So sind sie, die Älteren von heute

Saarlouis · Das Wort Senioren ist für sie tabu, denn die Generation 50plus steht voll im Leben. Auf die enorme Kaufkraft dieser Kundengruppe sowie ihre speziellen Bedürfnisse verwies Marketingexperte Hans-Georg Pompe bei einem Vortrag für Geschäftsleute.

 Die Generation 50plus behandelt Marketingmann Hans-Georg Pompe. Foto: Johannes Bodwing

Die Generation 50plus behandelt Marketingmann Hans-Georg Pompe. Foto: Johannes Bodwing

Foto: Johannes Bodwing

"Das ist alles längst bekannt", sagte Hans-Georg Pompe der SZ nach Ende seines Vortrages über "Generation 50plus - Innovationsmotor für die Wirtschaft". Aber vielfach würden wichtige Erkenntnisse noch nicht umgesetzt.

Dabei gehe es bundesweit um 720 Milliarden Euro Kaufkraft , betonte Pompe. Dieser Wert sei zwei bis drei Jahre alt, "inzwischen ist es sicherlich mehr". Geschäftsleuten, die an diesem Potenzial teilhaben wollen, umriss er am Montagabend die betuchte Kundengruppe im Verwaltungsgebäude der KSK.

Dort begrüßte der KSK-Vorstandsvorsitzende Horst Herrmann an die 130 Zuhörer aus dem ganzen Saarland. Eingeladen hatten unter anderen der Arbeitskreis Wirtschaft und die Gesellschaft für Wirtschaftsförderung Untere Saar, wfus.

"Die Wirtschaft hat dieses Thema für sich noch nicht so drauf", sagte Landrat Patrik Lauer zu Veränderungen durch die steigende Zahl älterer Menschen. Aber "50plus ist ein Wachstumsmarkt, wie es heute nicht mehr viele gibt".

"Was verbinden sie denn mit 50plus?", fragte Hans-Georg Pompe in den Saal hinein. "Alt, aber sexy", lautete eine Antwort, und "alt, aber bezahlt".

"Reden sie nicht über Senioren oder Seniorenmarketing", mahnte Pompe. "Das Wort Senior ist tabu." Denn vor 100 Jahren wurde ein Mensch im Schnitt 55 Jahre alt. Heute fühle sich ein 50-Jähriger wie 36 und sehe aus wie 42.

"Kunden begeistern"

Die Generation 50plus sei anspruchsvoll. Es reiche deshalb nicht aus, auf zufriedene Kunden hinzuarbeiten. "Wir brauchen begeisterte Kunden . Wir müssen sie verführen und begehren." Dann bekomme man auch Zugang zu den Familien, Kindern, Enkeln und Bekannten. "Frauen über 70 haben mehr Testosteron", erklärte Pompe. Während Männer dann lieber zu Hause blieben, wolle die Frau hinaus. Als Folge werde die Frau zunehmend zum Entscheider und zum interessanten Kunden .

"Sie sind die Glücklichmacher", sprach Pompe das Publikum an. Denn Kunden kauften heute Beziehungen, und der Geschäftsmann werde zum Freund, Kümmerer und Gastgeber. Es lohne sich, dafür mehr Zeit zu investieren und beständig die Kontakte zu pflegen.

Meinung:

Marketing-Gemurkse

Von SZ-RedakteurMathias Winters

Wir haben Kohle ohne Ende, kaufen Qualität, erwarten allerbeste Beratung und schmollen, wenn wir die nicht kriegen, falls wir nicht gerade mit unseren Ehepartnern am Strand rumhüpfen. Etwas mehr hatten die Zuhörer, die überwiegend zur thematisierten Gruppe der über 50-Jährigen zählten, vom hochgelobten Referenten dann doch erwartet.

Mag sein, dass Hans-Georg Pompe - "Bestsellerautor, bekannt aus Funk und Fernsehen" - nicht seinen besten Tag hatte, als er in Saarlouis auftrat. Kann passieren. Aber die Enttäuschung über die vielen Plattheiten, die er in Wort und Bild geboten hatte, war in den Gesprächen danach überall deutlich hörbar. Die führten die Gäste mit alten und neuen Bekannten - wesentlich unterhaltsamer als altbekanntes Marketing-Gemurkse.

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