Umbuchen, stornieren oder fahren?

Kreis Saarlouis · Das Attentat in Nizza und der Putschversuch in der Türkei vergangene Woche treffen mit dem Ferienbeginn zusammen. Wie reagieren Urlauber darauf? Wir haben bei vier Reisebüros nachgefragt.

"Am Samstag war Land unter", erinnert sich Denise Altpeter, Geschäftsführerin bei Thomas Cook in Saarlouis . Ununterbrochen habe das Telefon in ihrer Filiale an dem Tag nach dem Putschversuch in der Türkei geklingelt. Türkei-Reisen mit Abreise bis einschließlich Montag konnten bei dem Reiseveranstalter storniert oder umgebucht werden. Letzteres hätten fast alle Kunden in Anspruch genommen. Die Ausweichziele: Griechenland, Bulgarien und die Kanarischen Inseln. "Nur für eine Familie, die schon am Sonntag in die Türkei fliegen sollte, konnten wir keine Alternative mehr finden", sagt Altpeter. Sie habe ihre Reise daher storniert.

Wie bei der Mehrzahl der deutschen Reiseanbieter gilt auch bei Thomas Cook: Istanbul-Reisen, die bis 31. Juli stattfinden, können kostenlos storniert werden. Für andere Reiseziele in der Türkei gilt derzeit: Wer umbuchen möchte, muss die Kosten selbst tragen, denn das Auswärtige Amt hat keine Reisewarnung ausgesprochen. Diese ist für den Erstattungsanspruch jedoch nötig. "Es sei denn, der Kunde hat eine Flex-Option gebucht", sagt Altpeter. Diese Option, die rund zehn Euro zusätzlich koste, erlaube es, bis zu zehn Tagen vor Reiseantritt kostenlos umzubuchen.

"Im Vergleich zum Vorjahr hatten wir fast 60 Prozent weniger Buchungen in die Türkei", sagt Giuseppe Schillaci, Geschäftsführer des Saarlouiser Reisebüros "Gs Reise + Freizeit". Seine Stammkundschaft, bestehend aus Familien mit Kindern und Rundreisenden, habe vor allem Reisen nach Mallorca, Norditalien oder Spanien gebucht. Auch Ferienwohnungen in Deutschland seien diese Saison sehr gefragt gewesen. "Die wenigen Türkeireisen, die wir trotzdem verkauft haben, finden erst im August oder September statt", sagt Schillaci. Umbuchungs- und Stornierungsanfragen seien ihm daher erspart geblieben.

Im Reisebüro "Holiday Reisen Krings" in Dillingen haben die Telefone am Samstag dagegen im Minutentakt geklingelt, wie Inhaber Alexander Krings berichtet. "Die Urlaubsgebiete rund um die Türkische Riviera sind laut Auswärtigem Amt nicht direkt betroffen, das haben wir so an unsere Kunden weitergeleitet", sagt er. Das habe überzeugt, Umbuchungen oder Stornierungen der rund 30 betroffenen Reisen seien daher nicht erfolgt.

Anders als der Putschversuch in der Türkei zog der Terroranschlag im französischen Nizza vergangenen Donnerstag keine Stornierungs- oder Umbuchungswelle nach sich, wie die befragten Reisebüros angaben. Der Hauptgrund: Viele Saarländer würden Reisen in diese Region privat organisieren. Wer doch über einen Anbieter gebucht hat, ist auf dessen Kulanz angewiesen, da das Auswärtige Amt für diese Region keine Reisewarnung ausgesprochen hat. Das bekam auch eine Familie, die über das Reisebüro "Reise Franzen" in Überherrn eine Ferienwohnung in der Nähe von Cannes gemietet hatte, zu spüren. Kommende Woche findet ihre Reise statt, der Anbieter gewährt ihnen keine Erstattung. "Wir haben ihnen geraten, nach dem Bauchgefühl zu entscheiden, ob sie die Reise trotzdem antreten wollen", sagt Reisebüro-Inhaber Lothar Franzen. Und das sagte schließlich "Ja".

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