Saarlouis nimmt Theater in Besitz

Saarlouis · Sonntag, 10. Juli, nahmen die Saarlouiser ihr umgebautes Theater am Ring in Besitz: Das war die Botschaft der nicht endenden Mengen an Besuchern an diesem heißen Nachmittag. Sie zogen durch die Foyers, von Saal zu Saal, schauten sich einen bunten Querschnitt an von Bauchtanz über Eddi Gimler und Ro Gebhardt bis zu Alfred Gulden . Man mochte glauben, dass es auch klappen könnte mit der Mahnung von Annegret Kramp-Karrenbauer vom Vormittag: das Haus solle sich an alle wenden, auch an Leute, für die ein Besuch von Kulturveranstaltungen nicht so selbstverständlich sei. Die Debatte darüber lohne die gleiche Leidenschaft, wie sie die Beteiligten und die Bürger während des Umbaus gezeigt hätten. Den Festakt am Vormittag begleiteten Herry Schmitt und Gabriela Gerstner.

Es war ein langer Weg bis zu diesem Tag. "Das Theater um das Theater so alt ist wie das Theater selbst. Weg und die Schrittfolge waren sehr, sehr lange", fasste OB Roland Henz im Festakt zusammen. Das Theater wurde 1960 eröffnet, 1978, in den 80ern und in den 90ern saniert. Vor 2000 versuchte die Stadt erfolglos, es an einen Investor zu verkaufen. Mancher im Rat wollte den Abriss. 2001 wurde es wegen Baumängeln geschlossen, 2005 provisorisch wieder eröffnet und im Januar 2013 ganz geschlossen: Der Umbau begann. Valentiny-Pläne wurden seit 2008 diskutiert.

Es war nicht nur der Umbau eines Gebäudes aus Gründen bröckliger Bausubstanz. Die Ministerpräsidentin erinnerte sich, wie Henz ihr, da noch Innenministerin, kurz nach seinem Amtsantritt seine Vision von einer Kulturmeile erklärt habe. Das Theater und die Altstadtkaserne spielten darin eine zentrale Rolle. Die Kulturmeile fiel bescheidener aus als geplant, weil die Polizei nicht aus dem Bau ausziehen wollte. Doch das Theater wurde jetzt ein Wahrzeichen der Stadt mit weiter Ausstrahlung. Es bildet darin einen Dreiklang mit der Modellierung des Ravelin V und dem Institut für aktuelle Kunst im Saarland, dem bald ein regionales, vom Land mitfinanziertes Nachlassarchiv für regionale Künstler angegliedert wird.

Kultur gilt dabei als Standortfaktor, eine wirtschaftliche Kategorie. Dabei vermittelt Kultur etwas ganz anderes, wie zum Beispiel Valentiny sagte: Nach dem Zweiten Weltkrieg seien mit Vorrang Opernhäuser , Kirchen und Theater aufgebaut worden, "weil sie den Menschen Hoffnung vermitteln. Nur Futterverwerter zu sein, das ist zu wenig für den Menschen". Pfarrer Jörg Beckers unterstrich, dass sich Kunst nicht fremden Zwecken unterwerfe. Ähnlich Kramp-Karrenbauer, die an den Bau des Saarlouiser Theaters nach dem Zweiten Weltkrieg, in den 50ern, erinnerte. Aus dieser Zeit war Manfred Kaese, damals Bauleiter, bei der Eröffnung gestern dabei, ebenso Viktoria Gill, Tochter von Ernst Gill, der den Bau zunächst als Filmsaal bauen ließ.

Es steckte viel Respekt vor Kultur als menschlicher Leistung in dem Festakt, und für diesen Respekt warb auch Architekt Valentiny. "Respekt ist das Wichtigste, was wir haben." Er habe auch den Umbau des Theaters geprägt. Als Respekt definierte er, das Alte auch im Gestalten des Neuen gelten zu lassen. So kam es zu den harten Kontrasten aus dem, was beim Sanieren freigelegt und stehen gelassen wurde, zu dem, was, eher weich, hochwertig, neu aufgestellt wurde (wir berichteten).

Henz würdigte auch den stellvertretenden Amtsleiter Ralf Hoffmann: "Er hat den Theaterbau zu seiner persönlichen Sache gemacht und war Tag und Nacht damit befasst. Unbeirrt von Zweifeln, Vorwürfen, Brandschutz- und teilweise überzogenen Vorschriften, Insolvenzen und schlechter Witterung hat er seine Arbeit gemacht."

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