Lebensalltag in der Festung Als Saarlouis die Vorräte ausgingen

Saarlouis · Ein neuer Tagungsband wirft auf 250 Seiten in neun Texten einen Blick mit vielen Details auf die Versorgung von Festungsstätten.

 Sie stellen den Festungsband vor (von links): Kulturamtsleiterin Julia Hennings, Museumsleiter Benedikt Loew und der zweite Vorsitzende der Vereinigung für die Heimatkunde im Landkreis Saarlouis, Hans Peter Klauck.

Sie stellen den Festungsband vor (von links): Kulturamtsleiterin Julia Hennings, Museumsleiter Benedikt Loew und der zweite Vorsitzende der Vereinigung für die Heimatkunde im Landkreis Saarlouis, Hans Peter Klauck.

Foto: Johannes A. Bodwing

Alte Festungsstädte sind mehr als breite Gräben, dicke Mauern und historische Gebäude. Dies thematisiert die Stadt Saarlouis seit 2013 mit dem internationalen Festungs-Forum „Intra muros – Infrastruktur und Lebensalltag in Festungen“. Am Dienstagmittag wurde der dritte Tagungsband im Städtischen Museum vorgestellte.

Die Versorgung von Festungen hatten Referenten aus vier Nationen 2017 in Saarlouis dargestellt. Ihre Beiträge finden sich nun abgedruckt mit neun Texten und zahlreichen Abbildungen auf 250 Seiten. Darin sind Fallbeispiele aus Luxemburg, Frankreich, Polen und Deutschland. Zwei der Texte sind auf Französisch, sieben auf Deutsch.

Mühlen waren beispielsweise so wichtig, berichtet Jörg Wöllper, dass sie in Festungsnähe mit Mauern und Gräben geschützt wurden. Und die Festung Luxemburg, hat Guy Thewes herausgefunden, brauchte 1741 bei 4454 Mann Besatzung mindestens 1,51 Millionen Kilogramm Brot im Jahr. Nach sechs Wochen gingen der belagerten Festung Saarlouis im Februar 1814 die Vorräte aus, stellt Benedikt Loew dar, Leiter des Städtischen Museums Saarlouis. Obwohl damals nur etwa 1900 Soldaten und etwa 500 Zivilisten in der Stadt waren.

Bei Saarlouis spielte mit hinein, dass der Platz weit von anderen Städten entfernt lag. Die Wege boten, vor allem im Winter, keine guten Transportbedingungen für die Versorgung. In französischer Zeit musste sich der gewöhnliche Soldat noch in großem Umfang selbst versorgen. In den ersten Jahren unter preußischer Verwaltung wurden Küchen eingerichtet, um die Truppe zumindest mit einer Mahlzeit pro Tag zu versorgen. Die vollständige Truppenversorgung erfolgte erst ab Anfang des 20. Jahrhunderts.

25 Öfen des Königs sind im Jahr 1717 für Saarlouis verzeichnet, vor allem für die Brotversorgung der Garnison. Sie lieferten pro Tag maximal 48 399 Brote zu eineinhalb Pfund. Einschließlich ziviler Backöfen seien es in der Stadt täglich 78 300 Brote gewesen, fand Loew heraus. Für den Nachschub mit Mehl gab es verschiedene Mühlen, solche, die von Pferden angetrieben wurden, eine Wassermühle auf verlängerten Pfeilern der Schleusenbrücke sowie Windmühlen auf zwei Bastionen.

Die Zivilbevölkerung in Saarlouis hielt sich über lange Zeit auch Vieh für den Eigenbedarf. Rinder, Schweine, Schafe und Kaninchen sowie Hühner. Rinderherden waren ganzjährig auf den Weiden, Schweine auch innerhalb der Mauern. Letzteres wurde schon 1698 für die Sommerzeit verboten, vermutlich aus hygienischen Gründen.

Weitere Autoren sind Volker Mende, Grzegorz Podruczny, Änder Bruns, Jean-Marie Balliet, Bruno Marion und Joël Beck sowie Lutz Reichardt. Zu ihren Themen gehören unter anderen das Proviantsystem von Festungen, Lagerkapazitäten sowie Handel und Handwerk. Der aktuelle Tagungsband von „Intra muros – Infrastruktur und Lebensalltag in Festungen“ liegt in einer Auflage von 250 Exemplaren vor.

Ermöglicht hat dies die Vereinigung für Heimatkunde im Landkreis Saarlouis. In deren Schriftenreihe ist es der Sonderband 24. Die redaktionellen Aufgaben übernahmen Benedikt Loew und Guy Thewes (Historisches Museum Stadt Luxemburg). Die Organisation von Layout, Druck und Vertrieb lagen in der Verantwortlichkeit von Hans Peter Klauck, zweiter Vorsitzender der Vereinigung für die Heimatkunde im Landkreis Saarlouis.

Erhältlich ist der dritte Tagungsband zu „Intra muros“ in Saarlouiser Buchhandlungen, im Museumsshop des Städtischen Museums sowie im Kreisarchiv Saarlouis zum Preis von 15 Euro.

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