Steine erinnern an Esther Bejaranos Familie

Saarlouis · Drei Steine erinnern in Saarlouis an eine Zeit der Unmenschlichkeit. Diese Stolpersteine befinden sich seit Donnerstag in der Bierstraße vor dem Haus Nummer 17. Dort wurde Esther Bejarano, heute Ehrenbürgerin von Saarlouis, am 15. Dezember 1924 geboren.

 Esther Bejarano beobachtet, wie Manfred Nimes Stolpersteine für ihre Familie verlegt. Foto: J. A. Bodwing

Esther Bejarano beobachtet, wie Manfred Nimes Stolpersteine für ihre Familie verlegt. Foto: J. A. Bodwing

Foto: J. A. Bodwing

Vor bald 91 Jahren kam Esther Bejarano, geborene Loewy, in der Bierstraße 17 in Saarlouis zur Welt. Vor diesem Haus, das heute nicht mehr original erhalten ist, wurden nun vom städtischen NBS drei Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig verlegt. Sie erinnern an Bejaranos Eltern Rudolf und Margarethe sowie an die Schwester Ruth Loewy.

Esther Bejarano überlebte die KZ in Auschwitz und Ravensbrück. In Auschwitz spielte sie als Mitglied des "Mädchenorchesters" Akkordeon. Bei einem Todesmarsch von KZ-Häftlingen gegen Kriegsende gelang ihr die Flucht. Ihre Schwester Ruth sowie die Eltern wurden von den Nationalsozialisten ermordet.

Am 15. November 1923 war das jüdische Ehepaar Loewy von Hoppstädten bei Idar-Oberstein nach Saarlouis gezogen. Anfangs lebten sie in der Bierstraße 17, dann in der Brauereistraße 6. Rudolf Loewy arbeitete als Oberkantor in Saarlouis , ab 1925 in Saarbrücken. 1934 zog die Familie nach Ulm, 1940 war Loewy in Breslau beschäftigt. Am 25. November 1941 wurde er mit seiner Frau ins Fort IX nahe der litauischen Stadt Kowno deportiert und erschossen. Tochter Ruth war ins Lager Westerbork/Niederlande verschleppt worden. Von dort flüchtete sie zusammen mit ihrem Mann in die Schweiz. Ein SS-Mann erschoss Ruth Loewy 1942 auf Schweizer Boden.

Esther Bejarano überstand Verfolgung, KZ und Krieg. Die Ehrenbürgerin von Saarlouis ist Musikerin und engagiert sich gegen den Faschismus. "Wir müssen auch heute dafür kämpfen, dass es keine Nazis gibt, nicht nur in Deutschland, in ganz Europa", sagte Bejarano. Deshalb gehe sie seit mehr als 20 Jahren in Schulen, um Jugendlichen über die menschenfeindliche Ideologie des Nationalsozialismus aufzuklären. Es gebe nicht mehr viele Zeitzeugen:"Ich bin eine der Wenigen, die noch leben".

Zur Verlegung der Stolpersteine spielte Jolina Beuren Gitarre, Gudrun Lemier trug ein Gedicht vor. Anwesend waren Vertreter der Stadt sowie des "Arbeitskreises Stolpersteine". Weitere 19 Stolpersteine werden am Sonntag, 11. Oktober in verschiedenen Saarlouiser Stadtteilen verlegt. Treffpunkt ist um 9 Uhr in der Thirionstraße 9 in Roden.Ein Filmabend "Mut zum Leben - die Botschaft der Überlebenden von Auschwitz" findet am Mittwoch, 7. Oktober, 19 Uhr, in der Kaserne VI in Saarlouis statt. Gemeinsam mit vier Überlebenden setzten sich die Filmautoren Thomas Gonschior und Christa Spannbauer zusammen und ergründeten, wie es ihnen gelang, den Angriff zu überstehen und woher sie die Kraft zum Weiterleben nahmen. Daraus entstand ein Porträt der vier. Christa Spannbauer begleitet den Film durch einen Vortrag. Eintritt frei.

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