Schiffe, Stahl und ganz viel Schrott

Saarlouis · Auch wenn die "Venezia" ein Schiff ist, so möchte man ihr dennoch eine gewisse Gelassenheit attestieren. Ruhig liegt sie da im Nordkai des Saarhafens, also in dem Teil, der zu Dillingen gehört und komplett an die Dillinger Hütte vermietet ist.

Der Südkai zählt zur Gemarkung Saarlouis. Aber ob Norden oder Süden, die "Venezia" scheint das nicht zu jucken, schließlich muss sie gerade ihre Arbeit verrichten. Sie gehört zu den durchschnittlich zwei Binnenschiffen pro Tag, die Rohstoffe wie Erz und Kohle anliefern, die für die Produktion von Stahl in der Hütte gebraucht werden. Entladen wird die "Venezia" von einem sogenannten Konti-Entlader, der in dieser Form einmalig in Europa ist und 1989 extra für die Dillinger Hütte gebaut wurde.

Der Konti-Entlader ist in der Lage, pro Stunde bis zu 2500 Tonnen Rohstoffe aus einem Schiff zu schaufeln, die dann über ein Förderband direkt zur Hütte transportiert werden. Es geht also recht zügig, bis die 3000 Tonnen Kohle an Bord der"Venezia" gelöscht sind. In der Regel werden die Schiffe , von denen etliche ausschließlich für die Hütte unterwegs sind, dann ebenfalls am Nordkai wieder mit Blechen beladen und treten die Reise zu einem der großen ARA-Häfen (Antwerpen, Rotterdam, Amsterdam) an. 1050 Meter lang und bis zu 46 Meter breit ist das Hafenbecken, das eine Mindesttiefe von drei Metern hat.

Gegenüber, am Ende des Südkais, hat die "Stella Maris" bei der DHUG (Dillinger Hafenumschlagsgesellschaft) angelegt, deren großes, blaues Silo, mit Platz für bis zu 1200 Tonnen Flugasche, schon von Weitem gut zu sehen ist.

Am anderen Ende des Südkais stehen, ebenfalls auffällig groß, die Tanks von Méguin/Liqui Moly. Zehn Stück an der Zahl, in denen je 1,8 Millionen Liter Mineralöl lagern, das zur Herstellung von Motoren- und Industrieölen verwendet wird. 30 Schiffe legen dort pro Jahr an, deren Inhalt dann über eine eigene Pipeline in die Tanks gepumpt wird.

Laut und dreckig geht es nebenan bei der Theo Steil GmbH zu, wo Geld mit dem Recycling von Schrott mit industrieller Verwertung verdient wird. 2014 wurden dort 180 000 Tonnen Schrott verarbeitet, 160 000 davon wurden auf dem Schiffsweg transportiert. Ganze Eisenbahnwaggons werden dort in ihre Einzelteile zerlegt. Schrott wird zerkleinert, geschnitten und gepresst, bis er eine Größe hat, die sich gut befördern lässt. Vor allem ins Stahlwerk, wo Schrott zur Herstellung von Stahl benötigt wird. Ein Schiff voller Schrott verlässt den Hafen pro Tag in Richtung Völklinger Hütte. Allein 10 000 Tonnen silbern glänzende Karosserieabschnitte von Ford landen pro Monat bei der Theo Steil GmbH. 24 Stunden am Tag fahren Lkw von Ford aus diesem Grund zum Hafen und zurück.

Es ist schon einiges los an so einem Tag im Saarhafen, immerhin ist er der größte deutsche Binnenhafen ohne regelmäßigen Containerverkehr.

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