„Über Höchststandard hinaus“

Saarlouis · Keime hatten auf der Kinder-Intensivstation des Marienhaus-Klinikums Saarlouis dafür gesorgt, dass drei Frühgeborene erkrankten. Die Station wurde geschlossen und eine geplante Renovierung vorgezogen. Die Arbeiten sind abgeschlossen.

 Dr. Alexander Tzonos (links) und Dr. Michael Kunz auf der renovierten Marienhaus-Kinder-Intensivstation. Foto: Thomas Seeber

Dr. Alexander Tzonos (links) und Dr. Michael Kunz auf der renovierten Marienhaus-Kinder-Intensivstation. Foto: Thomas Seeber

Foto: Thomas Seeber

Die Leute von Zeitung, Funk und Fernsehen dürfen ruhig reinschauen. Die frisch renovierte Kinder-Intensivstation im Marienhaus-Klinikum Saarlouis (MKS) wird nämlich noch einmal gereinigt und desinfiziert. Hier also herrscht ab Montag wieder regulärer Klinikbetrieb.

Unerfreuliche Vorgeschichte

Das MKS hatte für gestern zum Pressetermin geladen. Dr. Michael Kunz, ärztlicher Direktor, Dr. Alexander Tzonos, Chefarzt der Kinder- und Jugendmedizin, und Pflegedirektor Rudolf Krasenbrink präsentierten die Räume. Und sie wollten die Vorgeschichte zu den Arbeiten abschließen.

Dass die etwas früher als geplant durchgeführt wurden, hatte nämlich einen für das MKS höchst unerfreulichen Auslöser: Im August waren drei Frühgeborene auf der Station erkrankt, nachdem sie von multiresistenten Keimen infiziert worden waren. In der Folge war die Station geschlossen worden (wir berichteten). "Keineswegs haben aber die Keime die Renovierung erforderlich gemacht", versichert Tzonos. Er darf übrigens mitteilen, dass die drei Kinder inzwischen entlassen worden sind.

"Krankenhauskeime", sagt Kunz, "das ist eigentlich ein falscher Begriff." Erreger, wie diejenigen, die die drei Frühchen in Saarlouis infiziert hatten, gebe es nämlich im Grunde überall. Und weil massenhaft Antibiotika eingesetzt werden - etwa auch in der Behandlung von Tieren, die wir essen - steigt die Zahl der multiresistenten Keime. Der Keime also, denen viele Antibiotika nichts mehr anhaben können.

In Deutschland gibt es einerseits hohe Standards für Hygiene und Desinfektion - Krasenbrink: "die wurden bei uns nachweislich immer eingehalten" -, andererseits eine ausgeprägte Kultur, möglichst viel Nähe zwischen Neugeborenen und ihren Müttern oder auch Väter und Geschwistern zuzulassen. Das tut allen gut, solange nicht die Babys etwa als Frühgeborene extrem geringe Abwehrkräfte haben.

Bilanz in drei Monaten

Auf der Kinder-Intensivstation des MKS werden deshalb für zunächst mindestens drei Monate "über den deutschlandweit praktizierten Höchststandard hinaus" (Kunz) Maßnahmen der Hygiene und Desinfektion ergriffen. Da die Übertragung der Keime vor allem über Hautkontakt, Atemluft und das Stillen geschieht, kommen vermehrt Kittel, Atemmasken und pasteurisierte Muttermilch zum Einsatz - wohlgemerkt: auf der Intensivstation , nicht für alle Neugeborenen. In drei Monaten wird Bilanz gezogen, ob das beim Kampf gegen Keime nützt. Komplett ausschalten lassen die sich aber nicht.

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