Über hundert Zuhörer pro Abend

Saarlouis · Die Saarlouiser Kammermusik-Abende in der Evangelischen Kirche waren besser besucht als erwartet.

 Romantische Duos am ersten der drei Kammermusik-Abende: Setareh Najfar-Nahvi, Violine, und Theresia Schumacher, Klavier. Foto: Th. Schumacher

Romantische Duos am ersten der drei Kammermusik-Abende: Setareh Najfar-Nahvi, Violine, und Theresia Schumacher, Klavier. Foto: Th. Schumacher

Foto: Th. Schumacher

Die Evangelische Kirchengemeinde und Joachim Fontaine luden risikobereit zu den ersten Saarlouiser Kammermusik-Abenden ein. An drei Tagen führten drei angesehene Ensembles Raritäten aus der Zeit der Romantik auf. Ein Résumée von Initiator Joachim Fontaine.

Herr Fontaine, die Schar der Kammermusikfreunde ist erfahrungsgemäß nicht sehr groß. Ist Ihr Wagnis gelungen?

Joachim Fontaine: Die Konzerte waren alle drei sehr gut besucht. Kammermusik-Fans kamen zwei, drei Mal. Einige bedankten sich sogar bei uns.

Was begeistert Sie an der Kammermusik aus der Romantik?

Fontaine: Carl Dahlhaus sagte mal, dass es nicht in längst vergangenen Zeiten, sondern im 19. Jahrhundert das meiste zu entdecken gibt. Das hat sich bewahrheitet. Es waren spannende Abende eines "langen 19. Jahrhunderts" - von Schubert bis Schulhoff, einem der Avantgardisten, die nach 1918 mit der Romantik brachen.

Das erste Konzert bestritten die Pianistin Theresia Schumacher und die persische Geigerin Setareh Najfar-Nahvi aus Wien. Frauen spielten Werke von Frauen, unter anderem Clara Schumann. Musizieren und komponieren Frauen Ihrer Meinung nach anders als Männer?

Fontaine: Wir haben sie sicher nicht aus Mitleid gespielt, sondern weil sie sehr gute Musik komponiert haben, die im 19. Jahrhundert kaum Chancen zur Aufführung hatte. Obwohl einige Karriere machten. Von ihrem Talent waren sogar Kollegen, etwa Max Reger, begeistert. Ihre meist kleinen Formen, zum Beispiel Romanzen, sind nicht einfach. Man muss sich jedes Mal neu auf einen musikalischen Mikrokosmos einstellen. Das Duo spielte grandios.

Im zweiten Konzert standen die älteste spielbare Harfe, die Cousineau-Harfe aus dem Museum in Wadern, mit ihr Maria Christina Cleary im Mittelpunkt - begleitet vom italienischen Geiger Davide Monti. Was macht den Reiz des Duos ArParla aus?

Fontaine: Die Harfe entwickelte sich im 19. Jahrhundert zum Konzertinstrument. Fanny Krumpholtz, die auch gespielt wurde, war die höchstbezahlte Virtuosin in London um die Jahrhundertmitte. Die "neue Musik" solcher Virtuosen macht diese Epoche so interessant. Die größte Überraschung war ein Stück von Schubert, eine "Welt-Wieder-Erstaufführung". Das Saarland hat zwar keine Silbermann-Orgeln, aber die Cousineau-Harfe, ein Juwel.

Solisten der Deutschen Radio Philharmonie spielten Gouvy und in unüblicher Besetzung den frühen Modernen Schulhoff. Was zeichnete dieses Konzert aus?

Fontaine: Das Programm experimentierte mit der üblichen Streichquartett-Besetzung: Schulhoff hat sie auf drei extreme Stimmen reduziert. Gouvy und Klughardt erweiterten sie bis zur Sechsstimmigkeiten mit neuen Farben und Harmonien.

Werden Sie die Kammermusikreihe fortsetzen?

Fontaine: Gerne, ein Publikum dafür gibt es.

 Joachim Fontaine Foto: J. A. Bodwing

Joachim Fontaine Foto: J. A. Bodwing

Foto: J. A. Bodwing

Das Gespräch führte Jutta Stamm.

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