Rund 15 000 Mal rückte die Polizei aus

Saarlouis · Keinen Mord, aber mehr Internetbetrügereien über ebay und einen leichten Anstieg der häuslichen Gewalt spiegelt die Kriminalstatistik 2014 für Saarlouis und Dillingen. Weniger Arbeit macht inzwischen die Altstadt.

 Christian Zimmer, Leiter der Polizeiinspektion Saarlouis, Peter Groß, Leiter der Polizeiinspektion Dillingen und Heribert Hans, Leiter des Kriminaldienstes für Saarlouis und Dillingen (v.l.). Foto: Seeber

Christian Zimmer, Leiter der Polizeiinspektion Saarlouis, Peter Groß, Leiter der Polizeiinspektion Dillingen und Heribert Hans, Leiter des Kriminaldienstes für Saarlouis und Dillingen (v.l.). Foto: Seeber

Foto: Seeber

Warum sollte es in Saarlouis und Dillingen anders sein als im Rest des Landes: Wie im ganzen Saarland verzeichneten auch diese beiden Polizeiinspektionen im Jahr 2014 mehr Straftaten. So registrierte die Polizei Saarlouis, die für den Stadtbereich und die Gemeinde Wallerfangen zuständig ist, 4800 Straftaten und damit 12,1 Prozent mehr als 2013; die Polizei Dillingen, die für Dillingen und die Gemeinden Nalbach und Rehlingen-Siersburg zuständig ist, nahm 2989 Straftaten auf und damit 2,8 Prozent mehr.

Die Kriminalstatistik stellten die Inspektionsleiter Christian Zimmer (Saarlouis) und Peter Groß (Dillingen) gemeinsam vor. Zu insgesamt rund 15 000 Einsätzen rückten die 110 Beamten aus Saarlouiser und die 46 aus Dillingen demnach 2014 aus; davon über 3300 Mal zu Verkehrsunfällen.

Einen Schwerpunkt der Polizeiarbeit machen die vielen Wohnungseinbrüche aus. 2014 waren es wiederum mehr: In Saarlouis stieg die Zahl im Vergleich zum Vorjahr von 113 auf 266, also auf mehr als das Doppelte; in Dillingen von 92 auf 145. Landesweit sehe das aber "noch dramatischer" aus, erklärte Zimmer. Aber, nach einer vorsichtigen Prognose, sei eine weitere Zunahme in diesem Jahr nicht zu befürchten. Allerdings steht die dunkle Jahreszeit erst vor der Tür.

Zwar gab es deutlich mehr Einbrüche, aber es konnten auch mehr aufgeklärt werden: Die Aufklärungsquote lag in Saarlouis mit 26,3 Prozent weit über dem Landesschnitt von 14 Prozent, "sehr erfreulich" für Zimmer: "Eine solch hohe Aufklärungsquote hatte sonst kein Kriminaldienst im Saarland", lobte er. Auch Dillingen ist mit einer Aufklärungsquote von 17,9 Prozent überdurchschnittlich. "Erwähnenswert" findet es Groß, dass sich unter anderem durch Präventionsarbeit in der Bürgerschaft viel getan habe. "Die Leute schützen sich besser und sie sind aufmerksamer."

Einen Serieneinbrecher konnte der Kriminaldienst der PI Saarlouis, zuständig für beide Bereiche, schnappen und damit die Aufklärungsquote deutlich erhöhen: Allein 81 Einbrüche gingen auf das Konto eines 46-jährigen Wallerfangers, der inzwischen zu einer Haftstrafe verurteilt wurde.

In Dillingen hatte der Kriminaldienst weniger Glück: Trotz "intensivem Einsatz" konnte die Diebesbande, der die Polizei eine Serie von 48 Einbrüchen vornehmlich in Geschäfte rund um den Odilienplatz zuschreibt, nicht dingfest gemacht werden. Die Einbruchsserie, die im Dezember begann und im Februar 2015 abrupt endete, konnte nicht aufgeklärt werden, bedauerte Heribert Hans, Leiter des Kriminaldienstes.

Einen weiteren Schwerpunkt in der Kriminalstatistik bildet die gestiegene Zahl der Taschendiebstähle: Über 200 waren es 2014. Diese kommen besonders häufig in Geschäften vor, und vor allem in den Städten, weil es dort mehr davon gibt. Sehr wenige Täter würden dabei geschnappt.

Bei Jugendlichen zwischen 14 und 18 Jahren machen Diebstähle übrigens den größten Teil der Vergehen aus. Immer öfter komme es aber auch vor, dass Schulhof-Schlägereien zwischen Jugendlichen bei der Polizei landeten, beschreibt Hans; hier bemerkt er ein "neues Anzeigeverhalten der Eltern". Jugendliche unter 21 Jahren sind jedoch keine Problemgruppe: Sie machen nur knapp 20 Prozent der rund 3000 Tatverdächtigen aus, die die Polizei 2014 in Saarlouis und Dillingen ermittelte. Einen Mord hatten die Saarlouiser und Dillinger Polizisten 2014 glücklicherweise nicht aufzunehmen. Bei den "Rohheitsdelikten", zu denen eine Bandbreite von Straftaten von Körperverletzung über Erpressung und Nötigung bis zu Raub zählen, gab es in Saarlouis mit 661 Fällen (im Vorjahr 678) sogar einen leichten Rückgang; in Dillingen waren es jedoch wieder einige mehr, mit 476 Fällen (im Vorjahr 446).

Zu diesem Bereich der Kriminalitätsstatistik zählt auch die häusliche Gewalt , die in den meisten Fällen von einem Mann gegenüber seiner Lebenspartnerin verübt wird, erläuterte Kriminaldienstleiter Heribert Hans: Die Zahl der Fälle stieg um 30 an. "Ein echtes Problem" sei in dem Bereich, dass zwar ein Strafverfahren eingeleitet werde, aber die Betroffenen oft keine Aussagen machen wollten. Ein "arbeitsintensives Deliktfeld, das den Beamten eine hohe Frustrationstoleranz abverlangt" nennt es PI-Leiter Christian Zimmer.

Auch die Cyberkriminalität nimmt zu: hauptsächlich Betrugsfälle über die Plattform ebay, bei denen bezahlte Waren nicht versandt wurden. "Insbesondere bei unüblichen Zahlungsweisen oder bei ungewöhnlich günstigen Angeboten" sollte man Misstrauen bewahren, rät die Polizei .

Weniger Arbeit macht indes ein früherer Brennpunkt, die Saarlouiser Altstadt, sagte Zimmer: Eine "gefühlte Unsicherheit" älterer Bürger ließe sich mit Zahlen nicht belegen, im Gegenteil "hatten wir hier schon eine ganz andere Problemlage". Dass es zu weniger Einsätzen in der Altstadt komme, liege auch "an den signifikant gesunkenen Besucherzahlen", an normalen Wochenenden wie an Massenevents, etwa Heiligmorgen.

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