Schnellerer Weg zur Schuldnerberatung

Saarlouis · Die Verschuldung von Privatpersonen nimmt weiter zu. Um gegenzusteuern, unterzeichneten am Freitagmorgen Vertreter der Awo und Caritas sowie Landrat Patrik Lauer eine neue Vereinbarung über die Schuldnerberatung im Kreis Saarlouis.

 Das neue Konzept zur Schuldnerberatung im Kreis Saarlouis unterzeichneten (von links) Cornelia Bechthold (Awo), Landrat Patrik Lauer sowie Peter Kiefer (Caritas). Foto: Johannes A. Bodwing

Das neue Konzept zur Schuldnerberatung im Kreis Saarlouis unterzeichneten (von links) Cornelia Bechthold (Awo), Landrat Patrik Lauer sowie Peter Kiefer (Caritas). Foto: Johannes A. Bodwing

Foto: Johannes A. Bodwing

Laut Gesetz ist der Landkreis zur Schuldnerberatung verpflichtet, wenn es sich um Personen handelt, die erwerbsfähig sind und zudem Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch, SGB, beziehen. Darüber hinaus werden im Landkreis aber auch andere Personenkreise beraten. Das machen seit 1988 die Arbeiterwohlfahrt Landesverband Saarland und der Caritasverband Saar-Hochwald im Auftrag des Landkreises. 2005 wurde dies auf eine vertragliche Basis gestellt und finanziell aufgestockt. Seit 1. Januar 2016 gilt eine neue Vereinbarung zwischen Trägern und Landkreis. Die unterzeichneten nun im Landratsamt die stellvertretende Direktorin des Awo Landesverbandes, Cornelia Bechthold, und der Vorsitzende des Caritasvorstandes, Peter Kiefer, sowie Landrat Patrik Lauer .

Wie bisher bringt der Landkreis Saarlouis jährlich etwa 280 000 Euro für die Schuldnerberatung auf. Die Träger steuern einen Eigenanteil bei, der schwer zu benennen sei. Denn die Beratung erfolge im Rahmen psychosozialer Hilfen, erklärte Bechthold. "Im Vordergrund steht dabei nicht die Höhe der Verschuldung, sondern die Belastung für die betroffenen Personen." Es gehe um den Erhalt von Zukunftsperspektiven, wenn beispielsweise 18-Jährige bereits so verschuldet seien, dass ein Arbeitgeber sie nicht mehr einstelle.

Vorrang für Beratung hätten die aktuellen Gefährdungssituationen, sagt Cornelia Bechthold. "Wenn Stromsperren auch Kinder gefährden könnten, oder es ist im Winter kein Heizöl mehr da." Zum gebe bei Einzelpersonen 30 bis 50 Gläubiger.

"Das wird unseren Partnern einiges abverlangen", sagte Lauer zum neuen Konzept. Dieses strafft Abläufe und senkt Kosten. Spätestens in einem Jahr sei zu prüfen, so Bechthold, "ist es mit den jetzigen Ressourcen zu schaffen, oder war es vielleicht zu ambitioniert". Wesentliches Ziel sind kürzere Wartezeiten. Aus vormals zwei bis drei Monaten sollen maximal drei Wochen werden für eine Basisberatung von erwerbsfähigen Personen des SGB. Für andere wären es maximal sechs Wochen. Geplant ist auch ein regelmäßiger fachlicher Austausch zwischen Schuldnerberatungsstellen und dem Jobcenter sowie Sozialamt. Dazu präventive Informationsveranstaltungen zum Vermeiden von Überschuldung, pauschalisierte Abrechnungsverfahren und ein bundesweiter Datenabgleich. Der Landkreis wies 2014 eine Schuldnerquote von 9,92 Prozent auf, dagegen der Regionalverband Saarbrücken 14,17 Prozent. Das sind Personen ab 18 Jahren, bei denen sozusagen die Gesamtausgaben den Einnahmen davoneilen. Awo und Caritas stemmen die Beratung im Kreis Saarlouis mit je 1,75 Stellen.

Dem ersten Kontakt mit der Schuldnerberatung folgen meist langfristig Gespräche und Hilfen. "Das erfordert von den Betroffenen viel Selbstdisziplin", sagte Kiefer. Alle Beratungsstellen unterliegen einer Schweigepflicht.

Die Schuldnerberatung der Awo ist in Saarlouis , Prälat-Subtil-Ring 3a. Die Caritas hat Beratungsstellen in Saarlouis , Lisdorfer Straße 13, Dillingen, Neustraße 37, sowie Lebach, Mottener Straße 61.

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