und welche er aufnehmen würde. Seine Telefonnummer gibt er damit zur Weitergabe frei. Die erfolgt, sobald ein weiterer Interessent im Tierheim anruft: Sucht dieser eine vorübergehende Bleibe für ein Haustier, das ein anderer unter "Ich nehme auf" notieren ließ, wird dessen Nummer dem Anrufer durchgegeben. Das Tierheim dient dabei als Schaltstelle. Die Aktion läuft ganzjährig und ist kostenfrei für alle Beteiligten.

 Kaninchen sind beliebte Haustiere für Kinder. Foto: Ruppenthal

Kaninchen sind beliebte Haustiere für Kinder. Foto: Ruppenthal

 Auch Katzen werden oft ausgesetzt. Foto: dpa/Jan Woitas

Auch Katzen werden oft ausgesetzt. Foto: dpa/Jan Woitas

 Meerschweinchen werden oft privat untergebracht. Foto: dpa

Meerschweinchen werden oft privat untergebracht. Foto: dpa

 Hunde vermissen ihren Besitzer im Urlaub. Foto: dpa/U. Perrey

Hunde vermissen ihren Besitzer im Urlaub. Foto: dpa/U. Perrey

 Peter Kaiser vom Tierschutzverein Untere Saar mit Pflegehündin Nina vor dem Dillinger Tierheim. Foto: Jenny Kallenbrunnen

Peter Kaiser vom Tierschutzverein Untere Saar mit Pflegehündin Nina vor dem Dillinger Tierheim. Foto: Jenny Kallenbrunnen

Die Tierheime empfehlen allerdings, sich vertraglich abzusichern. "Nicht jeder geht gleich mit einem Tier um. Die einen akzeptieren Zwingerhaltung, für andere ist das tabu", mahnt Kaiser. Ein Vertrag sei auch dann sinnvoll, wenn es nur um eine Betreuung für wenige Tage gehe. Denn das Tier könnte krank werden oder in der Wohnung der Pflegefamilie etwas kaputt machen. Der Vertragstext liegt als Muster im Tierheim vor und wird auf Anfrage kopiert.

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