Landrat Patrik Lauer über die jüngsten Corona-Beschlüsse „Vielen stinkt es, mir stinkt es auch“

Saarlouis · Enttäuscht und verärgert zeigte sich der Saarlouiser Landrat Patrik Lauer (SPD) am Dienstag über die Ergebnisse der jüngsten Bund-Länder-Konferenz. „Diese Maßnahmen sind wenig kreativ und ich habe erhebliche Zweifel daran, ob sie wirklich die geeigneten Mittel sind, um den erwünschten Durchbruch im Kampf gegen die Pandemie zu erzielen“, sagte Lauer im Gespräch mit der SZ.

Patrik Lauer, Landrat Landkreis Saarlouis   Foto: Andrew Wakeford/   Landkreis    Saarlouis

Patrik Lauer, Landrat Landkreis Saarlouis Foto: Andrew Wakeford/ Landkreis Saarlouis

Foto: Andrew Wakeford/Landkreis Saarlouis

In den Gesprächen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten der Länder wurde unter anderem beschlossen, den bestehenden Lockdown bis zum 18. April zu verlängern und über die Osterfeiertage besonders strenge Regeln zu verhängen.

Lauer ist seinen Worten nach nicht mit der generellen Herangehensweise der Bundesregierung einverstanden, das ganze Vorgehen alleine an den Inzidenzwert zu koppeln und Schließungen als einzige adäquate Maßnahme zur Eindämmung der Pandemie anzusehen. „Ich denke, viele Infektionen finden mittlerweile im privaten Bereich statt, dem kann man mit dem Einschränken des öffentlichen Lebens nicht beikommen“, so der Landrat. „Aber selbst wenn ich der Ansicht wäre, dass diese Maßnahmen helfen, dann sind sie zu allem auch noch inkonsequent.“ Lauer fragt sich, was fünf Tage strenger Lockdown bewirken sollen, um die dritte Welle aufzuhalten. „Wenn, dann müssten diese Regeln für einen ganzen Infektionszyklus, für zwei Wochen gelten, um etwas zu erreichen. So ist diese Maßnahme halbherzig.“

Nach Ansicht des Landrates müsse man die Pandemie-Lage differenzierter betrachten. „Wir müssen darauf achten, wer jetzt erkrankt, wie voll die Intensivstationen sind, wie viele schwere Verläufe wir haben und wie weit wir mit dem Impfen und Testen sind“, sagt Lauer. „Statt einfach alles dichtzumachen, müssen wir eine Möglichkeit finden, wie mit dem Virus wieder gesellschaftliches Leben stattfinden kann. Einfach nur nach den Inzidenzen gehen, das kann nicht der Weg des Jahres 2021 sein.“

Denn man mute den Menschen erneut viel zu, gibt der Landrat zu bedenken. „Ich glaube es stinkt vielen, mir stinkt es auch“, sagt Lauer. Gleichzeitig stellt er klar: „Aber ich appelliere an alle Bürgerinnen und Bürger, den Weg noch einmal mitzugehen. Im Gegenzug erwarte ich von der Politik aber auch, dass sie endlich eine klare Linie vorgibt und sich daran hält. Aktuell hangeln wir uns nur von Konferenz zu Konferenz.“ Es wirke so, als stocherten die Verantwortlichen bei der Suche nach den richtigen Maßnahmen im Nebel. „Man muss den Menschen eine Perspektive aufzeigen, ihnen ein Signal geben, wie man aus dieser Krise wieder herauskommt. Dass dieses Signal aus Berlin erneut ausgeblieben ist, halte ich für katastrophal“, betont der Landrat. „Was passiert nach dem 18. April, was ist, wenn diese Maßnahmen nicht greifen? Das sagt in Berlin niemand. So kann man keine Politik machen.“

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