"Teuerstes Mariechen!"Wer kann diesen Brief von 1748 entziffern?Neuer Kreisrekord: Wer hat die meisten Berufsausbildungen?

Lebach. Im Jahr 1879 war Erich Mühlens schwer verliebt. Am 26. März versuchte er sein Glück bei Maria, der Urgroßmutter von Kreisrekordhalterin Elisabeth Gross aus Lebach. "Teuerstes Mariechen!", beginnt er seinen Brief, heute der älteste Liebesbrief im Kreis Saarlouis

 Die Lebacherin zeigt den Brief ihrer Uroma, der auf Seidenpapier geschrieben wurde.Fotos: Jenny Kallenbrunnen

Die Lebacherin zeigt den Brief ihrer Uroma, der auf Seidenpapier geschrieben wurde.Fotos: Jenny Kallenbrunnen

Lebach. Im Jahr 1879 war Erich Mühlens schwer verliebt. Am 26. März versuchte er sein Glück bei Maria, der Urgroßmutter von Kreisrekordhalterin Elisabeth Gross aus Lebach. "Teuerstes Mariechen!", beginnt er seinen Brief, heute der älteste Liebesbrief im Kreis Saarlouis. "Die kurze Zeit, in der ich des Glückes teilhaftig wurde, mich gestern Ihres geschätzten Umganges zu erfreuen, war hinreichend, Ihre Treue, offene aber lobenswerten Eigenschaften vollkommen würdigen zu lernen", schreibt der verliebte saarländische Lehrer. Beim Vorlesen muss die 73-Jährige Urenkelin der Angebeteten kichern. "Mit diesem Stil könnte man heute doch keine Frau mehr hinter dem Ofen hervor locken!", sagt Elisabeth Gross, "Hier: 'Kurz gesagt: Der gestrige ganze Eindruck, den Ihre ganze Erscheinung auf mich machte, war ein tiefer, bleibender.'"Dieser Brief der Urgroßmutter war irgendwann in den Besitz von Elisabeth Gross' Oma gewechselt. Nach deren Tod hat ihre Familie in ihrem Nachlass auch diesen alten Liebesbrief gefunden. "Wir haben uns natürlich erstmal köstlich amüsiert über diese alte Art zu schreiben", sagt Elisabeth Gross. Sie selbst habe noch nie so einen Brief bekommen, sagt sie. Sie ist auf dem Bauernhof aufgewachsen. Unter den Bauernjungs der Umgebung war zwar bekannt, dass es da ein unverheiratetes Mädchen gibt. "Aber wenn da mal ein Mann auf den Hof kam, wollte der nur wissen: Wie viele Kühe haben die? Die haben nicht nach dem Bauernmädchen geguckt!", sagt Elisabeth Gross. "Einen Heiratsantrag hab ich gekriegt: 'Ich suche eine Frau, die gut Ställe ausmisten kann'!" Den hat sie dann doch nicht angenommen.

Dann lieber ein Brief wie der ihrer Uroma, der heute bei ihr zu Hause liegt: DIN A5, Seidenpapier mit Spitze am Rand; auf der ersten Seite das Bild einer alten Lyra im Rosenkranz, vier Seiten in Sütterlin-Schrift mit schwarzer Tinte.

Selbst hat Elisabeth Gross ihre Urgroßmutter nie kennengelernt. "Ich weiß von dieser Frau nur, dass sie offenbar eine sehr herzliche und liebenswerte Frau war, aber eher edelmütig als schön." Der Verehrer war ein Freund ihres Bruders. "Geworden ist daraus aber übrigens nichts!", sagt Gross. "Ich weiß gar nicht, ob sie auch etwas für ihn übrig hatte. Mädchen durften früher ja auch nicht unbedingt jeden heiraten, den sie wollten." Ihre Urgroßmutter hat später einen Müller geheiratet. Mit dem habe es keine Romantik gegeben, "der hat ihr nie solche Briefe geschrieben, bei dem gab's nur Arbeit."Fraulautern. Werner Lauer aus Fraulautern hat einen alten Brief. So viel weiß er. Auch das Datum: 8. März 1748. Aber was da jetzt drin steht, weiß er nicht. Ein alter Liebesbrief? Vielleicht. Niemand, den er kannte, konnte die alte Schrift bislang entziffern. Ersichtlich ist nur, dass das Schreiben an einen "hochwohlgeborenen Herrn" adressiert ist.

Bekommen hatte er den alten Brief, als er vor ein paar Jahren eine private Briefmarkensammlung gekauft hatte. "Zu Hause haben wir dabei diesen Brief gefunden", sagt Werner Lauer. "ich liebe solche alten Kuriositäten, am liebsten würde ich gar nichts wegwerfen." Am alten Pergament des Briefes kleben noch Stücke des roten Sigels.

Wer den Brief entziffern kann, solle sich gerne melden und aufklären: Handelt es sich bei diesem Schreiben um den ältesten Brief im Kreis Saarlouis? "Mein Briefmarkenhändler hat mir nur mal gesagt, dass Teile des Briefes auch in französischer und moselfränkischer Sprache geschrieben sind", sagt Lauer. kj

Kreis Saarlouis. Die Saarbrücker Zeitung sucht alle 14 Tage außergewöhnliche Rekordhalter. In unserer Serie "Kreisrekord" stellen wir ausgefallene Höchstmarken aus dem ganzen Landkreis Saarlouis vor.

Für den nächsten Serienteil suchen wir den Mann oder die Frau mit den meisten Berufsausbildungen. Ob Maler, Maurer, Jurist oder Sekretärin - wenn Sie in Ihrem Leben mehrere Ausbildungen abgeschlossen und verschiedene Berufe haben, melden Sie sich bei uns!

Meldeschluss ist am Sonntag, 25. März. Den Gewinner stellen wir in der darauf folgenden Woche in Wort und Bild vor. Sie erreichen uns über Post, E-Mail und über Telefon. nic

 Werner Lauer sucht jemand, der ihm beim Lesen des altertümlichen Briefes hilft.

Werner Lauer sucht jemand, der ihm beim Lesen des altertümlichen Briefes hilft.

 Teile des Schriftstücks sollen in moselfränkischer und französischer Sprache geschrieben sein.

Teile des Schriftstücks sollen in moselfränkischer und französischer Sprache geschrieben sein.

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