Ausstellung zeigt Schicksale in Auschwitz Schicksale von Kindern in der Hölle Auschwitz

Saarlouis · Hunderttausende Kinder erlitten in dem Vernichtungslager Unvorstellbares. Darauf geht eine Ausstellung in Saarlouis ein.

 Die Saarlouiserin Ricarda Kunger, Vorsitzender Synagogengemeinde Saar, eröffnete die Ausstellung „Die Kinder von Auschwitz“ im Städtischen Museum.

Die Saarlouiserin Ricarda Kunger, Vorsitzender Synagogengemeinde Saar, eröffnete die Ausstellung „Die Kinder von Auschwitz“ im Städtischen Museum.

Foto: Sophia Tull/Stadt Saarlouis

Mutterseelenallein, halb verhungert. Die eingefallenen Gesichter voll Kummer und Sorge, die kleinen Körper von Krankheiten und Erfrierungen gezeichnet, die Augen leer. Von Eltern und Geschwistern getrennt, eingesperrt, misshandelt, starben viele, viele Tausende Babys, Kleinkinder und Kinder im Vernichtungslager Auschwitz. Die Frage, wie Menschen zu solchen Gräueltaten fähig sein können, wie sie in Deutschland und Europa im Namen des Nationalsozialismus verübt wurden, ist auch fast 80 Jahre später nicht weniger drängend.

Die Schicksale der Kinder in diesem Völkermord rühren besonders an. Derzeit und noch bis 19. Februar ist die Ausstellung „Die Kinder von Auschwitz“ im Dachgeschoss des Städtischen Museums Saarlouis zu sehen. Auf 38 Schautafeln sind die oft kurzen Lebensgeschichten einzelner Kinder und Jugendlicher aufgearbeitet, sie erzählen vom Leben vor dem Krieg und ihrem Sterben – manchmal auch vom schwierigen Weiterleben.

Die Stadt Saarlouis setze mit dieser Wanderausstellung, die der Schulleiter des Max-Planck-Gymnasiusm (MPG), Christian Bravo Lanyi, angeregt hat, ihr Bestreben fort, der Opfer des Nationalsozialismus zu gedenken, sagte Oberbürgermeister Peter Demmer. Das Jahr 2023 stehe mit einer Reihe von Veranstaltungen, den Saarlouiser Toleranztagen (die SZ berichtete), im Zeichen des Kampfes gegen Hass und Rassismus. Unter anderem werden im Frühjahr weitere Stolpersteine für die zahlreichen Saarlouiser Opfer des Holocaust verlegt. Diese Ausstellung, „der ich recht viele Besucher wünsche“, sei besonders wichtig, erklärte Ricarda Kunger, Vorsitzende der Synagogengemeinde Saar und Saarlouiser Bürgerin, vor den rund 25 Besuchern bei der Eröffnung: „Weil sie sich einem speziellen Aspekt des Holocaust widmet, nämlich dem der Kinder als Opfer.“

Nur die allerwenigsten Babys, Kinder und Jugendlichen, nur rund 750 von 232 000, konnten aus dem Konzentrationslager Auschwitz noch lebend gerettet werden. Schon die nackten Zahlen sind erschreckend. Doch hinter jeder einzelnen Zahl steht ein schlimmes Schicksal: Den Kinderfotos aus glücklichen Zeiten vor dem Krieg, mit arglosen Gesichtern, nicht ahnend, welche Gräuel sie erwarten, stehen die von Elend, Hunger, Leid und Schmerzen zerschundenen Kinderseelen im KZ gegenüber; dies verdeutlicht das Ausmaß der unvorstellbaren Taten.

Die Kinder im Lager waren bis auf die Knochen abgemagert, ihre Körper mit Bissspuren der Hunde und mit Geschwüren übersät, sie konnten keine Nahrung mehr bei sich behalten. Alle waren schwer krank, litten zum Teil an Lungen- und Hirnhautentzündungen. Wer die Hölle Auschwitz überlebte, war schwer traumatisiert, für das ganze Leben gezeichnet. Die Kinder mussten lernen, auch seelisch zu überleben, heißt es im Begleittext zur Ausstellung.

Ihre Lebensgeschichten hat der preisgekrönte Journalist Alwin Meyer mühevoll recherchiert; er hat in 45 Jahren weltweit nach Überlebenden gesucht, in vielen persönlichen Gesprächen ihr Vertrauen gesucht, um ihre Geschichten zu erzählen.

Zwei Fälle aus Saarbrücken seien in der jüdischen Gemeinde im Saarland noch präsent, berichtete Kunger, die der Kinder der Familien Bohnem und Weinstock, die in Konzentrationslager deportiert worden waren. Ob weitere Kinder aus dem damaligen Saargebiet in Auschwitz inhaftiert waren, habe man in der Kürze der Zeit nicht recherchieren können, ergänzte Kunger: Immer noch sei viel zu wenig aufgearbeitet, was sich damals auch an der Saar ereignet habe. Sie selbst habe erfahren, dass man später „diese deprimierenden Ereignisse gerne verdrängte“.

Denn: „Dieses unermessliche Leiden konnte und wollte man nicht fassen.“ Die Ausstellung könnte dabei helfen, das Grauen ein klein wenig begreifbarer zu machen, meint sie – „sofern wir es zulassen“.

 Die Ausstellung „Die Kinder von Auschwitz“ ist bis 19. Februar im Städtischen Museum Saarlouis zu sehen.

Die Ausstellung „Die Kinder von Auschwitz“ ist bis 19. Februar im Städtischen Museum Saarlouis zu sehen.

Foto: Nicole Bastong

Die Ausstellung, die bis Sonntag, 19. Februar dauert, ist geöffnet von Dienstag bis Freitag in der Zeit von 10 bis 13 und von 14 bis 17 Uhr, Samstag und Sonntag von 14 bis 17 Uhr. Für Schulklassen und Gruppen sind auch außerhalb dieser Zeiten Besuche möglich, nach Vereinbarung per Telefon (0 68 31) 698 98 22 oder auch per E-Mail museum@saarlouis.de.

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