Alles in Bewegung Auch Sport geht im „Home-Schooling“

SAARLOUIS/MERZIG · Der Schulsport in Zeiten von Corona läuft weiter, nur anders – Mehr Motivation, weniger Leistungskontrolle durch die Sportlehrer.

Schulsport zu Corona-Zeiten geht auch zuhause
Foto: dpa/Scott Wilson

Seit dem 16. März sind die Schulen im Saarland wegen der Corona-Krise geschlossen. Der Unterricht erfolgt weitgehend digital. Funktioniert das auch in den praktischen Fächern, fragen sich manche: „Virtueller Sportunterricht, wie geht das?“ Die SZ hat bei Sportlehrern von Gymnasien in Saarlouis, Lebach und Merzig nachgefragt.

Die Sportlehrer am Geschwister-Scholl-Gymnasium (GSG) Lebach haben erst in einer digitalen Konferenz einen „Corona-Sport-Katalog“ erstellt. Die Trainingspläne wurden den Schülern als PDF über die „Schul-Cloud“ des Hasso-Plattner-Instituts und als Youtube-Video bereitgestellt, berichtet Lehrer Tim Wilkin. Für die Unter- und Mittelstufe stehen Lauftraining, Seilspringen, Grundfertigkeiten mit dem Ball oder Bewegung an der frischen Luft mit Fahrrad, Inliner, Roller sowie Skate- und Long-Board im Plan.

 „Trotz Corona heb ich ab!“, sagt die Achtklässlerin Josie Kreutzberger vom Geschwister-Scholl-Gymnasium Lebach.

„Trotz Corona heb ich ab!“, sagt die Achtklässlerin Josie Kreutzberger vom Geschwister-Scholl-Gymnasium Lebach.

Foto: Privat

Beliebt bei den Schülern sei auch das „Workout-Alphabet“. Die alphabetisch angeordneten Übungen suchen sich die Schüler mit den Buchstaben ihres Namens aus. Zu den Inhalten gibt es zwar genaue Zeit- und Ausführungsvorgaben, doch „eine Leistungskontrolle findet nicht statt“, betont Wilkin. Es gehe mehr darum, die Schüler zu motivieren sich an der frischen Luft zu bewegen. Das sei auch nach Auffassung führender Virologen das Beste, was man derzeit für die Gesundheit machen könne.

„Am Peter-Wust-Gymnasium wird traditionell ein besonderes Augenmerk darauf gelegt, das Fach Sport zu fördern“, sagt der Leiter des Merziger PWG, Andreas Brust. Dies gelte natürlich auch in Zeiten von Corona, in denen „eine Art Stundenpläne“ Schülern und Eltern eine Hilfe geben sollen, den Tag zu strukturieren. „Dort spielt Sport eine wichtige Rolle, ebenso wie der musisch-künstlerische Bereich“, betont Brust. „Die Angebote sollen Lust machen auf Sport und Bewegung.“

 RSG Challenge: Lisa Marie Rößler bei gymnastischen Übungen

RSG Challenge: Lisa Marie Rößler bei gymnastischen Übungen

Foto: Privat

Die Fachschaft Sport hat auf der PWG-Homepage Links zu Angeboten für den Frühsport, die aktive Pause und das Training publiziert, erläutert der Fachvorsitzende Michael Berndt. Hier gebe es etwa Videos zu Yoga, Zumba, Zirkel-, Kraft- und Beweglichkeitstraining.

 Schulsport ist wichtig: PWG-Schulleiter Andreas Brust

Schulsport ist wichtig: PWG-Schulleiter Andreas Brust

Foto: Privat

„Die Klick-Zahlen zeigen, dass das Angebot von den Schülern gut angenommen wird.“ Nun soll noch ein Trainingsplan für Laufanfänger und Fortgeschrittene dazu kommen. „Zudem werden Videos zum Erlernen turnerischer Grundfertigkeiten veröffentlicht, die zu Hause im Wohnzimmer oder Garten geübt werden können“, hat Michael Berndt bereits weitere Pläne.

Die Schüler sollen animiert werden, sich körperlich fit zu halten, „eine Kontrolle verlangen wir nicht“, betont der Fachvorsitzende. Für PWG-Schülersprecher Johannes Hoffmann, der sich gerade auf die Abiturprüfungen vorbereitet, passt dieser Ansatz offenbar genau: „Da kann ich auch mal den Kopf freibekommen und noch etwas Gutes für meine Gesundheit tun.“

Ebenso wie das PWG Merzig nimmt auch das Robert-Schuman-Gymnasium (RSG) Saarlouis an der Online Schule Saarland teil, um über diese Plattform mit den Schülern zu kommunizieren.

 Kopf frei: PWG-Schülersprecher Johannes Hoffmann

Kopf frei: PWG-Schülersprecher Johannes Hoffmann

Foto: Leonard Hoffmann (Privat)

Kontakt halten die Sportlehrer Florian Bohr und Yann Klotz zudem per Mail, Telefon und mit Videokonferenzen, stellen Videos und Internet-Links bereit. Auf Instagram gibt es zudem eine RSG-Challenge, bei der koordinative und konditionelle Aufgaben verschiedener Schwierigkeit erledigt werden müssen. „Die Challenges können von der gesamten Schulgemeinschaft, sogar von Eltern und Bekannten durchgeführt werden“, betonen die beiden Sportlehrer. Damit hat das RSG-Angebot wohl ein Alleinstellungsmerkmal, meinen Florian Bohr und Yann Klotz.

 Fachvorsitzender Sport am PWG, Michael Berndt.

Fachvorsitzender Sport am PWG, Michael Berndt.

Foto: Jana Berndt (Privat)

Ihre Idee dabei war es, „in Zeiten des Home-Schooling einen Ausgleich zum E-Learning Alltag zu ermöglichen und trotz social distancing das Gemeinschaftsgefühl zu erhalten“, erklären sie. Die Corona-Krise schafft offenbar nicht nur neue Angebote, sondern treibt Digitalisierung und Anglizismen weiter voran. „Die gesamte Schulgemeinschaft nimmt das Angebot überraschend positiv an“, freuen sich die Sportlehrer, dass „ein starkes Gemeinschaftsgefühl in schwierigen Zeiten“ entsteht. Eine Leistungskontrolle gibt es bei den turnerischen und gymnastischen Übungen nicht, „da Arbeitsaufträge während der präsenzfreien Zeit nicht bewertet werden dürfen.“

Etwas anders ist die Situation am Technisch-Wissenschaftlichen Gymnasium in Dillingen als reinem Oberstufen-Gymnasium. „Wir müssen den verbindlichen Abiturprüfungsfächern eine höhere Priorität einräumen als dem Fach Sport“, erklärt TWG-Schulleiter Herbert Jacob. Die letzten Tage und Wochen hätten aber gezeigt, dass „sowohl die Lehrer wie die Schüler noch viel lernen müssen im virtuellen Unterrichten!“.

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