Kontakt bei Corona „Wir informieren alle, die in Frage kommen“

Saarlouis · So macht das Gesundheitsamt Saarlouis in einem Corona-Fall mögliche Ansteckungen ausfindig.

 Rund 30 Mitarbeiter des Gesundheitsamtes Saarlouis rufen derzeit alle Kontaktpersonen der bisher bekannten Corona-Fälle an.

Rund 30 Mitarbeiter des Gesundheitsamtes Saarlouis rufen derzeit alle Kontaktpersonen der bisher bekannten Corona-Fälle an.

Foto: dpa/Daniel Reinhardt

Rund 30 Mitarbeiter aus allen Abteilungen des Gesundheitsamtes Saarlouis sind derzeit mit Corona beschäftigt. Die meisten von ihnen in der Dokumentation der Meldefälle. Denn die ist aufwändig: Am Anfang steht vor allem die Kontaktabfrage, um Infektionsketten nachzuvollziehen.

Ist jemand positiv auf das Corona-Virus, werden nicht alle Familienmitglieder automatisch getestet, nur wenn sie Symptome zeigen oder ein begründeter Verdacht auf Ansteckung besteht. „Bei allem, was wir bisher wissen, ist die Krankheit 48 Stunden vor Ausbruch der ersten Symptome hochinfektiös“, erklärt Karen Benesch, Leiterin des Gesundheitsamtes Saarlouis.

Der Betroffene muss für das Gesundheitsamt eine Liste aller Kontakte der vergangenen Tage erstellen. Die telefonieren die Mitarbeiter ab: „Im Idealfall sind es zwei, wir hatten aber auch schon über 100 bei einem Betroffenen“, erzählt die Ärztin. Die Angerufenen werden dann zu dem Kontakt befragt: „In der Regel wissen die schon von der Erkrankung, über whatsapp-Gruppen geht das heute sehr schnell.“ Üblicherweise beginnen die Gespräche mit der Information, dass jemand aus dem Umfeld erkrankt ist, schildert Benesch. Die Mitarbeiter notieren, wann der letzte Kontakt zum Patient stattgefunden hat, und wie genau er verlief: „Waren die im selben Raum? Wie lange? Haben sie miteinander gesprochen, sich gar die Hand gegeben?“

Anschließend werden alle Personen in Kategorien unterteilt, nach den Regeln des Robert-Koch-Instituts: In die erste fallen „Face-to-face-Kontakte“, erklärt Benesch, also alle intensiven Kontakte, die länger als 15 Minuten dauerten, bei denen Körperkontakt stattfand oder man mit Sekreten in Berührung kommen konnte; etwa in Familien, beim Arzt, im Büro oder bei gemeinsamen Veranstaltungen. Kategorie 2 sind die flüchtigen Kontakte, unter 15 Minuten, ein kurzes Gespräch oder die Begegnung mit einem Arbeitskollegen auf dem Flur. Kategorie 3 betrifft den ungeschützten Kontakt zu Patienten, etwa in der Pflege.

Entsprechend der Kategorie erhalten die Personen Anweisungen zu ihrem Verhalten, etwa die Empfehlung eines Tests oder der freiwilligen Quarantäne. Kategorie 2 könne sich in der Regel entspannen, sagt Benesch, sollte aber wachsam sein, ob doch noch Symptome auftreten.

Ist eine Schule oder Kita betroffen, weil ein Kind dort positiv getestet wird, verfolgt das Gesundheitsamt auch dort alle Kontakte, in Zusammenarbeit mit der Schul- oder Kitaleitung. „Das können dann auch mal 100 oder 200 sein“, sagt Benesch, „außerdem informieren wir über die Schulleitung und den Träger alle Eltern.“ Das bedeute aber nicht, dass alle sich testen lassen müssten. Wird dort noch eine Notbetreuung betrieben, wird sie geschlossen. Weil immer wieder Nachfragen kommen, betont die Leiterin des Gesundheitsamtes: „Wenn ein begründeter Verdacht der Ansteckung besteht, informieren wir alle, die in Frage kommen.“ Die gleiche Vorgehensweise gelte in Betrieben.

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