Rock Wall in Saarlouis Grenzenlose Energie von der Insel

Saarlouis · Die britische Band Catfish begeisterte bei Rock Wall in Saarlouis. Musikalische Vorspeise war Black Cat Bone aus Tübingen.

 Die britische Bluesband „Catfish“ mit (von links) Frontmann Matt Long, Drummer Kevin Yates, Bassist Adam Pyke und Keyboarder Matt Long spielte bei Rock Wall in Saarlouis.

Die britische Bluesband „Catfish“ mit (von links) Frontmann Matt Long, Drummer Kevin Yates, Bassist Adam Pyke und Keyboarder Matt Long spielte bei Rock Wall in Saarlouis.

Foto: Johannes A. Bodwing

Wer Musik mag, die nicht nur laut ist, sondern auch intelligent komponiert, mit kritischen Texten und voller Dynamik, hatte Freitagnacht die Gelegenheit dazu. Und das kostenlos beim 8. Rock Wall Open-Air. Denn als erste Station ihrer kleinen Deutschlandtour hatte „Catfish“ Saarlouis angesteuert. Diese britische Bluesband steht ganz oben auf der Liste der englischen Musikkritiker.

Unter anderen waren sie 2018 Blues-Act of the Year. Die Band Catfish hatte Stefan Neuhäuser für hiesige Fans an Land gezogen. Der Geschäftsführer des „KommKultur“ in Saarlouis war nach den letzten Klängen genau so begeistert wie hunderte von Zuhörern. Der Großteil davon im gesetzteren Alter. Die waren schon vor 20 Uhr auf die ehemalige Liegewiese des Saarlouiser Freibades gekommen. Manche mit eigenen Decken, Stühlen und Proviant. Andere saßen an aufgestellten Biertischen und -bänken.

Als musikalische Vorspeise überzeugten „Black Cat Bone“ mit Bluesrock aus Süddeutschland. Genauer aus Tübingen, mit badischem Akzent bei der Begrüßung durch Schlagzeuger Uli Wagner. Sängerin Tanja Telschow hingegen klang wie aus dem tiefsten Süden der USA. Sie ist Gewinnerin des German Blues Award 2016. Einen sauberen rhythmischen Bluesrock lieferten die fünf grandiosen Musiker ab. Mit wesentlichen Akzenten auf kraftvollen Grooves von Gitarrist Gunter Richter und dem druckvollen Gesang Tanja Telschows.

Im Kontrast dazu kam „Catfish“ rau und mit ungestümer Energie daher. Dafür sorgte Frontmann Matt Long mit zwei Instrumenten. Seiner Gitarre, in deren Saiten er brachiale Akkorde drosch, der er sphärische Klänge entlockte wie in einem riesigen Dom und fein ziselierte Melodien bis an die Grenze der Lautlosigkeit. Dazu kam seine wandlungsfähige Stimme, die vom flehenden Wispern bis zum wütenden Aufschreien unter die Haut ging. Klare Bluesrhythmen zerlegte Long immer wieder mit kräftigen Rockriffs, baute daraus melodiöse Läufe und ließ seine Gitarre zwischendurch in Rückkopplungen verklingen. Die Kritik urteilt über den 24-jährigen Matt Long als größten jungen Gitarristen der heutigen Szene. Und die Band empfehle sich für einen Platz am britischen Rockfirmament.

 Die Band „Black Cat Bone“ aus Tübingen mit Frontfau Tanja Telschow

Die Band „Black Cat Bone“ aus Tübingen mit Frontfau Tanja Telschow

Foto: Johannes A. Bodwing

Aus stampfenden Rockelementen bis zu Einflüssen aus Gospel und Psychedelic mischte „Catfish“ kreative Kompositionen. Dazu gehörten auch technisch brillant eingesetzte Verzerrer und Echo auf einem soliden Fundament. Das schufen meist im Hintergrund Keyboarder Paul Long, Schlagzeuger Kevin Yates und Bassist Adam Pyke. Härtere Sounds nah am Metalsound reflektieren Einflüsse von Matt Longs zweitem Bandprojekt. Dort stehen rockigere Riffs und Gitarrentechniken im Fokus, die sich am Freitag in donnernden Crescendos manifestierten.

„Broken man“, ein Stück aus dem ersten Album der Band, begann wie ein schmachtender Country-Western-Song. Für das verhaltene „Ghosts“ vom dritten Album „Burning Bridges“ ist die aktuelle politische Situation in Großbritannien der Hintergrund. Passend dazu erinnerten „Catfish“ rockig an „The Root of All Evil“. In zahlreiche Titel flocht Matt Long minutenlange Soli ein. Die weckten Erinnerungen unter anderen an Jimi Hendrix, Alvin Lee und David Gilmour.

Gegen 22 Uhr hatten die vier Musiker die Bühne in Besitz genommen. Kurz nach Mitternacht verabschiedeten sie sich mit zwei Zugaben und einem nassgeschwitzten Frontmann, dem die Haare im Gesicht klebten. Von dem inzwischen etwas ausgedünnten Publikum frenetisch beklatscht.

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