IG-Metall-Versammlung Saarschmiede als Verlierer beim Atomausstieg

Fraulautern · Bei der 7. Delegiertenversammlung der IG Metall in Völklingen stand die Arbeitsplatzsicherheit im Fokus der Gespräche.

 Auf dem Podium bei der Delegiertenversammmlung der IG-Metall-Geschäftsstelle Völklingen: (von links) Robert Hiry, Guido Lesch, Ferdinand Weidig, Lars Desgranges, Alfonso Liuzzo und Daniel Spengler.

Auf dem Podium bei der Delegiertenversammmlung der IG-Metall-Geschäftsstelle Völklingen: (von links) Robert Hiry, Guido Lesch, Ferdinand Weidig, Lars Desgranges, Alfonso Liuzzo und Daniel Spengler.

Foto: Johannes A. Bodwing

(az) Arbeitsplätze sichern, aber auch die Würde des Menschen wahren. In diesem Spagat engagiert sich die Geschäftsstelle der IG-Metall Völklingen. Aber die Bedingungen werden immer schwieriger, die Veränderungen erfolgen immer schneller. „Die Menschen haben Angst vor diesen gewaltigen Veränderungen“, sagte der zweite Bevollmächtigte, Guido Lesch, am Mittwochabend zur Eröffnung der 7. Delegiertenversammlung. Als Gewerkschaft müsse man „klaren Kopf behalten und Ruhe bewahren“. „Wer am Sonntag nicht wählt“, sagte Lesch vor 109 Delegierten im Vereinshaus Fraulautern, „wird regiert.“

„Die Metall- und Elektroindustrie befindet sich seit Jahren in einer robusten Konjunkturlage“, stellte der erste Bevollmächtigte, Robert Hiry, dar. Vor diesem Hintergrund gehe die IG-Metall in die nächste Tarifrunde. Forderungen seien unter anderen sechs Prozent mehr Löhne und Gehälter sowie eine höhere Ausbildungsvergütung. Um ihre Forderungen durchzusetzen, erklärte Hiry, gebe es im Januar 2018 erste Warnstreikwellen. „Entweder gibt es im Februar ein Ergebnis, oder es kommt zur Eskalation, das heißt Urabstimmung und Streik.“ Die Kasse sei mit rund 4,8 Millionen Euro gut gefüllt. Und 28 499 Mitglieder habe die Geschäftsstelle Völklingen.

Herausforderung seien die Arbeitsplätze und Zukunftschancen der Stahlindustrie, führte Hiry weiter aus. Dumpingpreise im Ausland machten ebenso Probleme wie hohe Umweltauflagen. Auf EU-Ebene soll dazu eine so genannte Trilogsitzung stattfinden. „Wir erwarten, dass endlich Taten folgen“, so  Hiry.

Aktuelles Sorgenkind der IGM ist die Saarschmiede in Völklingen, erläuterte Guido Lesch. 2007 wurde sie beschlossen, für etwa 450 Millionen Euro gebaut und 2010 eröffnet. Was damals noch sinnvoll schien, nämlich auf große Turbinenwellen für Megakraftwerke zu setzen, verursacht heute immense Verluste. Hauptgrund ist der Atomausstieg nach dem 2011 erfolgten Tsunami von Fukushima. 450 Arbeitsplätze sind bedroht. Lesch forderte neue Produkte der Saarschmiede, um am Markt zu bestehen. Beispielsweise Abfallbehälter für den Rückbau von Atomkraftwerken. Vor allem aber dürfe es „betriebsbedingte Kündigungen nicht geben“.

Die Saarschmiede sei symptomatisch für „ein systematisches Führungsproblem“ in der deutschen Wirtschaft, kritisierte Lesch. Es gebe zu viele Akademiker, wo Praktiker gefragt wären.

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