Schöne Ehrensalve

Saarlouis · Eine Abordnung des 4. Rheinischen Infanterieregimentes Nr. 30 („Dreissiger“) erschien auf den Tag genau nach 145 Jahren wieder auf dem Gefechtsfeld im französischen Bethoncourt. „Janz famos“, würde der Original-Preuße wohl dazu gesagt haben: Dieses Mal traten die Preußen auf Einladung an.

 Eintracht: Links die 30er, rechts schließen sich französische Infanteristen im Stil von 1870/71 an. Foto: Frank Morgenthal

Eintracht: Links die 30er, rechts schließen sich französische Infanteristen im Stil von 1870/71 an. Foto: Frank Morgenthal

Foto: Frank Morgenthal

In voller preußischer Uniform traten am Wochenende die Dreissiger im französischen Bethoncourt an, in der Nähe von Belfort. Exakt vor 145 Jahren waren sie schon einmal da, damals in feindlicher Absicht, unter anderem ging es um den Besitz der Festung Belfort. Jetzt kam das 4. Rheinische Infanterieregiment Nr. 30 allerdings auf ausdrückliche Einladung der Kommune von Bethoncourt, und auch nur zehn elf Mann: zum Treffen mit französischen Gruppen in 1870/71er Uniformen. Die echten Dreißiger wurden nach dem deutsch-französischen Krieg 1876 nach Saarlouis verlegt und blieben dort das Hausregiment bis zum Ende des Ersten Weltkriegs. Eine Gruppe Hobby-Preußen hat das Regiment mit viel Sachverstand und noch mehr Augenzwinkern auferstehen lassen.

In der Hauptsache ging es in Bethoncourt um Begegnung und um den immer noch leisen Schauer, den preußische Pickelhauben und Kanonen auf französischem Boden erregen.

Fazit des Vorsitzenden des Preußen-Clubs der Dreissiger, Dr. Frank Morgenthal: "Die Franzosen sagten, sie hätten nie gedacht, dass Preußen so lustig sein können." Die Probe zum nachgestellten Gefecht mit Pyrotechnik und Musik vom Band erschöpfte sich denn auch in einer Schneeballschlacht unter heftigem Gelächter. Am Sonntag dann beim feierlichen Gedenken an die vielen Toten der Schlacht sprach Morgenthal als dritter Redner: "Alles mucksmäuschenstill, danach tosender Applaus, der Maire hat tatsächlich herzhaft geweint. Schöne Ehrensalve, gekracht wie ein einziger Schuss, danach Rückmarsch", kabelte Morgenthal noch in der Nacht nach Saarlouis. "Ab diesem Zeitpunkt konnten wir uns vor Umherzungen, Gratulationen, Glückwünschen nicht mehr retten! Wir haben hunderte Hände gedrückt, sehr viel Zuspruch bekommen. Es war ja das erste Mal, dass Deutsche bei dieser Veranstaltung waren und wir haben es wohl gut gemacht."

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