Nachruf Unternehmer Gerhard Theisen starb mit 88 Jahren

Saarlouis · Seine Ladenbauten prägen Saarlouiser Geschäftsräume.

 Gerhard Theisen hatte Sinn für Qualität und Gestaltung.

Gerhard Theisen hatte Sinn für Qualität und Gestaltung.

Foto: Uwe Theisen

(we) Am Montag wird in Saarlouis Gerhard Theisen bestattet. Es ist kaum ein stärkeres Zeichen der Verbundenheit eines Unternehmers mit seiner Heimatstadt Saarlouis denkbar als das bei der Trauerfeier in St. Ludwig: Seine Söhne Rolf und Uwe stellen ein  Kreuz in der Kirche auf, dessen Holz aus dem Eichengebälk eines Hauses in der Silberherzstraße stammt. Die Eiche wurde - wissenschaftlich untersucht - 1685/86 gefällt, sie lieferte den Dachstuhl eines der ersten Häuser von Saarlouis. In ihm wurde später auch Paul von Lettow-Vorbeck geboren. 1970, anlässlich einer Sanierung, hatte Gerhard Theisen das Holz gekauft.

Schreinerei, Möbelmanufaktur, Ladenbau, so firmiert die Firma von Theisen im Industriegebiet Metzer Wiesen. Gesellenprüfung 1946, da fuhr er noch allein im 2 CV nach Südfrankreich, um allein Parkett zu legen, monatelang. Am Ende standen Aufträge auch in Saudi-Arabien, zu denen er eigene Leute mitbrachte. Theisen baute die Inneneinrichtung von Saarlouiser Geschäften, Räume für die Kreissparkasse. Sein  Herz schlug „für Qualität und gute Gestaltung“, sagt Uwe Theisen - abgesehen von Familie und Garten.

Gelernt hatte er auch an der Werkkunstschule Trier (1950 bis 1952), legte 1952 das Staatsexamen als Innenarchitekt ab. 1953 gründete er die Werkstatt für Innenausbau. Zehn Jahre später bezog er die Halle, in der der Betrieb heute noch ist. 100 Azubis wurden seitdem hier  ausgebildet.

Theisen engagierte sich ganz konventionell lange im Vorstand der Innung. Oder als vereidigter Sachverständiger. Und ganz unkonventuionell: So nahm er 1968 und 1969 Afrikaner aus Burundi und aus Ruanda zu einjährigen Praktika auf. „Er ging damals von Tür zu Tür“, erinnert sich Tochter Ulrike Quirin, „um eine Wohnung für die Afrikaner zu finden.“ Afrika war eine lebenslage Leidenschaft. Gerhard Theisen reiste regelmäßig hin, besonders nach Kenia. Mit seiner Frau Assunta, bei ihrer letzten Afrika-Reise war sie 88 Jahre alt. Ulrike Quirin: „Sie kam jedes Mal verjüngt zurück.“

Es gab jede Menge Anerkennung von Landesministern, es gab zwei Belobigungen des Abraham und David Roentgen Preises für innovative Handwerkskunst (Handwerkskammer Koblenz). 2004 zeichnete Ministerpräsident Peter Müller Theisen mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande für sein Lebenswerk aus. Anerkennung auch von seinen Kindern, die sich mit Respekt daran erinnern, wie viel ihr Vater in vielen Gebieten wusste, und wie hartnäckig er sein konnte, wenn er ein Ziel verfolgte.

Gerhard Theisen wurde am 7. Juli 1929 in Saarlouis geboren. Er starb am 17. Februar in Saarlouis. Er hinterlässt drei Kinder, drei Schwiegerkinder und sechs Enkel.

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