Umweltbonus wirkt noch nicht

Kreis Saarlouis · Elektro-Autos sollen massiv gefördert werden. So will es jedenfalls die Bundesregierung. An der Verkäufer- und Käufer-Basis ist das aber, wie eine SZ-Umfrage zeigt, bislang noch nicht so richtig angekommen.

 Elektro-Zapfsäulen sind manchen Kunden noch zu selten zu finden. Auch die knappe Reichweite der E-Mobile stört. Fotos: Axel Künkeler

Elektro-Zapfsäulen sind manchen Kunden noch zu selten zu finden. Auch die knappe Reichweite der E-Mobile stört. Fotos: Axel Künkeler

Die Skepsis gegenüber Elektro-Autos bleibt trotz Förderung des Bundes mit einem Umweltbonus groß. Die aktuelle Statistik des zuständigen Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (siehe Info-Kasten) wird durch eine SZ-Umfrage in Autohäusern im Kreis Saarlouis bestätigt.

Im Saarland sind ganze 53 Anträge von bundesweit insgesamt erst 4451 Anträgen seit Einführung des Umweltbonus gestellt worden. Drei davon offenbar in einem Saarlouiser Autohaus. Verkaufsleiter Markus Augustin von Segura Automobile kann den Verkauf dreier geförderter E-Autos von Renault vermelden. Hinter BMW belegt der französische Hersteller derzeit Platz zwei in der Antragsstatistik.

Benziner hat Nase vorn

Obwohl die Franzosen mit drei verschiedenen Modellen im Vergleich zu anderen aktuell gut aufgestellt sind, will auch Augustin nicht von einem Boom sprechen. "Der Kunde kalkuliert Kosten und Nutzen, zieht dann meist das sparsame Benzin-Modell vor", weiß der Verkaufsleiter.

Er wird von Axel Dahlem bestätigt. Der Saarlouiser hat "kein Interesse an Elektro-Autos". Die Reichweite der Autos sei zu gering, der Preis zu hoch. Zudem weise das Netz an Ladestationen eine zu geringe Dichte auf. "Die Förderung nutzt mir nichts, wenn die Infrastruktur unzureichend ist."

Die gleichen Vorbehalte nennt auch der Ensdorfer Ewald Spielmann. Erst müsse ein massiver Ausbau der technischen Voraussetzungen erfolgen, erst dann sei die Förderung hilfreich. "Daher ist die Nachfrage nach E-Autos ganz, ganz schwach", klagt Frank Schmitt, Verkaufsleiter von Dechent Automobile in Roden. Obwohl VW eine E-Version des Kleinwagens Up am Markt anbietet, hat Schmitt in den letzten drei Monaten davon kein Modell verkaufen können. "Es ist nur der Preis", meint er, denn 25 000 Euro für einen Kleinwagen seien "relativ hoch". Weitere E-Modelle aus Wolfsburg sollen jedoch folgen und das werde "dem Ganzen einen Kick geben", ist Schmitt optimistisch.

Vorreiter der E-Mobilität gelten die Japaner. Für Mitsu bishi sei das "ein großes Thema", meint Karsten Werny. Für den Verkaufsleiter bei Auto Reiter in Siersburg ist die Förderung des Bundes aber "nicht ausreichend". Im ersten Halbjahr habe er zwar drei E-Modelle verkaufen können, nicht jedoch, seit es den Umweltbonus gibt. Trotzdem sei der Bonus ein Thema in den Verkaufsgesprächen: "Wir versuchen, dem Kunden den Nutzen nahe zu bringen", aber Elektro-Autos seien oft noch eine "große Unbekannte".

Andere Hersteller erwischt die Umweltprämie gerade auf dem falschen Fuß, wie Alexander Schaeffer feststellt. Ford hat die E-Version des Focus, der kaum von privaten Kunden, meist von Kommunen und öffentlichen Einrichtungen bestellt wurde, im Juni vom Markt genommen. Neue Modelle mit einer größeren Reichweite sollen frühestens 2017 lieferbar sein. Trotzdem ist die Dillinger Ford-Central-Garage, so wie andere Autohäuser , bereits auf die E-Mobilität vorbereitet. Verkaufsberater Rainer Glesius verweist auf eine vorhandene Strom-Tankstelle.

Denn für viele Kunden kann der Kauf eines E-Autos "ein Thema werden", wie Ralf Schmitt aus Rehlingen bestätigt. Er ist mit seinen drei Kindern unterwegs, um "ein wenig zu spähen, was es so Neues gibt". Ein Freund fährt bereits ein Elektro-Auto, in den Medien habe er auch von dem Bonus gehört. Mit näheren Details will er sich jedoch erst befassen, wenn der Kauf eines neuen Autos konkret ansteht. "Dabei ist mir der Umweltaspekt schon wichtig", sagt Schmitt.

Zum Thema:

 Karsten Werny

Karsten Werny

 Ralf Schmitt aus Rehlingen mit seinen drei Kindern

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 Rainer Glesius hofft auf neue Modelle 2017.

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 Markus Augustin (rechts) mit Kunde Axel Dahlem

Markus Augustin (rechts) mit Kunde Axel Dahlem

 Frank Schmitt: Nachfrage ist ganz schwach.

Frank Schmitt: Nachfrage ist ganz schwach.

 Ewald Spielmann: Infrastruktur muss besser werden.

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hintergrund Bundesweit erst 4451 Förderanträge - 53 im Saarland: Der Bund fördert seit Juli den Kauf eines Neuwagens mit elektrischem Antrieb mit einem Umweltbonus. Der Förderbetrag für reine E-Autos beträgt 4000 Euro, für Plug-in-Hybride 3000 Euro. Den Betrag teilen sich Hersteller und Bund je zur Hälfte: Die Autohäuser ziehen ihren Anteil meist direkt vom Kaufpreis ab, während das Geld vom Bund beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) beantragt werden muss. Nach der Statistik des Bafa zum 30. September sind in den ersten drei Monaten nur 4451 Anträge gestellt worden: 2650 für reine Elektrofahrzeuge, 1801 für Hybride. Die meisten Anträge sind in Bayern (1130), Baden-Württemberg (873) und Nordrhein-Westfalen (726) gestellt worden. Im Saarland waren es bislang nur 53 Anträge (33 für reine Batterieelektro-fahrzeuge und 20 für Plug-in-Hybride). Damit liegt das Saarland an drittletzter Stelle der 16 Bundesländer. Nur in Mecklenburg-Vorpommern (35) und Bremen (34) wurden weniger Anträge gestellt. Bei den Herstellern liegt BMW (1289) vor Renault (921), Audi (462), Volkswagen (438) und Mitsubishi (369). Meistverkauftes E-Modell ist der BMW i3. ajk

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