Bäckerinnung Trotz guter Qualität ist der Prüfer enttäuscht

Saarlouis · Nur drei Bäcker stellten sich in Saarlouis der Brotprüfung. „Bei mir gibt’s die jeden Tag – durch die Kunden.“

 Karl-Ernst Schmalz (Mitte) prüfte gestern im Beisein von Bäckermeister Bernd Breininger (links) auch Brötchen vom Kollegen Walter Tabellion aus Rehlingen.

Karl-Ernst Schmalz (Mitte) prüfte gestern im Beisein von Bäckermeister Bernd Breininger (links) auch Brötchen vom Kollegen Walter Tabellion aus Rehlingen.

Foto: Merkel Carolin/Carolin Merkel

Schneiden, drücken, riechen, schmecken – die Arbeitsschritte sind bei Karl-Ernst Schmalz längst in Fleisch und Blut übergangen. Seit drei Jahrzehnten ist er als Brotprüfer in Deutschland unterwegs und hat dabei auch schon oft in Saarlouis Station gemacht. Gestern Vormittag war ihm die Enttäuschung deutlich ins Gesicht geschrieben.

Das lag jedoch nicht an der Qualität der zur Prüfung angelieferten Backwaren, sondern vielmehr am sehr geringen Interesse. Gerade mal zwei Bäcker hatten bis zum offiziellen Annahmeschluss Brot und Brötchen in der Lehrbäckerei des Technisch-Gewerblichen und Sozialpflegerischen Berufsbildungszentrum (TGSBBZ) in Saarlouis abgegeben. Für Schmalz keine große Aufgabe, die Prüfungsergebnisse – durchweg im Bereich sehr gut und gut – lagen früh vor. Am Tag zuvor, verriet er, hatten sich im Kreis Homburg auch nur vier Unternehmen an der alljährlichen Prüfung beteiligt, ebenfalls ein deutlicher Rückgang. „Hier muss die Bäckerinnung des Saarlandes nach den Gründen forschen, denn bei einer so geringen Beteiligung ist der Aufwand einfach viel zu groß“, erklärte Schmalz.

Er freut sich immer auf die Termine und hat, wie er betont, den richtigen Beruf gewählt. „Auch wenn ich den Tag über viele Brote und Brötchen probiere, kann ich am Abend dennoch gerne mal ein leckeres Käsebrot einer warmen Mahlzeit vorziehen“, sagte er. Und er gerät ins Schwärmen: 3000 Brotspezialitäten in Deutschland zeugten davon, wie kreativ das Bäckerhandwerk ist. Mit dem Deutschen Brotinstitut ist Schmalz mit seinen beiden Brotprüfer-Kollegen unterwegs, um das „deutsche Brot in aller Munde zu bringen“. Der Fachmann betont, dass es sich eben um eine ganz andere Qualität als vom Discounter handele, daher sollten sich die Betriebe der Prüfung stellen. Neben der konstruktiven Kritik, die oftmals das Ergebnis deutlich verbessert habe, erhalten die erfolgreichen Teilnehmer Urkunden – ein werbewirksames Mittel, um Kunden Qualität zu beweisen.

Für Bernd Breininger aus Lisdorf stand auch gestern die Teilnahme an der Brotprüfung außer Frage. Er ist selbst in der Bäckerinnung aktiv, kann sich noch an Brotprüfungen in Saarlouis erinnern, die über zwei Tage gingen, weil der Andrang so groß war. Er mutmaßte, dass es mit der Teilnahme-Gebühr zusammenhängen könne. Jedes getestete Produkt schlägt mit 20 Euro zu Buche. „Doch mir ist das Urteil des Brotprüfers deutlich mehr wert. Man wird über die Jahre betriebsblind, da können schon kleine Verbesserungsvorschläge helfen“, sagte er.

Neben Breininger hatte auch Willi Heckmann aus Hülzweiler eine Auswahl an Brot und Brötchen nach Saarlouis geschickt. Schließlich gesellte sich mit einer kleinen Verspätung noch Walter Tabellion aus Rehlingen dazu. Er schaute Schmalz genau über die Schulter, ließ sich auch nach mehr als 20 Jahren „Goldflutes“ gerne Tipps geben. „Dieser Termin mit einem Fachmann ist mir wichtig, doch Brotprüfung ist bei mir jeden Tag – durch meine Kunden“, sagte er. Vielleicht werden einmal die Schüler am Berufsbildungszentrum, die sich die Brotprüfung anschauen durften, später einmal an dieser unabhängigen Qualitätskontrolle mit ihren Betrieben teilnehmen.

Teilgenommen an der Brotprüfung haben Bäckerei Will Heckmann (Hülzweiler), Bäckerei Bernd Breininger (Lisdorf), Bäckerei Walter Tabellion (Rehlingen). Die Ergebnisse: Brot (zehn Proben): sechsmal sehr gut, viermal gut, Brötchen (sechs Proben): dreimal sehr gut, dreimal gut.

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