Sich selbst und die Welt kennenlernen

Saarbrücken/Kreis Saarlouis · Unschlüssigkeit, der Wunsch zu helfen, Neugier, eine Vorbereitung auf einen sozialen Beruf – etwa 1000 junge Saarländer lassen sich nach Angaben des Internationalen Bunds auf ein Freiwilliges Soziales Jahr ein.

 Stefanie Sommer, links, und Dorothea Melchior vom Internationalen Bund. Foto: Oliver Dietze

Stefanie Sommer, links, und Dorothea Melchior vom Internationalen Bund. Foto: Oliver Dietze

Foto: Oliver Dietze

Rund 130 junge Menschen zwischen 15 und 27 Jahren entscheiden sich jährlich, ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) beim Saarbrücker Bildungszentrum des Internationalen Bunds (IB) zu absolvieren. Der IB ist ein freier Träger der Jugend-, Sozial- und Bildungsarbeit. Die Gründe der jungen FSJler sind mannigfaltig: Manche wissen nicht, welchen beruflichen Weg sie einschlagen möchten, andere wollen sich sozial engagieren, wieder andere nutzen die Gelegenheit, sich bei dem Bildungs- und Orientierungsjahr selbst besser kennenzulernen und weiterzubilden, sagt Geschäftsführerin Dorothea Melchior.

"Etwa 1000 junge Menschen absolvieren im Saarland jedes Jahr ein Freiwilliges Soziales Jahr. Oft entwickeln sie dabei Interessen, die danach die Ausbildungs- und Berufswahl erleichtert", sagt sie. "Wir haben hier Stellen als Integrationshilfen in Regelschulen, Förderschulen, aber auch Stellen in der Altenpflege und Krankenhäusern, sowie an der Universität des Saarlandes oder im Adolf-Bender-Zentrum in St. Wendel - eine Einrichtung für politische Bildung und gegen rechtsextreme Strömungen", zählt Melchior auf.

"Wer sich bei uns bewirbt, kann mir in einem Gespräch von seinen Vorlieben und Zielen berichten, wir schauen dann gemeinsam, wo er am besten hinpasst", erklärt Stefanie Sommer, pädagogische Mitarbeiterin beim IB-Bildungszentrum. Dass es passt, ist wichtig: Denn das FSJ ist eine Vollzeitstelle. Lohn gibt's keinen, dafür aber ein Taschengeld von rund 330 Euro im Monat. "Wer aber mit seiner Einsatzstelle gar nicht zufrieden ist, kann auch wechseln", sagt Sommer.

Dass Jugendliche als verwöhnt oder wenig ehrgeizig gelten, kann Sommer nicht nachvollziehen: "Die Jugendlichen, die wir hier betreuen, sind sehr engagiert. Es ist nicht selbstverständlich, dass jemand ein Freiwilliges Soziales Jahr absolviert, andern hilft, sich einsetzt. Das muss man wirklich loben", so Sommer, die seit 2001 beim IB arbeitet und schon viele FSJler betreut hat.

"In den letzten fünf, sechs Jahren, auch wegen G 8 und der Aussetzung der Wehrpflicht, erleben wir einen noch größeren Zulauf", sagt Melchior, "auch, weil wir den jungen Menschen viel Wissen, was in Schulen nicht vorkommt, hier vermitteln." Neben der täglichen Arbeit, die die Teilnehmer am Leben von Menschen teilhaben lässt, mit denen sie sonst nicht in Berührung gekommen wären, hält das Jahr auch 25 Seminartage bereit. Bei den Seminaren im vergangenen Jahr standen unter anderem Gebärdensprache, Speaker- und Rollstuhltraining, Selbstverteidigungskurs, Rollenspiele, Sprach- und Schauspielkurse und Besuche in der Pathologie und im Gefängnis auf dem Plan.

"Das sind alles Erfahrungen, die zur persönlichen Entwicklung beitragen. Für viele ist es auch das erste Mal, dass sie erleben, gebraucht zu werden. Da hört man so Sachen wie: ,Da wartet jemand im Altersheim auf mich. Es ist wichtig, dass ich pünktlich um 8 Uhr da bin'. Es ist ein gutes Gefühl, wenn man gebraucht wird", sagt Dorothea Melchior.

Wer sich für ein Freiwilliges Soziales Jahr (Beginn: 1. September), bewerben möchte, erhält mehr Info unter Internationaler Bund, Weißenburger Straße 19, 66113 Saarbrücken, Telefon (06 81) 99 19 19 22.

internationaler-bund.de

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