Streit, der gar keiner ist, um Barrieren, die es immer noch gibt

Saarlouis · So richtig verstanden fühlten sie sich beide nicht nach der Berichterstattung über eine große Veranstaltung des Sozialverbandes VdK auf dem Kleinen Markt in Saarlouis , die sich mit Barrierefreiheit befasste: Baubeigeordneter Günter Melchior und Dr. Rupert Schreiber vom Landesdenkmalamt. Beide haben jetzt klar gestellt, wie es sich mit Barrierefreiheit und Denkmalschutz wirklich verhalte. Schreiber antwortete auf einen Satz von Melchior in der SZ, wonach der Denkmalschutz hier und da die Barrierefreiheit an historischen Gebäuden beeinträchtige. Schreiber: "Mir ist kein einziges öffentliches Projekt in Saarlouis bekannt, wo es aufgrund von Differenzen zwischen den Anforderungen der Denkmalpflege und solchen im Hinblick auf Barrierefreiheit zu unüberwindbaren Einschränkungen oder gar Konflikten gekommen wäre." Zu keinem Zeitpunkt seien die von Melchior kritisch genannten Details wie die Höhe von Bänken Gegenstand von denkmalpflegerischer Abstimmung gewesen. Darauf antwortete Melchior, auch er habe die Berichterstattung über sich selbst "mit Befremden" gelesen. "Meine Aussage war, dass vielfach Kompromisslösungen umgesetzt werden müssen, bei denen unter anderem auch der Denkmalschutz und gestalterische Aspekte und nicht isoliert nur die behindertengerechte Ausgestaltung nach sich ändernden DIN-Vorgaben zu berücksichtigen sind." Melchior einerseits: "Nicht alle Presseveröffentlichungen entsprechen den Unterhaltungen vor Ort." Andererseits: "Die Berichterstattung zu der Thematik muss wohl auch etwas herausfordernd sein", weil die Belange der Behinderten noch nicht überall "umfassend" angekommen seien.

Meinung:

Der Kompromiss, Maß aller Dinge

Von SZ-Redakteur Johannes Werres

Abgesehen davon, dass Barrierefreiheit nicht nur behinderten Menschen Zugang zum gesellschaftlichen Leben öffnet: Natürlich kann Barrierefreiheit in historischen Gebäuden nicht das Maß aller Dinge sein. Da sind sich Melchior und Konservator Schreiber einig, und nicht erst jetzt. Das Maß aller Dinge ist der gute Kompromiss. Den müssen alle Akteure vorantreiben (sonst wird es keiner) - Verbände wie der VdK inklusive. Dieses Ringen muss auch mal provozieren.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort