Verkaufshit Eigentumswohnung

Saarlouis · Saarlouis erlebt derzeit einen Bau-Boom. Das fordert Stadtplanung, Bauabteilung und Bauaufsicht im Rathaus heraus – aber auch den Stadtrat. Eine SZ-Serie zeigt, wie und worüber die Akteure entscheiden: heute am Beispiel Mehrfamilienhäuser.

Nichts wird derzeit mehr gebaut in Saarlouis als Mehrfamilienhäuser mit Eigentumswohnungen . Die meist - nicht immer - architektonisch ähnlichen Gebäude dieser Jahre werden das Stadtbild einmal stark mitprägen.

2008 genehmigte die Untere Bauaufsicht im Rathaus nach eigenen Angaben sechs dieser Gebäude , 2009 und 2010 je fünf, 2011 sieben, 2012 vier und 2013 zehn davon. Das sind 37 Mehrfamilienhäuser in sechs Jahren. Knapp 2200 Euro je Quadratmeter kosten Wohnungen, die der Bauunternehmer Laux im früheren Astra-Gelände anbietet, die Penthouse-Wohnung ganz oben gut 2800 Euro je Quadratmeter.

Mit diesen Beträgen wird bei weitem nicht auskommen, wer im Objekt "Terrain en vogues" kaufen möchte: Das sind zwei Gebäude zwischen Wallerfanger Straße und Dürerstraße in Saarlouis, die der Investor Gerd Schaden derzeit baut.

Als die Pläne bekannt wurden, regte sich, was sich angesichts des Baubooms in Saarlouis immer regt: ein Reflex gegen Veränderung. Gerade wenn ein altes Gebäude abgerissen werden soll, um einem Mehrfamilienhaus Platz zu machen, protestieren viele. Besonders deutlich war das, als die frühere DRK-Wache, ein Bau aus den 20er Jahren, niedergelegt werden sollte. Nach heftigem Protest bog der Stadtrat mit der Jamaika-Mehrheit den Abriss ab.

Dem Bau von Schaden indes muss kein Gebäude weichen. Doch ein Anwohner, früher Vorsitzender der Baukammer des Saarlandes, klagte gegen die Baugenehmigung. In einer Eilentscheidung beschied das Gericht zunächst gegen ihn (wir berichteten). Der Kläger Winfried Adam, einst selber Richter, besteht in jedem Fall auf die Hauptverhandlung. Er sieht im Wesentlichen Nachbarschaftsrechte verletzt.

Hätte umgekehrt die Untere Bauaufsicht im Rathaus die Baugenehmigung verweigert, hätte Investor Schaden nach eigenen Angaben selbst geklagt, verbunden mit hohen Schadenersatzforderungen. Die Stadtverwaltung sah das ähnlich, hält den Bauantrag für in Ordnung und genehmigte ihn - weil sie sonst eine Klage des Investors befürchtet hätte.

Eine Klage gegen eine Baugenehmigung hat laut Rathaus großen Seltenheitswert. Denn die Behörde versuche, vor der Baugenehmigung die Interessen auszugleichen. Hier war das nicht gelungen.

Es ging vor allem um die Höhe der Gebäude . Investor Gerd Schaden hatte vier Geschosse plus Penthouse beantragt. Von sich aus nahm er die Höhe in einem zweiten Bauantrag auf drei Geschosse plus Penthouse zurück. Im größeren, L-förmigen Gebäude sollen nun elf Wohnungen, im Gebäude Dürerstraße vier Wohnungen entstehen. Auf Anfrage sagte Schaden, laut baurechtlichen Stellungnahmen sei die ursprüngliche, erste Planung durchaus genehmigungsfähig. Deswegen werde die Planung mit vier Geschossen "einer nochmaligen Prüfung unterworfen". Der erste Bauantrag sei nicht zurückgezogen, er ruhe nur.

Entstehen sollen Wohnungen im sehr gehobenen Segment. Schadens Architekt Eric Hauser orientiert sich, erklärt Schaden, am "Ibiza-Stil": eine "moderne, klare Architekturgestaltung in kubistischer Bauweise, offener Wohnraumgestaltung, Panoramaverglasungen, raumhohe Zimmertüren, begehbare Kleiderschränke, Natursteinbäder." Auf Ibiza hat Schaden mehrere Luxusvillen gebaut.

Um Finanzierung und Vermarktung macht sich Schaden keine Sorgen: "Außerordentlich groß" sei das Kaufinteresse schon vor Baubeginn. Schaden wird die Wohnungen daher direkt vermarkten, und zwar erst nach Fertigstellung. "Vorabverkäufe zur Mitfinanzierung sind nicht erforderlich." Zumindest Schaden bestätigt so die Aussage von OB Roland Henz, "die Investoren stehen bei uns Schlange".

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