Tag der offenen Tür Sie gliedern ehemalige Täter wieder in die Gesellschaft ein

Saarlouis · Beim Tag der offenen Tür der Justiz in Saarlouis ließen sich auch Bewährungshelfer bei ihrer Arbeit in die Karten schauen.

 Leiter Bernd Koch (rechts) und Fachkoordinatorin Sonja Schmidt (Zweite von rechts) informierten über die Arbeit des Kompetenzzentrums der Justiz für ambulante Resozialisierung und Opferhilfe, früher Bewährungshilfe.

Leiter Bernd Koch (rechts) und Fachkoordinatorin Sonja Schmidt (Zweite von rechts) informierten über die Arbeit des Kompetenzzentrums der Justiz für ambulante Resozialisierung und Opferhilfe, früher Bewährungshilfe.

Foto: Johannes A. Bodwing

„Niemand bleibt sein ganzes Leben lang eingesperrt“, sagte Bernd Koch, Leiter der Bewährungshilfe Saarlouis, am Mittwochvormittag. 99 Prozent der Inhaftierten kämen wieder frei. Dann sei es wichtig, sich um diese Menschen zu kümmern. Bei 98 Prozent dieser Fälle laufe es gut. Das ist „ein wichtiger Beitrag zur inneren Sicherheit und zum Schutz der Gesellschaft“, bestätigte Fachkoordinatorin Sonja Schmidt.

Beide arbeiten im Kompetenzzentrum der Justiz für ambulante Resozialisierung und Opferhilfe (KARO), früher einfach als Bewährungshilfe bezeichnet. Drei dieser Zentren gibt es im Saarland, das mit dem größten Zuständigkeitsbereich befindet sich in Saarlouis. Es umfasst mit den Landkreisen Saarlouis und Merzig-Wadern sowie den Gemeinden Nonnweiler und Tholey etwa die Hälfte des Saarlandes. Einblicke in ihre Arbeit gaben Koch und Schmidt am Mittwoch beim Tag der offenen Tür der Justiz. Die beiden Termine nutzten Polizisten, Sozialarbeiter, Bewährungshelfer und Fachkräfte von Hilfsdiensten.

Früher hatten Bewährungshelfer von zu Hause aus gearbeitet. In den 1960er Jahren wurde eine Dienststelle beim Amtsgericht eingerichtet. Seit 2003 ist die Regionalstelle West am Kaiser-Friedrich-Ring 21 gegenüber dem Theater am Ring auf zwei Etagen untergebracht. 2015 wurde sie zum Kompetenzzentrum, das direkt dem saarländischen Justizministerium unterstellt ist. Hauptgrund für diesen Schritt war laut Koch „die verschiedenen ambulanten Dienste zu bündeln und zu vernetzen“. Denn derzeit betreuen zehn Bewährungshelfer je 86 Probanden. In Hessen seien es zwischen 60 bis 70 pro Helfer, in Sachsen-Anhalt 55 Probanden.

Eine erfolgreiche Bewährungshilfe spare auch Geld. „Ein Strafgefangener kostet pro Tag um die 130 Euro“, sagte Koch, „ein Proband bei uns etwa 3,50 Euro.“ Bewährungshilfe ermögliche persönliche Unterstützung und Wiedereingliederung in die Gesellschaft. Aber auch eine gewisse Kontrolle über Situation und Verhalten der betroffenen Personen. Dazu gehörten Hausbesuche, die einen Einblick in die jeweilige Lebenssituation verschaffen.

„Wir haben es nur mit wenigen Wiederholungstätern zu tun“, sagte Koch. Das erfordere einen nicht unerheblichen Aufwand. Im Normalfall fänden alle vier bis sechs Wochen Gespräche mit den Probanden statt. In kritischeren Fällen oder Krisensituationen auch ein- bis mehrmals die Woche.

Alle Mitarbeiter seien ausgebildete Sozialarbeiter mit Schwerpunkt Bewährungshelfer, sagte Koch. Das Einsatzfeld reiche von Bewährungshilfe über Täter-Opfer-Ausgleich bis zur Hilfe zur Vorbereitung auf die Entlassung und nachfolgende Betreuung sowie der Begleitung von Zeugen bei Gericht. Es gehe vielfach darum, „straffällig gewordene Personen wieder in geordnete Strukturen zu bringen“, erklärte Schmidt. „Wer 30 Jahre im Gefängnis war, hat nicht mehr die geordneten Strukturen von dort.“ Das müsse dann neu aufgebaut werden.

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