Spaß und Ernst unter einem Helm

Beaumarais. Der Alarm kommt gerade am Arbeitsplatz oft ungelegen. Aber die Bewohner des brennenden Einfamilienhauses und die Unfallopfer draußen auf der Landstraße haben die Katastrophe ja auch nicht in ihren Terminkalender geschrieben. "Leute fragen manchmal, warum wir das überhaupt machen", sagt der 25-jährige Leiter des Löschbezirks West, Dominique Dinger

 Üben am 4/43 in der Feuerwache West in Beaumarais: Tobias und Tim Waßmuth, Justin Clemens, Florian Brunner, Niko Triesch, Marco Klinz, Selina Keßler und Marian Ferner. Foto: Hartmann Jenal

Üben am 4/43 in der Feuerwache West in Beaumarais: Tobias und Tim Waßmuth, Justin Clemens, Florian Brunner, Niko Triesch, Marco Klinz, Selina Keßler und Marian Ferner. Foto: Hartmann Jenal

Beaumarais. Der Alarm kommt gerade am Arbeitsplatz oft ungelegen. Aber die Bewohner des brennenden Einfamilienhauses und die Unfallopfer draußen auf der Landstraße haben die Katastrophe ja auch nicht in ihren Terminkalender geschrieben. "Leute fragen manchmal, warum wir das überhaupt machen", sagt der 25-jährige Leiter des Löschbezirks West, Dominique Dinger. "Wir haben doch eine Berufsfeuerwehr. Da bleibe für die Freiwillige Feuerwehr doch nichts zu tun." Wehrkamerad Niko Triesch, 21, kopfschüttelnd: Das höre er auch oft.Aber Saarlouis hat gar keine Berufsfeuerwehr. Es gibt nur sie, die Freiwillige Feuerwehr. Sie allein hilft und rettet. Das ist im ganzen Saarland so, außer in Saarbrücken. Trotzdem, nicht jeder habe Verständnis für den Einsatz junger Leute bei der Feuerwehr, ergänzt Marian Ferner, 19, Einzelhandelskaufmann. "Da muss man drüber stehen."

Das alles muss man wissen, wenn Dinger, ein nachdenklicher junger Mann, Wirtschaftsingenieur und Projektmanager bei einem Autozulieferer, sagt: "Meine Hauptaufgabe bei der Jugendfeuerwehr ist die Motivation. Dafür sorgen, dass die Jungen und Mädchen gern dabei bleiben." Immer noch wechselten rund 90 Prozent der Kinder und Jugendlichen ab acht Jahren, die zur Jugendgruppe kommen, später in die aktive Wehr. Aber "als ich so alt war, hatten wir 35 Kinder. Heute haben wir hier noch 20". Was im Bundesschnitt noch ziemlich gut ist.

Dinger und sein Stellvertreter Dominique Przybyl, 33, sind an diesem Wochenende da, wenn die Wache West zum Tag der offenen Tür einlädt. Wenn jemand wissen will, ob die Jugendwehr etwas wäre für sich oder sein Kind.

Es werde schwieriger, Kinder zu begeistern, sagt Dinger. Aber es gelingt. "Der Freund meiner Schwester hat mich vor vier Jahren mitgebracht, und seitdem macht es mir Spaß", erzählt Florian Brunner, 14. Die jungen Leute hier mögen Technik. Aber auch das Helfenkönnen, die Fahrt mit dem Boot der Lisdorfer Feuerwehr. Die Zeltlager. Dinger: "Dafür zum Beispiel verwenden wir die Beiträge des Fördervereins."

Florian hat viel gelernt. "Einmal ist einer aus meiner Klasse umgeklappt. Ich wusste, wie ich ihn in die stabile Seitenlage bringe." Niko Triesch kam erst nach seinem Abi zur Wehr, vor einem Jahr. "Ich wurde sofort aufgenommen, es ist eine tolle Gemeinschaft, man kriegt alles erklärt und viel Ausbildung." Nicht lange her sein erster Einsatz: "Unfall auf der Autobahn. Es geht wie ein Uhrwerk, man macht, was man gelernt hat. Man will alles richtig machen. Und merkt, was Adrenalin ist."

Feuerwehr, sagt er nach einem Jahr, heißt "merken, dass man allein nicht weiterkommt, zu zweit ein bisschen und in der Gruppe richtig weit." Findet auch Florian: "Das merkt man hier, dass man in einer Gruppe zusammenarbeiten kann." 20 Jugendliche hat die Jugendwehr West, in den vier Saarlouiser Löschbezirken sind es 73. In Gesamt-Saarlouis helfen und retten 190 aktive freiwillige Wehrleute - 60 in der Feuerwache West. Dort trifft sich die Jugendwehr zum Üben einmal die Woche, montags. Zur Wehr passt, sagt Niko Triesch, "jeder, der helfen will. er ist vom ersten Tag an Teil des Haufens."

Meinung

Irgendwie auf dem Kopf

Von SZ-RedakteurJohannes Werres

Unsere Welt steht manchmal auf dem Kopf. Zum Beispiel, wenn die Feuerwehr für sich wirbt. Hallo? Müssten nicht die Bürger um ihre Wehr werben? Die Woche für Woche trainiert, Tag und Nacht ausrückt, rettet, hilft, ohne Bezahlung? Um die Wehrleute, die eine anerkannt gute Ausbildung und eine stabile, gute Jugendarbeit machen? Die Wehrleute nehmen den Kopfstand der Gesellschaft gelassen. Sie wissen, was sie tun. Was sie an Gemeinschaft und Solidarität bei der Feuerwehr haben. Wie leicht man den Wehrleuten Danke sagen und zur eigenen Sicherheit beitragen kann, hat sich aber noch nicht rumgesprochen: Es gibt Fördervereine der einzelnen Wachen. Dem Förderverein der Feuerwache West gehören derzeit (außer Wehrleuten selbst) ganze neun Mitglieder und zwei Fördermitglieder (letztere ab 30 Euro im Jahr) an. Stoff zum Nachdenken.

Auf einen Blick

Tag der offenen Tür bei der Feuerwache West, Beaumarais, Sonntag, 24. Juni: Zehn Uhr Feldgottesdienst, dann Frühschoppen, Mittagessen; Feuerwehr-Springburg, Wasserzielspritzen; Kinderprogamm.

 Üben am 4/43 in der Feuerwache West in Beaumarais: Tobias und Tim Waßmuth, Justin Clemens, Florian Brunner, Niko Triesch, Marco Klinz, Selina Keßler und Marian Ferner. Foto: Hartmann Jenal

Üben am 4/43 in der Feuerwache West in Beaumarais: Tobias und Tim Waßmuth, Justin Clemens, Florian Brunner, Niko Triesch, Marco Klinz, Selina Keßler und Marian Ferner. Foto: Hartmann Jenal

Ab 14 Uhr: Vorstellungen u.a. der Jugendwehr. Interaktive Vorführungen, an denn sich Besucher beteiligen können. we

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