Träume auf Rädern

Saarlouis · Das Saarland ist kein reiches Bundesland, aber auch hier wird Luxus geschaffen: von Spitzenhandwerkern und Genusskünstlern. Wir stellen einige von ihnen in loser Folge vor. Heute das Saarlouiser „MotorLoft“, wo man edle Sportwagen kaufen kann, aber auch Klassiker überholt werden. Auch sonst soll es bald alles geben, was rund ums Auto Spaß macht.

 Blick in das Saarlouiser „MotorLoft“: Zwischen historischen Motorrädern und einem Wartburg 311 kann man seinen Espresso trinken. So soll es mittelfristig in der gesamten ersten Etage der ehemaligen Fabrikhalle aussehen. Nebenan können Sportwagen-Besitzer ihre Schätzchen (rechtes Foto, vorne ein Lamborghini superleggera) wie in einer Vitrine ausstellen. Fotos: Oliver Dietze

Blick in das Saarlouiser „MotorLoft“: Zwischen historischen Motorrädern und einem Wartburg 311 kann man seinen Espresso trinken. So soll es mittelfristig in der gesamten ersten Etage der ehemaligen Fabrikhalle aussehen. Nebenan können Sportwagen-Besitzer ihre Schätzchen (rechtes Foto, vorne ein Lamborghini superleggera) wie in einer Vitrine ausstellen. Fotos: Oliver Dietze

 Ein alter Porsche 911 Targa auf der Richtbank. Hier lässt sich feststellen, ob die Karosserie des Klassikers – etwa in Folge eines Unfall – verzogen ist und gerichtet werden muss.

Ein alter Porsche 911 Targa auf der Richtbank. Hier lässt sich feststellen, ob die Karosserie des Klassikers – etwa in Folge eines Unfall – verzogen ist und gerichtet werden muss.

Was so ein Porsche wohl drunter trägt? Unterm glänzenden Lack? Halten wir mal fest: Bis aufs nackte Blech gestrippt, ist selbst ein 911 Targa keine Schönheit mehr. Es sei denn, man sieht nicht bloß die graue Rohkarosse, sondern schon den Traumwagen, der er nach Hunderten Restaurierungsstunden wieder sein wird. Wie in den 70ern, als der Targa vom Band rollte.

Von Berufs wegen ist Udo Kautenburger so ein Visionär. Zusammen mit seinen Geschäftspartnern Jürgen Klein und Michael Braun handelt er im Saarlouiser "MotorLoft" mit Sehnsüchten auf Rädern. Mit neuen und gut eingefahrenen. Solche mit 300, 400 PS und mehr. Mit Flitzern unserer Tage wie einem Mercedes SL 55 AMG Black Series, von dem bloß 500 Stück gebaut wurden. Aber sie polieren auch Träume wieder auf, wie einen 911 Turbo der ersten Generation, den ein saarländischer Porsche-Fan, scheinbar günstig, aus den USA holte. Nach Deutschland verschifft, entpuppte sich der Elfer als "verbastelte Kiste", berichtet Kautenburger. Mit reichlich Spachtelmasse, die über diverse Dellen hinwegtäuschte.

Selbst bei solchen Blendern aber weiß man im "MotorLoft" Rat. "Wir haben Mitarbeiter, die schon als Lehrlinge an diesen Autos geschraubt haben, als sie noch nagelneu waren", legt Kautenburger Wert auf Know-how, das man aus keinem Internetforum bekommt. Just für Porsche haben die Saarlouiser einen guten Ruf. Doch man bringt genauso ein Peugeot 504 Coupé im eleganten Pinifarina-Blechkleid wieder in Form.

Sowas kann dann aber richtig ins Geld gehen. Wenn etwa ein historischer Elfer neu aufgebaut, die Karosserie eisgestrahlt, der Motor überholt werden, der Sattler sich um Sitze und Innenausstattung kümmern muss, stecken am Ende in dem Wagen auch mal 70 000, 80 000 Euro. Kunden, denen ein Auto so lieb und teuer ist (und von denen es auch im Saarland erstaunlich viele gibt) wollen aber mehr als bloß eine x-beliebige Werkstatt. "Sie wollen ein automobiles Erlebnis", meint Kautenburger. In der Zeppelinstraße versuchen zehn Mitarbeiter seit anderthalb Jahren exakt das hinzukriegen. 33 000 Quadratmeter einer alten Fabrikhalle werden peu à peu zum "MotorLoft" umgebaut. Was eher hipp nach Metropole klingt als nach Saarlouiser Gewerbegebiet. Und doch bietet man genau dort Luxus auf vier Rädern. "Unsere Kunden interessiert nicht, wo wir sitzen, sondern, was wir anbieten", erklärt Kautenburger.

Was sie bieten, ist zum einen klassischer Autohandel. In den 90ern begannen Klein & Kautenburger als Volvo-Händler noch in Beckingen. "Immer mehr unserer Kunden fragten aber auch nach besonderen Fahrzeugen, die wir dann beschafft haben", sagt Kautenburger. Ob nun einen neuen Aston-Martin oder einen Oldie mit Mercedes-Stern.

Dazu kommt, vor allem in den oberen Etagen des "MotorLoft", der Klassikerbereich, wo Fahrzeuge restauriert werden. Zudem können hier Besitzer teurer Sportwagen oder Oldtimer ihre Fahrzeuge abstellen in eigens dafür gebauten Glas-Boxen. So stehen die Schätzchen nicht nur gut behütet, sie sind zugleich auch Schaustücke eines aktiven Automuseums; ab und an fahren die Besitzer ihre Wagen ja auch aus. Ein großer Lastenaufzug liftet die Wagen dann runter auf Straßenniveau.

Wenn alles mal fertig ist, soll das Ganze wie eine historische Straße aus den 50er oder 60er Jahren aussehen. Auch Gewerke wie ein Autosattler sollen einziehen, Zubehörhandel und Gastronomie. Kurzum alles, was Menschen mit Benzin im Blut Spaß macht. Nicht zuletzt belegt mit Braun Car Tec auch noch ein Automobilzulieferer einen Teil des alten Fabrikareals. Von der Produktion über die Restaurierung von Klassikern und Youngtimern bis zum Verkauf von Neuwagen gibt es also alles unter einem großen Dach.

Vergleichbares, allerdings auf noch deutlich mehr Fläche, gibt es bereits in Düsseldorf, Stuttgart, Berlin und anderen Großstädten. "Meilenwerk" heißt einer dieser Anbieter, der das Geschäft seit zwölf Jahren allerdings mit wechselndem Erfolg betreibt. Im "MotorLoft" hat der Aufbau des Auto-Erlebniszentrums gerade erst Fahrt aufgenommen, noch ist die Etage mit den Klassikern nur sporadisch geöffnet, wird aber bereits gern für Firmenfeiern oder Events gebucht.

Was all das bislang schon gekostet hat, will Udo Kautenburger partout nicht preisgeben. Da aber die Preise selbst für historische Kleinstwagen in den vergangenen Jahren explodiert sind, etwa die einstige Studentenkutsche 2 CV, sofern sie top restauriert ist, leicht über 25 000 Euro bringen kann, verspricht dieser Markt zumindest einiges.

motorloft-saarlouis.de

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