Sag mir, wo die Krähen sind . . .

Saarlouis · Nicht jeder liebt sie, aber merkwürdig ist es schon, wenn sie auf einmal nicht (mehr) da sind: die Krähen. Leser-Reporter Kurt-Dieter Balewski aus Saarlouis fragt sich und uns, wo sie geblieben sind.

 Krähen sind in unserer Gegend häufig in großer Zahl zu sehen und zu hören – zurzeit ist das nicht der Fall. Foto: voj

Krähen sind in unserer Gegend häufig in großer Zahl zu sehen und zu hören – zurzeit ist das nicht der Fall. Foto: voj

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Kurt-Dieter Balewski aus Saarlouis macht sich Sorgen. Seit über einer Woche, berichtet er, habe er keine Krähe mehr gesehen. "Wo sind sie hin?", fragt er sich und unsere Zeitung. Und: "Wurden sie vergiftet?"

Wir haben bei der Stadtverwaltung nachgefragt, die erst einmal erklärt, dass nach dem jetzt abgeschlossenen Brutgeschäft die Krähen natürlicherweise nicht mehr in großen Gruppen leben. Weil sie außerdem wegen der großen Hitze und Trockenheit Probleme bei der Nahrungssuche haben, seien sicherlich auch einige abgewandert.

Vergrämung findet nicht statt

So genannte Vergrämungs-, also Vertreibungsaktionen, die angemeldet sein müssten, gibt es zurzeit nicht. Zum Verdacht, einige der Tiere könnten vergiftet worden sein, verweist die Saarlouiser Verwaltung an Christoph Braunberger, Experte für Vögel und Nabu-Mitglied. Der bestätigt, dass wegen der Trockenheit sicherlich viele der Krähen in Gebiete geflüchtet seien, wo die Ernährungslage besser ist. Aber er muss auch über "mindestens 200 Krähen, eventuell mehr, im Bereich Saarlouis " berichten, die durch Rattengift verendet sind. Das kann sowohl durch direkte Aufnahme passieren als auch dadurch, dass sie vergiftete Tiere gefressen haben. Opfer des Gifts ist auch eine komplette Uhu-Familie in Wadgassen geworden.

"Fachgemäß ausgebracht werden Rattengift in der Kanalisation und Mäusegift in der Erde versteckt", sagt Braunberger. Oft werde das Gift aber überirdisch ausgelegt. Wenn dann Krähen - oder auch Katzen und Hunde - Nagetiere fressen, bevor das Gift seine Wirkung verloren hat (was nach ein, zwei Tagen der Fall ist), kann das Aas den Fresser tödlich vergiften. Leider, klagt Braunberger, "ist die nicht fachgemäße Vergifterei an der Tagesordnung". Er appelliert daher an alle, die Mäuse und Ratten bekämpfen, dies so zu tun, dass die anderen Tiere nicht gefährdet werden.

Um die Krähenpopulation an sich, sagt der Ornithologe, brauche sich der Naturfreund allerdings keine Sorgen zu machen. "Wir haben hier bei uns den höchstmöglichen Bestand, sodass die Art, obwohl sie geschützt ist, hier nicht in Gefahr ist", sagt Braunberger zu den "sehr schlauen Tieren", die in besiedelten Gegenden meist viele offene Nahrungsquellen, wie zum Beispiel Komposthaufen mit Küchenabfällen und Brot, finden.

Und warum stolpern Spaziergänger nicht ständig über verendete Krähen? "In der Natur bleiben tote Tiere nicht lange liegen", sagt Braunberger. Es gibt viele Tiere, die ein Stück Krähe nicht verachten.

Den Tipp für diesen Artikel bekamen wir von Leser-Reporter Kurt-Dieter Balewski aus Saarlouis . Haben Sie Spannendes zu berichten oder besondere Fotos? Schicken Sie uns alles: Sprachnachricht, SMS/Fax oder MMS mit Foto an (06 81) 5 95 98 00, E-Mails an leser-reporter@sol.de.

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