Viele Befürworter für die Urne

Kreis Saarlouis · Der Trend in der Bestattungskultur geht eindeutig zur Urne. In den 13 Kommunen im Landkreis Saarlouis sind es nach Recherchen der Saarbrücker Zeitung aktuell 50 bis fast 90 Prozent aller Bestattungen. Diesen Trend bestätigt nun auch eine SZ-Umfrage unter Friedhofsbesuchern, von denen sich manche aber auch gegen die Urne aussprechen.

 HelmutGross

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 FlorianLechner

FlorianLechner

 Torena Stein

Torena Stein

 DieterSchmitz

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 RoswithaRupp

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 Birgit Hilt und Lothar Stillemunkes. Fotos: Axel Künkeler

Birgit Hilt und Lothar Stillemunkes. Fotos: Axel Künkeler

"Urne, auf jeden Fall", lautet die prompte Antwort von Birgit Hilt und Lothar Stillemunkes auf dem Rehlinger Friedhof. Die 50-Jährige will von ihrem Sohn nicht verlangen, sich um die Pflege ihres Grabes zu kümmern. Sie bedauert, dass so viele Gräber auf dem Friedhof ihrer Heimatgemeinde nicht gepflegt sind. Auch ihr 56-jähriger Partner aus Saarbrücken will sich auf einem kleinen Friedhof in Brebach mit einer Urne beisetzen lassen. "Der Trend geht dort zu Baumgräbern", sagt der Saarbrücker, und so wolle auch er beerdigt werden.

In Rehlingen sind auch die vor neun Jahren verstorbene Frau und der Schwiegersohn des 79-jährigen Helmut Gross bestattet. Ebenfalls in einer Urne, allerdings im traditionellen Grab der Familie, in dem auch seine Schwiegereltern , noch per Erdbestattung, beigesetzt wurden. "Urnengräber sind aber einfacher in der Pflege", sagt Helmut Gross. Der Rehlinger hat deshalb mit seiner Tochter bereits besprochen, dass er eine Urnenbestattung wolle.

Ebenfalls im über 100 Jahre alten Familiengrab auf dem Dillinger Friedhof liegt die Urne des Vaters von Florian Lechner. Der 31-Jährige kümmert sich gern um die Pflege, weil er so "einen stärkeren persönlichen Bezug" wahren kann. Für den jungen Mann selbst stellt sich die Frage noch nicht, aber er werde sich wohl auch für die Urne entscheiden, ohne konkrete Gründe dafür nennen zu können.

"Wer soll denn mein Grab später mal pflegen?", fragt dagegen Dieter Schmitz aus Dillingen. Der 72-Jährige hat selbst keine Kinder, daher sei die Urne einfach besser. Gemeinsam mit seiner Frau pflegt er das Grab der Schwiegereltern , aber insgesamt habe sich die Friedhofskultur stark verändert, meint Dieter Schmitz. Seine Frau dagegen steht der Urnenbestattung eher skeptisch gegenüber.

Sogar völlig ablehnend ist die 76-jährige Torena Stein aus Saarfels. Sie möchte weiterhin die Erdbestattung und zwar aus christlicher Überzeugung. "Gott braucht unsere Leiber, nicht nur die Seelen", zitiert sie aus der Bibel. Für die gebürtige Saarlouiserin ist auch der Besuch auf dem Friedhof Neue Welt eine Pflicht, die sie wegen ihres Glaubens gerne wahrnimmt. Junge Leute hätten leider nicht mehr den Bezug zum Friedhof. Urnenbestattungen seien halt der Trend der Zeit, oftmals aus Geldgründen, weil die Urnenbestattung billiger sei, ist Torena Stein überzeugt.

Auch Maria Krämer, 68, aus Hemmersdorf hat zwiespältige Gefühle bei dem Thema. Sie will für sich persönlich am liebsten eine Erdbestattung. Ihr Ideal sei "das Familiengrab so wie früher", aber das gebe es leider kaum noch. Und da sie keine Kinder hat und daher die Pflege ihres Grabes nicht gesichert ist, hat sich die 68-Jährige für ein Urnen-Rasengrab entschieden.

Ebenfalls kinderlos ist Roswitha Rupp, 67, aus Schwalbach, die deshalb ebenso wie ihr Mann Reinhold in einer Urnen-Stele beigesetzt werden möchte. Neben der fehlenden Grabpflege nennt sie weitere praktische Gründe für die Entscheidung. Feuerbestattungen seien einfach "hygienischer für die Umwelt", und die spätere Entsorgung eines teuren Grabsteins entfalle, sagt Roswitha Rupp.

Für die Urne hat sich auch Silvia Fröhlich, 57, aus Wallerfangen bereits entschieden. Zwar sei die Pflege einfacher als bei der Erdbestattung, aber das ist nicht ihr Motiv. Sie sieht in der Urne einen stärkeren persönlichen Bezug zum Verstorbenen. Vor allem dann, wenn man die Urne mit nach Hause nehmen dürfe. Ihr vor zehn Jahren verstorbener Vater habe das schon gewollt, aber leider sei das in Deutschland, im Gegensatz zu anderen Ländern, nicht möglich. Nun hofft sie auf eine Gesetzesänderung, wünscht sich persönlich, dass dies in ihrer Familie mit drei Kindern irgendwann einmal möglich sein wird. "Die Urne ist persönlicher", davon ist Silvia Fröhlich fest überzeugt.

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