„Stell mich an, nicht aus!“ in Saarlouis

Saarlouis · Noch bis zur Bundestagswahl im Herbst möchte die Caritas auf die Situation von Langzeitarbeitslosen hinweisen.

 Andrea Steyven (links) und Martina Messan informierten in der Saarlouiser Innenstadt über die Situation langzeitarbeitsloser Menschen. Foto: Johannes A. Bodwing

Andrea Steyven (links) und Martina Messan informierten in der Saarlouiser Innenstadt über die Situation langzeitarbeitsloser Menschen. Foto: Johannes A. Bodwing

Foto: Johannes A. Bodwing

Ungemütlich wie das kalte Wetter am Dienstag ist die Situation für Menschen, die lange Zeit in der Arbeitslosigkeit stecken. Viele seien unverschuldet, stellte die Caritas bei ihrer Aktion "Stell mich an, nicht aus!" im Zentrum von Saarlouis dar.

Große Stellwände bildeten einen Kubus mitten in der Französischen Straße von Saarlouis. An den Außenseiten schauten Menschen mit traurigem Blick von großformatigen schwarz gehaltenen Postern. Im Innern waren dieselben Personen auf weißem Hintergrund und hoffnungsvoll durch einen neuen Arbeitsplatz.

Mit der Aktion "Stell mich an, nicht aus!" weist die Caritas bis zur Bundestagswahl auf die Situation von Menschen hin, die seit Langem arbeitslos sind. Am Dienstag auch in Saarlouis. Allein im hiesigen Landkreis seien es mit Stand von Ende März dieses Jahres 5820 Personen, im Saarland rund 36 000, teilte Andrea Steyven mit, Geschäftsführerin der "Aktion Arbeit" im Bistum Trier. Es treffe nicht nur die so genannte Unterschicht, sagte sie. "Aber gerade diese Menschen haben es schwer, aus der Situation wieder herauszukommen."

"Arbeit bedeutet Teilhabe, Anerkennung und Würde", ergänzte Martina Messan, Vorstandsmitglied der Katholischen Bundesarbeitsgemeinschaft IDA, Integration durch Arbeit. Ohne Arbeit fehle aber auch das nötige Geld, um mitzumachen.

Bildung stuften beide als wichtige Voraussetzung ein, wieder in Arbeit zu kommen. Aber wer Hartz IV beziehe, habe dafür bloß etwas mehr als einen Euro. "Im Monat!" "Wir fordern einen Politikwechsel auf Bundesebene", sagte Messan. "Und den Ausbau öffentlich geförderter Beschäftigung. Aber nicht als kurzfristige Projekte, sondern dauerhaft." Arbeitslosigkeit könne jeden treffen, machten beide deutlich. Vielfach trage ein Schicksalsschlag dazu bei. Wer dann keinen Schulabschluss habe, keine Ausbildung oder auch keinen Führerschein, schleppe hohe Hürden für die Einstellung mit sich herum. "Langzeitarbeitslosigkeit ist kein Thema in der öffentlichen Diskussion", bedauerte Messan. "Denn die Betroffenen sieht man eigentlich nicht." Die fehlenden sozialen Kontakte verschärften dann noch die Abwärtsspirale.

Zur Mittagszeit stand lediglich eine junge Frau mit einem Kaffeebecher in der Hand vor den Fotos. Aus Merzig sei sie. Schlimm sei das für die Menschen, meinte sie etwas ratlos. Für sich selbst hoffe sie, "dass es nie passiert".

"Das Wetter ist heute nicht so, dass viele Leute kommen", sagte Hermann-Josef Niehren, Direktor der Caritas Saar-Hochwald. "Wir wollen ja mit der Aktion für die Situation Langzeitarbeitsloser sensibilisieren." Die Politik müsse Anreize für die Wirtschaft schaffen, solche Menschen einzustellen. Andererseits befürchtet Niehren, dass die so genannte Industrie 4.0 die Situation für die Betroffenen noch weiter verschärfen könnte.

Mit der Aktion "Stell mich an, nicht aus!" ist auch eine Petition verbunden. Weitere Informationen gibt es im Internet.

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