Unter dem Schwan ruhten die Toten
Wallerfangen. Knochen stecken zuhauf im Boden. Winzige Splitter, zertrümmerte Schädel und fast vollständige Skelette. "Hier war der alte Friedhof von Wallerfangen", erklärt Landesdenkmalpfleger Wolfgang Adler in einer Ecke des ehemaligen Standortes des "Goldenen Schwans" in Wallerfangen
Wallerfangen. Knochen stecken zuhauf im Boden. Winzige Splitter, zertrümmerte Schädel und fast vollständige Skelette. "Hier war der alte Friedhof von Wallerfangen", erklärt Landesdenkmalpfleger Wolfgang Adler in einer Ecke des ehemaligen Standortes des "Goldenen Schwans" in Wallerfangen.Dort graben sich seit Wochen Archäologen und Studenten der Vor- und Frühgeschichte durch Sand und alten Schutt. Vieles ist nicht eindeutig zuzuordnen. "Da wurde kreuz und quer gebaut", sagt Adler. "Auch die Bestattungen erfolgten mal in Nord-Süd-Richtung, mal in Ost-West." Die erste Grabungsphase begann, als noch Reste der beiden Gewölbekeller des abgerissenen Gasthauses freilagen. Der Keller unter dem Gebäude war nicht durchgehend, sondern zweigeteilt und mit einem Verbindungsgang nahe der Hauptstraße. Zwischen den Gewölben fanden sich Mauerreste. Deren älteste Teile schätzt der Landesdenkmalpfleger Adler auf die Zeit vor der Zerstörung Wallerfangens, also vor dem Jahr 1635.
Zwei Stufen einer Treppe liegen fast mitten im Gelände. Inzwischen ist dieser Bereich wieder verfüllt und verfestigt. "Parallel zu den Stufen verläuft eine Mauer", fanden Adler und seine Helfer heraus. "Und dazwischen war vermutlich ein Durchgang. Der Boden ist da festgetreten. Das Dunkle daran ist der Dreck von den Schuhen." Winzige blaue Bröckchen steckten dort, womöglich eingespült. "Azurit", vermutet Adler. "Das wäre meines Wissens nach der erste Fund von Azurit aus dem mittelalterlichen Wallerfangen."
Verbaut in jüngeren Mauern war ein sogenanntes Fenstermaß. Das sind filigrane Verzierungen, wie sie beispielsweise in der 1862 neugotisch gestalteten Wallerfanger Pfarrkirche in den Spitzen der Fenster angelegt sind. Aber laut Experten für Baukunde sei der Fund echte Gotik. Das wäre etwa früher als 1550.
Ein Kirchenfenster soll es gewesen sein, was wiederum zur alten Pfarrkirche passen könnte, die hier gestanden haben soll. Jetzt hoffen Adler und sein Grabungsteam auch noch die Fundamente der alten Pfarrkirche St. Peter und Paul freilegen zu können.