Tausende von Zugvögeln stecken auf der Rückreise im Saarland im Stau

Kreis Saarlouis. Könnten Vögel den Wetterbericht im Fernsehen schauen, würden sie sich derzeit in den Wohnzimmern drängeln. Die Tiere würde nur eines interessieren: Wann geht's endlich weiter? Zurzeit stecken Tausende von Drosseln, Kiebitzen und Feldlerchen auf dem Flug vom Winterquartier in ihre nördliche Heimat im Stau

 Gast vor allem im Garten ist die Singdrossel. Fotos: Rolf Klein

Gast vor allem im Garten ist die Singdrossel. Fotos: Rolf Klein

Kreis Saarlouis. Könnten Vögel den Wetterbericht im Fernsehen schauen, würden sie sich derzeit in den Wohnzimmern drängeln. Die Tiere würde nur eines interessieren: Wann geht's endlich weiter? Zurzeit stecken Tausende von Drosseln, Kiebitzen und Feldlerchen auf dem Flug vom Winterquartier in ihre nördliche Heimat im Stau. In Hausgärten, auf Wiesen am Ortsrand tummeln sie sich in Hunderter-Stärke. "Zugstau", sagt dazu Rolf Klein, der die Vogelbeobachtungsstation am Ikea-Biotop in Lisdorf betreut. "Vor zwei Wochen wurde es wärmer, da haben die Vögel ihre Heimreise angetreten. Doch dann kam der erneute Wintereinbruch. Die Schwärme rasten nun dort, wo sie sonst nie Station machen." Sie kommen in Trauben vom Himmel runter und suchen Böden, die nicht so stark gefroren sind. Denn da finden sie leichter Nahrung. Und sie bleiben erstmal. Klein: "Denn weiter im Norden liegt ja noch Schnee. So lange ziehen sie nicht weiter."

Auftauende Böden gesucht

Solche rasch tauenden Böden finden sich vor allem in der Lisdorfer Au, der Merziger und der Schwemlinger Au - und in Hausgärten. Da trippeln Gruppen von Sing- und Wacholderdrosseln über den Rasen und unter die Sträucher. Sonst sieht man sie höchstens mal einzeln. Rund 1500 sah Klein jetzt in der Lisdorfer Au, ebenso viele bei Merzig. Noch auffälliger sind die Kiebitze: taubengroß, mit auffälliger Zeichnung und der kleinen Haube, die in Deutschland sonst nur die Wiedehopfe tragen. Rund 150 zählte Klein gestern auf einer Wiese an der Autobahnauffahrt Saarwellingen, tausende auch in den Auen.

Klein ist "noch nie so nah an Kiebitze herangekommen wie jetzt. Sonst sind sie sehr scheu." Jetzt aber nicht. Denn zum einen bleiben die Kiebitze da, wo sie im weicheren Boden Nahrung finden, das ist derzeit in Siedlungsnähe. Zum anderen, sagt Klein, sparen sie Energie, indem sie so wenig wie möglich vom Boden auffliegen. Und da sind die Feldlerchen in den Auen, deren Stärke der Ornithologe auf 1000 bis 1500 pro Standort schätzt.

Abnehmender Bestand

Drosseln, Kiebitze und Feldlerchen gehören zu den an sich häufigen Vogelarten in Deutschland. Ihr Bestand hat laut soeben veröffentlichtem Bericht einer Arbeitsgemeinschaft unter Führung des Dachverbandes Deutscher Avifaunisten in den letzten Jahren jedoch zum Teil deutlich abgenommen.

Indirekt vom Zugstau betroffen sind auch die ungewöhnlich vielen Schwäne, die man jetzt an der Saar bei Lisdorf sieht. Klein: "Normalerweise sammeln sich nur die heimischen Schwäne hier. Der strenge Winter hat aber auch Schwäne aus Nord- und Osteuropa hergebracht. Sie warten jetzt darauf, weiterziehen zu können." Denn auch sie hindert der Schnee im Norden an der Heimkehr.

Füttern müsse man die im Stau steckenden Vögel nicht, betont Klein. Es schade nichts, Drosseln zählten aber nicht zu den häufigen Futterhausbesuchern - von den Kiebitzen ganz zu schweigen.

 Feldlerchen stehen zurzeit auch im Stau.

Feldlerchen stehen zurzeit auch im Stau.

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