Tausende Kraniche ziehen über das Saarland

Lisdorf. Zehntausende Kraniche ziehen derzeit in den typischen Keil-Formationen über das Saarland hinweg. Die Vögel kommen aus Nordosteuropa und Russland, wo ihre Brutgebiete liegen, und ziehen in einem 200 bis 300 Kilometer breiten Band über Deutschland bis in ihre Überwinterungsgebiete im Mittelmeerraum, in Spanien, Portugal und Afrika

Lisdorf. Zehntausende Kraniche ziehen derzeit in den typischen Keil-Formationen über das Saarland hinweg. Die Vögel kommen aus Nordosteuropa und Russland, wo ihre Brutgebiete liegen, und ziehen in einem 200 bis 300 Kilometer breiten Band über Deutschland bis in ihre Überwinterungsgebiete im Mittelmeerraum, in Spanien, Portugal und Afrika. Ziemlich genau in der Mitte dieses Bands liegt das Saarland, erklärt der 25-jährige Ornithologe Rolf Klein aus Merzig: "Letzte Woche haben wir erste Vorzügler gesehen, am Montag war schon ein stärkerer Durchzug. Der stärkste Durchzugstag überhaupt war aber am Dienstag - das war wirklich einzigartig." Der Ornithologische Beobachterring Saar OBS und der Naturschutzbund Nabu schätzen, dass allein am Dienstag 20 000 Kraniche über das Saarland gezogen sind. Klein selbst beobachtete auf dem Lisdorfer Berg zwischen 17 und 20 Uhr allein 35 Trupps mit insgesamt etwa 6000 Kranichen. Zum Vergleich: Im gesamten Herbst des vergangenen Jahres zählte der OBS etwa 30 000 Kraniche. "In Nordosteuropa gab es einen Kälteeinbruch, jetzt nutzen sie die hervorragenden Wetterbedingungen zum Fliegen", beschreibt Klein.Der Herbstzug der Kraniche ist im Saarland von Mitte Oktober an etwa vier Wochen lang zu beobachten. Die insgesamt rund 150 000 Vögel machen eine Zwischenrast in Norddeutschland und brechen dann am Morgen zur nächsten Etappe auf. Gegen Nachmittag überfliegen sie das Saarland auf dem Weg zu ihrem nächsten Rastgebiet in der französischen Champagne am Lac de Der.Normalerweise legen Kraniche mit einer Durchschnittgeschwindigkeit von 65 Stundenkilometern bis zu 1000 Kilometern am Tag zurück. Die nächsten Tage bis zum Wetterumschwung werden die Vögel sehr sicher noch zu sehen sein, meint Klein. Wer die Kraniche selbst beobachten will, sollte sich gegen 17 Uhr am Nachmittag mit einem Fernglas auf einen Berg oder einen erhöhten Punkt begeben, von dem aus er eine große Weitsicht hat - und lauschen. Die Kraniche sind vor allem an ihren gänseähnlichen Flugrufen zu erkennen. "Viele Leute denken, es wären Gänse, diese ziehen aber extrem selten über das Saarland. In 99 Prozent der Fälle sind es Kraniche", weiß Klein.

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