Rund um die Uhr die Züge im Blick

Dillingen. Es ist nicht der Lokführer, der die Züge durch die Lande führt. "Der gibt nur Gas oder bremst", erklärt Thorsten Sälinger, zuständiger Sprecher der Deutschen Bahn für das Saarland. Ob jedoch eine Strecke für die Fahrt frei ist, und welche Weiche in welche Richtung gestellt wird, das entscheiden andere

 Das Dillinger Stellwerk steht seit 1956 südwestlich des Bahnhofs, zwischen der Bahnstrecke Trier-Saarbrücken und dem Dillinger Rangierbereich. Fotos: Johannes A. Bodwing

Das Dillinger Stellwerk steht seit 1956 südwestlich des Bahnhofs, zwischen der Bahnstrecke Trier-Saarbrücken und dem Dillinger Rangierbereich. Fotos: Johannes A. Bodwing

Dillingen. Es ist nicht der Lokführer, der die Züge durch die Lande führt. "Der gibt nur Gas oder bremst", erklärt Thorsten Sälinger, zuständiger Sprecher der Deutschen Bahn für das Saarland. Ob jedoch eine Strecke für die Fahrt frei ist, und welche Weiche in welche Richtung gestellt wird, das entscheiden andere.Den nötigen Überblick dafür haben die Fahrdienstleiter im Stellwerk. Ein solches Stellwerk ragt seit 1956 im Südwesten des Dillinger Bahnhofs turmartig auf. Ganz oben sind rundum Glasfenster eingelassen, wie beim Tower auf einem Flugplatz. Von dort haben die Fahrdienstleiter ein- und ausfahrende Züge im Blick sowie auch rangierende Loks. Über Zugbewegungen außerhalb des Sichtbereiches informieren Telefon, Fax und Anzeigen auf Computerbildschirmen.

Das Telefon klingelt. "Jetzt sagt Hemmersdorf Bescheid, dass der Zug abgefahren ist", erklärt Fahrdienstleiter Gerhard Heinrich. In Hemmersdorf gebe es noch eine Fahrdienstleiterin, die das Dillinger Stellwerk informiere. "Von hier leiten wir die Züge auch bis zur Dillinger Hütte und den Fordwerken und bis zum Röderberg. Dazu noch eine Privatstrecke nach Limbach und die Verbindung Dillingen-Niedaltdorf."

Heinrich weist zum linken unteren Rand des breiten Schaltpultes. Die Gleise im Umfeld des Dillinger Bahnhofs sind dort als einzelne Streckenabschnitte nachgebildet. Für jeden davon können Weichen und Signale von hier oben geschaltet werden. Saarbrücken hingegen wird seit 2003 von Karlsruhe aus gesteuert. Dort war Gerhard Heinrich 24 Jahre lang im Einsatz.

Ursprünglich wurde alles von Hand gemacht. Dann über lange Hebel und Stahldrähte, später elektrisch und inzwischen sogar digital. In Dillingen steuern die Fahrdienstleiter den Zugverkehr über das SpDrL 20, ein so genanntes Spurplan Drucktastenstellwerk der Firma Lorenz. "Das Erste dieser Art in der BRD stand im September 1956 in Offenbach", weiß Bezirksbetriebsleiterin Isabel Milbradt. "In Dillingen wurde es etwa im Mai '56 aufgebaut - aber da war das Saarland noch selbstständig." Ersatzteile müssen inzwischen aus ausrangierten Stellwerken recycelt werden.

Ein Zug von Saarbrücken taucht unter der Bahnbrücke auf. Auf dem Stellpult leuchten Streckenabschnitte rot, die sind dann für andere Züge gesperrt. Eine freie Strecke leuchtet weiß. Fürs Umschalten müssen immer zwei Schalter gedrückt werden. "Aus Sicherheitsgründen", sagt Heinrich. Zwei Mann bewältigen im Stellwerk Dillingen den Tagesbetrieb, von 7.30 Uhr bis 17.30. In den anderen Zeiten ist jeweils ein Einzelner für den reibungslosen Ablauf verantwortlich. Drei Schichten gibt es rund um die Uhr.

 Fahrdienstleiter Gerhard Heinrich schaltet am SpDrL 20 die Zugstrecken frei.

Fahrdienstleiter Gerhard Heinrich schaltet am SpDrL 20 die Zugstrecken frei.

 Das Dillinger Stellwerk steht seit 1956 südwestlich des Bahnhofs, zwischen der Bahnstrecke Trier-Saarbrücken und dem Dillinger Rangierbereich. Fotos: Johannes A. Bodwing

Das Dillinger Stellwerk steht seit 1956 südwestlich des Bahnhofs, zwischen der Bahnstrecke Trier-Saarbrücken und dem Dillinger Rangierbereich. Fotos: Johannes A. Bodwing

 Fahrdienstleiter Gerhard Heinrich schaltet am SpDrL 20 die Zugstrecken frei.

Fahrdienstleiter Gerhard Heinrich schaltet am SpDrL 20 die Zugstrecken frei.

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